Zwischen Gänsekiel und Bandsäge

Ottweiler · Die Ottweiler Museumschefs Horst Schiffler und Horst Philippi standen beim Internationalen Museumstag nicht abseits. Ihre Häuser gehörten zu den fünf Museen im Landkreis Neunkirchen, die am Sonntag aus diesem Anlass ihre Türen öffneten.

 Horst Philippi in seiner Schuhmacherwerkstatt. Der Handwerkerhof wie auch das Schulmuseum hatten zum Internationalen Museumstag zum kostenlosen Besuch eingeladen. Foto: Andreas Engel

Horst Philippi in seiner Schuhmacherwerkstatt. Der Handwerkerhof wie auch das Schulmuseum hatten zum Internationalen Museumstag zum kostenlosen Besuch eingeladen. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Glück gehabt, keine Fingerkontrolle, allerdings auch kein fröhliches Guten-Morgen-Lied zum Harmonium und auch keine Sütterlin-Schönschreibübungen mit dem Gänsekiel. Dafür müsste man dann ein anderes Mal wiederkommen. Aber reinschnuppern konnte man am gestrigen Internationalen Museumstag im Saarländischen Schulmuseum Ottweiler nach Herzenslust.

86 Erwachsene und 30 Kinder nutzten die Gelegenheit, "etwas mehr als letztes Jahr", freute sich Museumsleiter Horst Schiffler. Quasi als Vorhut unterwegs war Julia Rosport aus Lebach. "Ich bin Grundschullehrerin und werde das Museum bald mit meiner dritten Klasse besuchen." So einen Tag der offenen Tür findet ihr Begleiter Torsten Hitschel sehr gut: "Ins Museum zu gehen kostet Geld", das mancher vielleicht nicht bezahlen könne oder wolle. Insbesondere für solche Leute sei das Angebot wichtig. "Man vergisst auch oft, was es alles an musealen Einrichtungen gibt und wird dann noch einmal daran erinnert", ergänzt Julia Rosport.

Viel zu entdecken gibt es im Haus in der Goethestraße 13, darunter Klassenzimmer mit Mini-Sandkasten, Lehrerzimmer, eine Schultoilette, Freiluft-Turngeräte und natürlich den Karzer: eine minikleine Zelle, wo sinnigerweise das Gästebuch seinen festen Platz hat. "Cool, das man die Sachen von früher ausprobieren kann", hatte eine Sophie dort gestern hinterlassen. Wer wollte, konnte sich ein ganz besonders Erinnerungsstück mitnehmen: Ein altes Schaubild mit pädagogisch heute nicht mehr ganz so relevanten Themen wie Eskimos beim Iglubau oder "Wie der Morse-Telegraph arbeitet".

Etwas ruhiger ging es bei Horst Philippi im Handwerkerhof zu. Der 77-Jährige ist Schreiner, Entwicklungshelfer, Erfinder und Museumschef in einer Person - entsprechend spannend fällt die Führung durch seine umfangreiche Sammlung aus. Obwohl es das Privatmuseum erst seit vier Jahren gibt, ist es schon eine echte Fundgrube für historischer Werkzeuge und Geräte wie die vierfach kombinierte Bandsäge von 1898, vor allem aber auch für Skurrilitäten und kleine Wunder. Wie jener ein mal ein Meter große Tisch, unter den acht Stühle passen. "Das ist ein Traum", meinte Monika Nikolaus bewundernd zu dem aus Kirschholz gefertigten Unikat. "Den würde ich sofort mitnehmen." Geht aber nicht: "Ich baue alles nur einmal", bekennt Philippi, der lieber Neues austüftelt als in Serienproduktion zu gehen.

Monika und Friedhelm Nikolaus war schon einmal hier und steuerten den Hof gestern gezielt an, begeistert von den alten Maschinen und Philippis Ideen. "Es wäre schade, wenn es so etwas nicht gäbe, wenn alles verloren ginge", würdigte das Neunkircher Paar Philippis Engagement.

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