Inventur in der Natur

Tholey · Pflanzen und Tiere, alles was kreucht und fleucht, wurde beim zehnten Tag der Artenvielfalt im Saarland rund um Tholeyer Schaumberg gezählt. 30 Artspezialisten und Feldbiologen waren dazu am Samstag ausgeschwärmt, um in einem vorher definierten Gebiet, so viele Tier- und Pflanzenarten wie irgend möglich zu erfassen.

 Dieses etwa 14 Tage alte Fledermaus-Baby kuschelt sich in die Menschenhand. Fotos: B&K

Dieses etwa 14 Tage alte Fledermaus-Baby kuschelt sich in die Menschenhand. Fotos: B&K

 Christine Harbusch hält zwei Ultraschall-Detektoren in der Hand, mit denen man Fledermäuse orten kann. Im Hintergrund registriert Andreas Werno die Artenvielfalt am UV-Lichtturm, der auf die Schwärmer eine magische Anziehungskraft hat.

Christine Harbusch hält zwei Ultraschall-Detektoren in der Hand, mit denen man Fledermäuse orten kann. Im Hintergrund registriert Andreas Werno die Artenvielfalt am UV-Lichtturm, der auf die Schwärmer eine magische Anziehungskraft hat.

 Viele Schwärmer reagieren auf das UV-Licht, sie sammeln sich am Netz des Lichtturms.

Viele Schwärmer reagieren auf das UV-Licht, sie sammeln sich am Netz des Lichtturms.

 Der kleine Weinschwärmer bleibt sogar auf dem Finger sitzen.

Der kleine Weinschwärmer bleibt sogar auf dem Finger sitzen.

In der Krypta der Tholeyer Benediktinerabtei wurde am Samstagabend Bilanz gezogen. 30 Artspezialisten und Feldbiologen kehrten nach und nach aus den Untersuchungsgebieten zurück. Sie hatten die Pflanzen- und Tierwelt rund um Tholey erforscht und die entdeckten Arten in eine Liste eingetragen. Gespannt warteten alle nun auf die Bekanntgabe der ersten Ergebnisse.

Alles im Normalbereich

"Wir haben darauf spekuliert, einige ungewöhnliche Arten zu finden, doch es ist alles im Normalbereich geblieben", meinte Andreas Bettinger vom Zentrum für Biodokumentation in Landsweiler-Reden. Dennoch haben die Naturforscher wichtige Entdeckungen gemacht. Zum Beispiel die der Mehlbeere, die laut Bettinger, im Saarland eher selten zu sehen sei. Etwa 600 Pflanzenarten sind bei der Inventur aufgenommen worden. Eine lokale Premiere feierte der Heide-Günsel. Der Lippenblütler wurde bislang in dem durchsuchten Gebiet noch nie gefunden. Das gesichtete Ackerlöwenmäulchen ist bereits in anderen Bundesgebieten vom Aussterben bedroht. 110 Arten verschiedener Flechten sind registriert worden sowie 45 Vogelarten. "Da sind der Schwarzstorch und der Rotmilan dabei", so Bettinger. Unterrepräsentiert seien die wassergebundenen Pflanzen im Untersuchungsgebiet.

Höhlenflohkrebs entdeckt

Erfasst wurde auch im Klostergarten der Abtei und im Eisenbahntunnel am Wendelinus-Radweg. Der Haßlocher Dieter Weber entdeckte im Tunnel einen eher seltenen Höhlenflohkrebs und eine starke Population beim Hundertfüßler. Bereits am Freitag hatte Andreas Werno während der Fangaktion nachtaktiver Insekten 150 Nachtfalter gezählt.

Eine Studentengruppe von der Uni Saarbrücken hat die Experten tatkräftig bei den Exkursionen unterstützt. "Im Moment machen war das regelmäßig. Es ist wichtig und lehrreich von einem Expertenkreis angeleitet zu werden", sagte die Biologiestudentin Lisa Pieter. Die kompletten Forschungsergebnisse werden dokumentiert, kommentiert und zu einer wissenschaftlichen Publikation zusammengetragen.

Die sonntäglichen Exkursionen, zu denen die Bevölkerung eingeladen war, seien laut Bettinger, nur begrenzt durchgeführt worden. Zudem haben die Gemeinde Tholey und der Grundstückseigentümer Hermann Backes die Patenschaft für den nachhaltigen Erhalt des breitblättrigen Knabenkrauts übernommen. "Mithilfe der Orchideenart soll das Bewusstsein für "Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands" sowie für den schützenswerten Lebensraum-Feucht- und Nasswiese gesteigert werden", erklärte Projektleiterin Birgit Freiheit vom Naturschutzbund.

Des Weiteren besuchte Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) den Tag der Artenvielfalt auf dem Schaumbergplateau und naturkundliche Organisationen informierten an Info- und Präsentationsständen.

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