Wenn das Mutter-Tochter-Verhältnis aus dem Lot gerät

St Wendel · Konflikte zwischen Partnern oder Scheidungen der Eltern waren Situationen, bei denen das fünf-köpfige Team der St. Wendeler Lebensberatung gefordert war. Das Bistum Trier hat für 2014 den Jahresbericht vorgelegt.

Frau M. meldet sich zur Beratung an. Es gehe um ihre Beziehung zu ihrer 15-jährigen Tochter, die sich zurzeit "in allem" verweigere. Sie mache keine Hausaufgaben und habe keine Lust mehr auf Schule. Auch im Haushalt würde sie nicht mehr helfen. Außerdem sehe ihr Zimmer wie eine Müllhalde aus. Frau M. komme nicht mehr an ihre Tochter heran, hat das Gefühl, sie entgleite ihr. Kommunikation sei fast nicht mehr möglich. Es gebe nur noch Streit zwischen ihnen.

Mit einem anonymisierten Fallbeispiel aus der Arbeit der St. Wendeler Lebensberatung illustriert Diplom-Psychologin Kerstin Berlich einige Konflikte, die in der Pubertät zwischen Müttern und Töchtern auftreten können. Immer wieder suchten die Mütter in solchen Fällen Rat. War im Kindergartenalter und in der Grundschule das Verhältnis noch unproblematisch, so treten in der Pubertät , der "Rebellionszeit der Töchter ", Veränderungen in der Mutter-Tochter-Beziehung ein, schreibt Berlich im Jahresbericht 2014 der Lebensberatungsstelle St. Wendel des Bistums Trier. Ein Grund sei, dass die Töchter jetzt ihrer Mutter ebenbürtig sein wollen, eine wichtige Voraussetzung dazu sei die Abgrenzung.

In den vergangenen Jahren habe sich allerdings ein "Konkurrenzphänomen" entwickelt, das den Töchtern die Abgrenzung erschwert: Mütter sehen heute oft sehr jugendlich aus und sind äußerlich kaum von ihren Töchtern zu unterscheiden. Das macht es den Töchtern schwerer. Wichtig sei es, nicht in dieselbe Kommunikationsmuster zu verfallen wie die Töchter , rät Berlich den Müttern. Die sollen versuchen, ruhig und gelassen die Konflikt-Situation auszuhalten. Beim Streiten sollten sie ihre Gefühle offen und genau ausdrücken und vermeiden, ungefragt gut gemeinte Ratschläge zu erteilen.

Aktionen können Nähe schaffen

Gemeinsame Mutter-Tochter-Aktionen könnten wieder mehr Nähe herstellen. Werde die Entwicklung der Töchter gemeinsam gut durchlaufen, verbessere sich die Beziehung meist wieder mit dem jungen Erwachsenenalter. Es entstehe ein gutes, erwachsenes Mutter-Tochter-Verhältnis in dem wichtig ist, dass beide einander respektieren und das Miteinander auf Augenhöhe bleibt.

511 Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurden im vergangenen Jahr von dem fünfköpfigen Team der Lebensberatung unter Leitung von Sozialarbeiterin Theresia Wagner beraten. In die Beratungsgespräche einbezogen waren 590 weitere Personen, etwa Eltern oder Erzieherinnen. Darüber hinaus erreichte die Lebensberatung St. Wendel 153 Personen durch Kurse, Sprechstunden oder Weiterbildungen.

Die wichtigsten Themen bei den Kindern und Jugendlichen waren Trennung und Scheidung der Eltern , Umgang- und Sorgerechtsstreitigkeiten sowie Partnerkonflikte der Eltern . Bei den Erwachsenen waren die wichtigsten Themen Kommunikationsprobleme, psychische Instabilität und kritische Lebensereignisse oder Verlusterlebnisse.

Die Arbeit der Beratungsstelle kostete knapp 298 000 Euro, die zu 55 Prozent durch den Landkreis St. Wendel und zu 45 Prozent durch das Bistum Trier finanziert wurden. Für die Ratsuchenden ist das Angebot der Lebensberatung kostenfrei.

Die Lebensberatung des Bistums Trier in St. Wendel befindet sich in der Werschweilerstraße 23, Tel. (0 68 51) 49 27.

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