Narren erobern den Big Eppel

Eppelborn. Leere Kassen und Baustellen an allen Ecken und Enden. Es müssen schon Narren sein, die unter solchen Voraussetzungen Bürgermeister Fritz-Hermann Lutz entmachten und die Amtsgeschäfte im Eppelborner Rathaus freiwillig übernehmen wollen. Und genau die waren es auch, die am Samstagvormittag zum Angriff auf das Eppelborner Kultur- und Kongresszentrum Big Eppel bliesen

 Ministerpräsident Peter Müller (links) und Prinz Ramon I. (rechts), Regent der Saarbrücker Karnevalsgesellschaft "M'r sin nit so", unterstützen Rathauschef Fritz-Hermann Lutz (Mitte) am Samstagvormittag bei der Verteidigung des Big Eppel. Foto: Michael Stephan

Ministerpräsident Peter Müller (links) und Prinz Ramon I. (rechts), Regent der Saarbrücker Karnevalsgesellschaft "M'r sin nit so", unterstützen Rathauschef Fritz-Hermann Lutz (Mitte) am Samstagvormittag bei der Verteidigung des Big Eppel. Foto: Michael Stephan

Eppelborn. Leere Kassen und Baustellen an allen Ecken und Enden. Es müssen schon Narren sein, die unter solchen Voraussetzungen Bürgermeister Fritz-Hermann Lutz entmachten und die Amtsgeschäfte im Eppelborner Rathaus freiwillig übernehmen wollen. Und genau die waren es auch, die am Samstagvormittag zum Angriff auf das Eppelborner Kultur- und Kongresszentrum Big Eppel bliesen.Dorthin hatten sich nämlich der Bürgermeister und seine treuen Vasallen, darunter auch Ministerpräsident Peter Müller, zurückgezogen, um den anstürmenden Faasend-Truppen aus der Großgemeinde Paroli zu bieten. Die hatten sich bereits am frühen Vormittag vorm verlassenen Rathaus versammelt, um dort ihren Schlachtplan auszuarbeiten. "Umgekehrte Rathauserstürmung" heißt das Ereignis in Eppelborn deshalb bereits seit acht Jahren.

Doch nicht nur der Neu-Jamaikaner Müller Pit war zur Unterstützung des Rathauschefs angereist. Nein, in diesem Jahr stand sogar ein echtes Karnevals-Prinzenpaar auf Lutz' Seite: Prinz Ramon I. und Prinzessin Silvia I. von "M'r sin net so" Saarbrücken hatten sich auf die Seiten der Verteidiger geschlagen. Im Zivilberuf leiten die beiden eine Tanzschule, die im Big Eppel eine Dependance hat. "Die müssen wir natürlich mit verteidigen", rechtfertigte sich der Saarbrücker Prinz.

Die Angreifer hatten sich kurz vor 11 Uhr mit viel Getöse auf der Straße vor dem Big Eppel aufgestellt und mit Hilfe des Eppelborner Instrumentalvereins und des Fanfarenzuges der Freiwilligen Feuerwehr zum Angriff geblasen. Zur Unterstützung hatte der Schützenverein Eppelborn eine Kanone mitgebracht. Der Eppelborner Elferratspräsident Günter Schmitt fragte angesichts der Übermacht "seiner" Narren dann auch gleich, ob Lutz bereit sei, aufzugeben. Doch der dachte zunächst nicht daran, ließ seine Garde zurückschießen, bewarf mitsamt seinem Gefolge die Angreifer mit bunten Bonbons und verhöhnte die Anwesenden angesichts der kühlen Außentemperaturen auch noch: "Habt ihr alle auch schön kalt?" Doch sowohl diese Aussagen als auch die verbalen Attacken der jamaikanischen Hilfstruppen halfen nichts. Die Eppelborner Faasendbooze, angeführt von den Prinzenpaaren aus Eppelborn und Wiesbach sowie den Elferratspräsidenten aus allen Ortsteilen, ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen und tanzten und schunkelten sich warm. Rund eine dreiviertel Stunde leiste Lutz Widerstand, bevor er schließlich die Tore des Big Eppel öffnen ließ und dem Eppelborner Prinzenpaar, Klaudia I. und Christian I., den Schlüssel zum Rathaus übergab. Ob die beiden dort aber jemals auftauchen werden, daran äußerte der abgesetzte Rathauschef so seine Zweifel. "Seit Jahren hat sich nie ein Prinzenpaar im Rathaus blicken lassen, um etwas zu schaffen", schimpfte Lutz über die Arbeitsmoral der Narren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort