Flucht als einziger Ausweg

Marpingen · Auf der Flucht vor Krieg und Gewalt kommen viele Flüchtlinge im St. Wendeler Land an. Der Migrationsdienst der Caritas hat es meistens mit Menschen aus Syrien und Eritrea zu tun. In loser Folge beschäftigt sich diese SZ-Serie mit dem Schicksal der Flüchtlinge. Heute: Mohmoud Haq und seine Familie.

 Der 45-jährige Mohmoud Haq im Kreis seiner Familie. Foto: Winfried Maurer

Der 45-jährige Mohmoud Haq im Kreis seiner Familie. Foto: Winfried Maurer

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Annähernd 4000 Kilometer ist laut Google Maps der kürzeste Weg von Damaskus nach Marpingen . 4000 Kilometer, die durchs Bürgerkriegsgebiet über Land nach Osteuropa und letztendlich nach Deutschland und somit ins nördliche Saarland führen. Eine große Strecke voller Gefahren, die zurzeit Tausende nutzen, um in Sicherheit zu leben und den Krieg im Heimatland hinter sich zu lassen. "Die Angst ist dabei immer vorhanden", sagt Mohmoud Haq.

Der 45-Jährige ist Februar 2014 in St. Wendel eingetroffen. In einem kleinen Dorf nahe Marj al-Sultan - etwa 15 Kilometer östlich von Damaskus gelegen - begann seine Flucht. In der syrischen Hauptstadt verbrachte er zunächst fünf Monate, in seinem Heimatort würden heute nur noch etwa 70 Menschen leben. In Damaskus sei man stetigen Kontrollen sowohl von der Regierung als auch von der Opposition ausgesetzt gewesen, ringsherum herrscht der Bürgerkrieg. "Es bleibt einem nichts anderes übrig, als zu flüchten", so Mohmoud Haq.

Mit nichts anderem als seiner Kleidung flüchtete er schließlich. Mit dem Auto führte es ihn nach Amman in Jordanien über Beirut im Libanon und schließlich in die Türkei. Von dort aus wurde er von Schleppern in einem Lkw nach Deutschland gebracht, wo er erst mal im Flüchtlingslager in Lebach untergebracht wurde. Nach 25 Tagen landete er letztendlich in Alsweiler. Nach einem knappen Jahr fühlt er sich im Marpinger Ortsteil schon wie zu Hause. Die deutsche Sprache versteht er bereits ganz gut, "nur der Dialekt ist schwer", schmunzelt er.

Die Flucht seiner Familie hat er zwischendurch ebenfalls organisiert. Seine Frau Lisa und ihre drei Kinder sind im Juli angekommen. Hilfe bei der Unterkunft gab es dabei von den Steyler Missionaren, die die Familie aufgenommen hatten. "Die Menschenwürde wird hier in Deutschland respektiert", erklärt er.

Großartige Hilfe vor Ort erfuhr er sowohl von den Alsweiler Bürgern als auch von der Caritas St. Wendel, die ihm bei vielen organisatorischen Dingen unter die Arme greift.

25 Jahre lang hat er in seiner alten Heimat gearbeitet, seit 1999 war er als Elektroingenieur-Assistent in einer den Stadtwerken ähnlichen Firma angestellt, verbeamtet sogar. Nun möchte er eine Ausbildung zum Altenpfleger beginnen: "Viele alte Leute brauchen Hilfe." Voraussetzung dafür ist ein dreimonatiges Praktikum, das er erst beginnen kann, wenn er den Sprachkurs B 1 absolviert hat. An diesem ist er gerade dran, in wenigen Tagen gibt es die Prüfungsergebnisse. Seine Frau beginnt mit dem Kurs ebenfalls in Kürze.

Dankbarkeit fühlt er für das Mitgefühl, dass ihm von den Alsweilern entgegengebracht wurde. "Viele Menschen helfen und stellen Fragen", erzählt er. Viel Hilfe bekam er auch vom Ortsvorsteher und der Kirchengemeinde, deren Hilfe bei der Integration in seine neue Heimat er herausstellt. Als Zeichen gegenseitigen Respekts sang seine ganze Familie bei der Weihnachtsfeier im Hiwwelhaus Lieder und seine Frau, die 13 Jahre lang als Musiklehrerin tätig war, trug ein selbst verfasstes Gedicht auf Deutsch vor. Das Thema: Verlassene Verwandte, warme Zuflucht, neue Freunde und in Freude verwandelte Trauer.

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