Stadtrat muss Aus für "Karren-Stiftung" beschließen

Saarbrücken. Was wird aus der alten Schule in Eschringen und dem Bürgerhaus in Rockershausen? Diese bange Frage stellen sich viele Vereine, die diese Gebäude regelmäßig nutzen. Denn die "Stiftung zur Pflege und Förderung örtlichen Gemeinschaftslebens und Zusammenhalts der Bürgerinnen und Bürger" steht vor der Auflösung. Die SPD nennt sie kurz "Martin-Karren-Stiftung"

Saarbrücken. Was wird aus der alten Schule in Eschringen und dem Bürgerhaus in Rockershausen? Diese bange Frage stellen sich viele Vereine, die diese Gebäude regelmäßig nutzen. Denn die "Stiftung zur Pflege und Förderung örtlichen Gemeinschaftslebens und Zusammenhalts der Bürgerinnen und Bürger" steht vor der Auflösung. Die SPD nennt sie kurz "Martin-Karren-Stiftung". Denn der CDU-Politiker war 2007 Chef der Stadtratsfraktion und gilt als Vater der Stiftung. Ihr Zweck: die laufenden Kosten fürs Bürgerhaus und die alte Schule zu decken. Dafür stattete der Stadtrat, in dem damals CDU und FDP die Mehrheit hatten, die Stiftung mit einer Million Euro aus. Karren ist heute Staatssekretär im Arbeitsministerium.Die Stiftung steht nun vor dem Aus. Mindestens fünf Prozent Zinsen sollte das Kapital bringen und mit dem Geld die Kosten der beiden Gebäude gedeckt werden, erklärt Karrens Parteifreund Gerd Hirschmann, einer der stellvertretenden CDU-Fraktionschefs im Stadtrat. Er findet die Idee Karrens immer noch gut. Denn es habe Schließungspläne für das Bürgerhaus Rockershausen gegeben. Aber er bedauerte gestern: "Es hat nicht funktioniert." Die Banken zahlten derzeit nur 1,7 Prozent. Hätte die damalige Koalition nicht wissen können, dass die Zinserwartung von fünf Prozent zu hoch angesetzt ist? Hirschmann: "Hinterher ist man immer schlauer." Er sitzt wie Günther Karcher (SPD) im Stiftungsrat. Der betont, es sei nicht gelungen, so genannte Zustifter - Privatpersonen und Firmen - zu finden. Die hätten neben den 50 000 Euro Zinsen nochmal denselben Betrag zuschießen sollen, sagt Karcher: "Nun ist die Grundlage für die Stiftung weg. Wir hatten von Anfang an große Bedenken."

Also haben Stiftungsrat und -vorstand nun die Auflösung empfohlen. Für Hirschmann und Karcher ist wichtig, dass die Vereine auch künftig die Gebäude nutzen können. In der Stiftungssatzung stehe, dass das Kapital weiter für gemeinnützige Zwecke eingesetzt werden müsse. Jetzt ist der Stadtrat am Zug und müsse die Auflösung der Stiftung beschließen, teilte Stadtpressesprecher Thomas Blug mit. Die Dezernentenkonferenz werde sich nächste Woche damit befassen.

Meinung

Jetzt die Notbremse ziehen

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel

Die Stiftungsidee des heutigen Staatssekretärs Martin Karren ist gescheitert: Die Landeshauptstadt Saarbrücken stellte der Stiftung eine Million Euro zur Verfügung, um die Kosten für zwei Gebäude aus den Zinsen und mit dem Geld von Spendern zu decken. Und schon wenige Jahre später stellt sich heraus, dass die Zinseinnahmen viel zu ehrgeizig kalkuliert waren.

Auch private Unterstützer sind nicht in Sicht. Also bleibt dem Stiftungsrat und dem Stiftungsvorstand nichts anderes übrig, als schnell die Notbremse zu ziehen und das Kapital zu retten. Noch länger zu warten, wie Martin Karren vorschlägt, wäre unverantwortlich.

Nun muss die Stadtverwaltung doch aus dem Haushalt das nötige Geld für die alte Schule in Eschringen und das Bürgerhaus in Rockershausen bereitstellen. Denn die Vereine brauchen die Räume dringend.

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