Bootstouristen sind vom Osthafen begeistert

Saarbrücken · Mehr als 500 Motorboote werden wohl in diesem Jahr am Gaststeg im Osthafen anlegen – ein kleiner, aber feiner Beitrag zum Stadttourismus. Die Besucher schwärmen von der herzlichen Betreuung durch den Motorboot-Club Saar. Der macht sich für den Erhalt der Güdinger Schleuse stark.

Sie kommen aus Deutschland, fast ganz Europa und sogar aus Übersee in die Landeshauptstadt - Bootstouristen auf der Suche nach neuen Eindrücken, aber auch nach komfortablen Übernachtungsmöglichkeiten. Die meisten dieser Schiffe erreichen Saarbrücken über das französische Wasserstraßennetz. Während Auto-Urlauber oft Raststätten und Hotels ansteuern, müssen sich Binnenschiffer nach einem Liegeplatz in einem Hafen umsehen. Die gibt es, anders als vielleicht Auto-Parkplätze an Raststätten, nicht im Übermaß.

Seit 2007 existiert dort, am Rande der St. Arnualer Wiesen, ein Steg mit 17 Plätzen für durchreisende Gäste mit Sportbooten bis zu 15 Metern Länge. Neben dem Liegeplatz finden die Bootstouristen auch Toiletten, Duschen, Waschmaschinen und Trockner vor - und zwar zu Campingplatz-Preisen. Das Anlegen im Hafen kostet pro Nacht einen Euro je Bootsmeter. Der Gästesteg wird vom Motorboot-Club Saar, der im Hafen seinen Sitz hat (der Verein hat 74 Mitglieder mit 32 Booten), im Auftrag der Stadt Saarbrücken gegen eine Aufwandsentschädigung bewirtschaftet. Bei der Betreuung und Bewirtung der Urlauber leisten die Vereinsmitglieder um Präsident Heino Brand, 64, offenkundig mehr als das zu Erwartende. Wer sich die Gästebucheinträge (im Internet und im Buch) ansieht, trifft auf lauter schwärmende Besucher, die ihre Begeisterung sogar in Reime fassen und Zeichnungen hinterlassen. Sie loben nicht nur die Einrichtungen des Hafens, sondern auch die Sicherheit vor Beschädigungen und Diebstählen, die Ruhe, die Erlebnisse bei Landgängen, vor allem aber die Atmosphäre und Gastfreundschaft. Die ist vor allem mit dem Namen des ehrenamtlichen Hafenmeisters Johannes Hunger verbunden. Der 66-jährige gebürtige Hamburger müsste laut Vertrag "nur" zwei Stunden am Abend zur Verfügung stehen, ist aber immer zur Stelle, ständig per Handy erreichbar, fährt auch mal einen Gast zum Zahnarzt, verteilt Karten für Ausflüge, bringt den Leuten am Morgen frische Brötchen, ist also kurzum mit Geld nicht zu bezahlen und ein Leistungsträger des Saarbrücker Tourismus. Im vergangenen Jahr machten unter der Obhut Hungers exakt 511 Gastboote in Saarbrücken fest, heuer sind es bislang (Stichtag 23. August) 473, sodass bis Ende der Saison am 15. Oktober erneut mit einer Steigerung zu rechnen ist.

Wie Präsident Brand berichtete, legten zum Start 2007 am Steg 300 Gastboote an. Das seien von Anfang an mehr gewesen als erhofft. Die Klientel, pro Boot durchschnittlich drei Personen, sei überdurchschnittlich kaufkräftig und konsumfreudig, sollte also den Saarbrücker Tourismus-Verantwortlichen und dem Einzelhandel ein Augenmerk wert sein. Als Beispiel erzählen die Hafenbetreiber gern von dem englischen Bootseigner-Ehepaar, das während einer Pause in Saarbrücken den Hochzeitstag im Drei-Sterne-Lokal in der Mainzer Straße feierte.

Was allerdings wie Gewitterwolken über dem Gaststeg hängt, ist die drohende Schließung der Güdinger Schleuse. Würde sie wegfallen, wäre dies nach Worten von Brand quasi das Ende des Saarbrücker Bootstourismus. Der Hafen würde zur Sackgasse, in die kaum jemand reinfahren würde. Deshalb engagiert sich der Motorboot-Club Saar stark in der "Initiative pro Schleuse".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort