Mit 25 000 Euro dotiert Nohfelder Verwaltung für Klimaschutz belohnt

Berlin · Gemeinde setzt auf Reduktion von CO2-Emissionen und ist damit auf Klimakurs. Das wurde jetzt in Berlin mit 25 000 Euro prämiert.

 Birgit Schwenk, Abteilung Klimaschutz im Bundes-Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dankte den Preisträgern für ihr Engagement. Links neben Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (Zweiter von rechts) stehen Thomas Möller, Stabsstelle Klimaschutz Münster, und Michael Cenry, Bürgermeister Amberg. Die beiden Kommunen sind die weiteren Preisträger der Kategorie „Klimafreundliche Verwaltung“.

Birgit Schwenk, Abteilung Klimaschutz im Bundes-Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dankte den Preisträgern für ihr Engagement. Links neben Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (Zweiter von rechts) stehen Thomas Möller, Stabsstelle Klimaschutz Münster, und Michael Cenry, Bürgermeister Amberg. Die beiden Kommunen sind die weiteren Preisträger der Kategorie „Klimafreundliche Verwaltung“.

Foto: Screenshot SZ/Thorsten Grim

Als die Bewerbung im Frühjahr nach Berlin gesandt wurde, waren Bürgermeister Andreas Veit (CDU) und seine Mitarbeiterinnen Sarah Welter und Kerstin Lauerburg – beide koordinieren im Nohfelder Rathaus die kommunale Entwicklungspolitik und zeichnen für den Bereich Nachhaltigkeit verantwortlich – zwar überzeugt von ihrem Tun. Dass die Kommune aber tatsächlich den Preis in der Kategorie „Klimafreundliche Verwaltung“ abräumen würde, damit hatten sie nicht gerechnet. Höchstens darauf gehofft. Doch jetzt ist es amtlich. Nohfelden gehört zu den Gewinnern des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2022“. Das bedeutet: 25 000 Euro fließen in die Gemeinde, als Lohn für das ambitionierte Engagement auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Verwaltung.

Moderiert hatte die Preisverleihung in Berlin Diplom-Meteorologe Sven Plöger. Unterstützt wurde er von Birgit Schwenk, Abteilung Klimaschutz des Bundesministeriums für Umwelt und Klimaschutz. Dessen Leiter, Minister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), oblag es, die Preisträger zu begrüßen.

Großes entsteht im Kleinen

Diplom-Meteorologe und Moderator Sven Plöger (rechts) wollte von Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit wissen, welche Bedeutung der Preis für seine Kommune habe.

Diplom-Meteorologe und Moderator Sven Plöger (rechts) wollte von Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit wissen, welche Bedeutung der Preis für seine Kommune habe.

Foto: Screenshot SZ/Thorsten Grim

„Wir haben als kleine Gemeindeverwaltung nicht die Ressourcen, wie sie Münster oder anderen Städten zur Verfügung stehen, daher ist es eine ganz tolle Motivation für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Projekte über Jahre hinweg begleitet und auf den Weg gebracht haben, dass auch eine kleine Gemeinde einen solchen Preis bekommen kann“, antwortete Veit sichtlich stolz Moderator Sven Plöger auf die Frage, was denn der Preis für seine Kommune bedeute.

„Der zweite Aspekt ist, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen wollen, dass wir ein Vorbild sein wollen. Wenn man einen solchen Preis kriegt, bekommt das einfach eine ganz andere Aufmerksamkeit, und dann kann man vielleicht auch die eine oder andere Kommune in der Nachbarschaft und auch die eigenen Bürger zum Mitziehen animieren“, sagte Bürgermeister Veit während der Preisverleihung im Tagungs- und Kongresszentrum dbb Berlin.

Luftaufnahme von Nohfelden. Die Kommune hat sich 2010 auf den Weg gemacht, eine nachhaltige Kommune zu werden. Das und die Erfolge dabei wurden nun mit 25 000 Euro belohnt.

Luftaufnahme von Nohfelden. Die Kommune hat sich 2010 auf den Weg gemacht, eine nachhaltige Kommune zu werden. Das und die Erfolge dabei wurden nun mit 25 000 Euro belohnt.

Foto: Screenshot SZ/Thorsten Grim

Veit will Weg weitergehen

Die beiden weiteren Preisträger im Bereich „Klimafreundliche Verwaltung“ waren die Stadt Münster und das bayrische Amberg. Die Preisverleihung war Teil der Kommunalen Klimakonferenz, die alljährlich in Berlin stattfindet. Gefördert wird das Ganze durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Das Preisgeld soll wieder in Klimaprojekte investiert werden.

