Im Rausch betörender Klangwelten

Homburg · Die Eröffnung der 19. Kammermusiktage im Kulturzentrum Homburger Saalbau war am Montagabend ein glanzvolles Ereignis. Auf musikalischer Seite sorgte das Vogler-Quartett für besondere Momente.

 Dem Vogler-Quartett war die Eröffnung der Homburger Kammermusiktage genauso vorbehalten wie der musikalische Abschluss mit Songs von Kurt Weill. Foto: Bernhard Reichhart

Dem Vogler-Quartett war die Eröffnung der Homburger Kammermusiktage genauso vorbehalten wie der musikalische Abschluss mit Songs von Kurt Weill. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Unter den vielen Festgästen bei der Eröffnung der 19. Kammermusiktage dankte Dr. Balthasar Weinheimer als Vorsitzender der veranstaltenden Kammermusikfreunde Saar-Pfalz unter anderem der Stadt für die Bereitstellung der Spielstätte und den zum Teil weit angereisten Künstlern.

Das Vogler-Quartett mit Tim Vogler und Frank Reinecke (Violinen), Stefan Fehland (Viola) und Stephan Forck (Cello) hat seit zwölf Jahren die künstlerische Leitung des Festivals. Es eröffnete die Programmfolge mit dem Streichquartett D-Dur op. 20/4 (1772) von Joseph Haydn. Dem frühklassischen, zuweilen dem "Sturm und Drang" zuneigenden Zuschnitt des Werkes entsprach die delikate Wiedergabe durch die Künstler in den "con brio" (mit Feuer) auszuführenden Läufen des Kopfsatzes. Sie bestimmte auch die feinen Variationen des langsamen Satzes und nicht zuletzt das Kolorit "alla zingarese" (nach Zigeunerart), von dem das Menuett bis zur Unkenntlichkeit überformt war. Seine Zimbalklänge bestimmten noch die Coda des schnellen Finalsatzes.

In ganz andere Klangwelten entführte dann der irische Pianist Finghin Collins seine gebannt lauschenden Zuhörer mit den drei Estampes (graphische Drucke) von Claude Debussy (1903). Überaus sensibel und mit feinsten Anschlagsnuancen entstanden Bilder von fernöstlichen, aus pentatonischen Klängen erstehenden Pagoden, von nächtlichen Gärten in Granada, deren Düfte man bei aller Habanera- und Flamencoseligkeit wahrzunehmen schien.

Sie ermöglichten mit größtem virtuosem Aufwand schließlich die erstaunlichste Regenmusik nach Chopin zwischen zartem Tropfen und heftigem Niederprasseln auf spielende Kinder im Pariser Bois de Boulogne. Ein fulminanter Einstieg des aus Dublin stammenden Pianisten, der in der Kammermusikwoche noch öfter zu hören sein wird.

Im abschließenden Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 111 (1890) von Johannes Brahms reihte sich Tatjana Masurenko als zweite Bratscherin ins Vogler-Quartett ein. So entstand eine glutvolle Werkdeutung der vier Sätze zwischen orchestraler Klangfülle und intimen Rückblenden auf Momente der Liebe, auf beseligenden Walzercharme, aber auch auf die von Brahms so oft beschworene tänzerische Ausgelassenheit ungarischer Musik wie hier im Finalsatz.

Nach Smetana und Elgar gestern geht es am Donnerstagabend im Saalbau weiter mit einer Sonate für Oboe und Klavier von Mozart, interpretiert von Nicholas Daniel aus England und Finghin Collins aus Irland sowie mit Schönbergs "Verklärter Nacht" in einer Bearbeitung ausgeführt vom Korngold-Klaviertrio. Der Abend schließt mit bekannten Songs von Kurt Weill, vorgetragen von der Sängerin Salome Kammer und dem Vogler-Quartett.

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