Gegenüber der SZ erklärte Bürgermeister Veit, den begonnenen Weg weitergehen zu wollen. Geplant sei beispielsweise, mit dem Preisgeld die Beleuchtung im Rathaus und in weiteren kommunalen Gebäuden komplett auf LED-Technik umzustellen. Ein kleinerer Teil der 25 000 Euro soll in den neu gebauten Radweg investiert werden. „Hier planen wir, Bäume und Sträucher zu pflanzen, um den Radweg attraktiver zu gestalten und gleichzeitig Klima- und Naturschutz zu fördern.“ Ein gleicher Teil soll in eine Aktion zur Öffentlichkeitsarbeit fließen. „Hier ist vorgesehen, den Austausch der acht bis zehn ältesten Heizungspumpen in der Gemeinde zu bezuschussen, um den Bürgern Möglichkeiten zur Energieeinsparung näher zu bringen“, sagte Veit.

Vier Kernteams

Wie Welter und Lauerburg berichten, gelingt die Integration des Klimaschutzgedankens in die gesamte Gemeindeverwaltung über die vier Kernteams „Beschaffung“, „Digitalisierung“, „Nachhaltigkeit“ sowie „Energie und Mobilität“, in denen die Mitarbeitenden fachübergreifend zusammenarbeiten. Der Bürgermeister sei in alle Kernteams eingebunden, hinzukommen würden jeweils verschiedene Fachbereichs- beziehungsweise Stabsstellen-Leitungen. Die Kernteams seien für die strategische Ausrichtung ihrer thematischen Schwerpunkte zuständig. Den Fachbereichen und Stabsstellen obliegt es dann, die ausgewählten Projekte und Maßnahmen operativ zu planen und umzusetzen.

Den Schutz des Klimas hat das Nohfelder Rathaus mit Veit an der Spitze schon seit Jahren fest im Blick. Nachhaltigkeit, Naturschutz und Energieeinsparung wurden systematisch in den Arbeitsalltag integriert – in allen Abteilungen. So legt eine nachhaltige Beschaffungsrichtlinie für alle Bereiche fest, welche Büromaterialien, Reinigungsprodukte oder IT-Ausstattungen sinnvoll sind und angeschafft werden können. Gültig ist die Richtlinie für alle kommunalen Einrichtungen (wir berichteten).

Papier und Versandwege einsparen

„Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen. Digitales Management und Onlineformulare sparen jede Menge Papier und Versandwege“, lässt Sarah Welter wissen. Um Energie einzusparen, wurde das Rathaus mit digitalen Heizungsthermostaten ausgestattet. Sensoren erkennen nun – sei es, weil sich jemand im Raum bewegt, redet oder das Licht anschaltet –, wann und wie der jeweilige Raum beheizt werden muss. Dieses System werde künftig auf alle kommunalen Gebäude ausgeweitet.

Auch beim Bauen setzt die Kommune auf Klimaschutz. Daher spielen beim Erweiterungsbau der Grundschule in Sötern, ein Pilotprojekt der Kommune, Aspekte der Nachhaltigkeit wie sparsamer Energiebedarf – geheizt und gekühlt wird mit Erdwärme – und der Einsatz von Holz als natürlichem Baustoff eine wichtige Rolle. Auch die Minimierung von Folgekosten gehört dazu.

Fahrrad gehört auch dazu

Radfahren ist ebenfalls Teil der klimafreundlichen Kommunalverwaltung. So bietet die Gemeinde ihren Mitarbeitenden Fahrradreparaturkurse und ein Bike-Leasing-Programm an. Mit dem Leasing-Programm können Verwaltungsangestellte 20 bis 40 Prozent des Kaufpreises sparen. Die Gemeindeverwaltung ist seit diesem Sommer auch als fahrradfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert. Zudem stehen seit kurzem abschließbare Fahrradboxen mit E-Bike-Ladesäulen am Rathaus und am Bahnhof. Darüber hinaus arbeitet die Gemeinde gemeinsam mit dem Landkreis St. Wendel an einem Radverkehrskonzept. Der Kreis baut aktuell – gemeinsam mit den Kommunen Freisen, Nohfelden und Nonnweiler – einen rund 30 Kilometer langen Bahnradweg, von dem 14 Kilometer durch Nohfelden führen.

Begonnen hat Nohfelden sein Klima-Engagement bereits im Jahr 2010 mit der Verpachtung kommunaler Dachflächen zur Nutzung von Photovoltaik (PV). Zwei Jahre später folgte die Gründung der „Stiftung Sonne für Nohfelden“, um den Bau von PV-Anlagen und die Beteiligung an einem Windpark zu ermöglichen. Mit regelmäßiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit macht die Kommune auf ihr klimafreundliches Handeln aufmerksam und will damit laut Welter auch ihre knapp 10 000 Bürger zum Nachmachen animieren.

Auf Klimakurs

Bereits seit 2009 wird alljährlich der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ ausgelobt. In diesem Jahr wurden insgesamt 107 Beiträge in vier unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Die Gemeinde Nohfelden hatte sich mit dem Projekt „Kommunalverwaltung auf Klimakurs“ in der Kategorie „Klimafreundliche Verwaltung“ beworben. In dieser Kategorie gab es 21 Bewerbungen, aus denen drei Gewinner-Projekte ausgewählt wurden.

Weitere Infos zum Wettbewerb und zum ausgezeichneten Projekt gibt es im Netz unter:

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