Kult-Wettkampf in Weidenthal Weihnachtsbäume schleudern ist ihre Passion

Siersburg/Weidenthal · Die Siersburgerin Margret Klein-Raber tritt in der Pfalz an, um ihren Weltmeistertitel im Christbaumweitwurf zu verteidigen.

 Margret Klein-Rabe stellte im vergangenen Jahr bereits neue Rekorde beim Christbaumweitwurf in Weidenthal auf.

Margret Klein-Rabe stellte im vergangenen Jahr bereits neue Rekorde beim Christbaumweitwurf in Weidenthal auf.

Foto: Patricia Metzger

Margret Klein-Raber strahlt großes Selbstvertrauen aus. Das ist kein Wunder – sie weiß, was sie kann. Bei der Weltmeisterschaft im Weihnachtsbaumwerfen am kommenden Sonntag gilt die 55-Jährige Saarländerin als Favoritin. Zum 14. Mal dient das pfälzische Dorf Weidenthal als Austragungsort dieser nicht ganz ernst gemeinten Sport-Veranstaltung. Klein-Raber tritt an, um ihren Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen und die saarländische Fahne hochzuhalten. Ihr ist anzumerken, dass sie den Spaß-Wettbewerb nicht auf die leichte Schulter nimmt.

Im Januar 2019 war die Physiotherapeutin aus Siersburg zum ersten Mal in Weidenthal an den Start gegangen. Und stellte in allen drei Disziplinen neue Einzelrekorde auf. Die Athletinnen und Athleten müssen die 1,5 Meter hohen Fichten werfen wie einen Speer und schleudern wie einen Hammer. Als Drittes gilt es, die Bäume in die größtmögliche Höhe zu katapultieren.

Klein-Rabers Erfolg kommt nicht von ungefähr. „Ich habe schon immer viel Sport gemacht“, erzählt sie. „Bis ich zwölf war, habe ich geturnt, und dann bin ich irgendwie bei der Leichtathletik gelandet.“ Vorbild war dabei der Vater, Alfons Klein – der älteste Turner Deutschlands, wie Margret Klein-Raber sagt. Der 86-Jährige übt sich seit mehr als 70 Jahren an Reck, Barren und Co. und wurde im Jahr 2013 in seiner Altersklasse Deutscher Meister. „Da habe ich wohl einiges von meinem Vater geerbt“, sagt die 55-Jährige.

Doch gute Gene sind nicht alles. Kraft und die richtige Technik sind das Ergebnis harter Arbeit. Die Grundlagen für Klein-Rabers Rekorde mit dem Weihnachtbaum sind ihre Erfahrungen aus konventionellen Disziplinen. „2019 wurde ich deutsche und Europameisterin im Werfer-Fünfkampf“, erzählt die Sportlerin. Der Fünfkampf besteht aus Kugelstoßen sowie Diskus-, Speer-, Hammer- und Gewichtwerfen. Damit nicht genug: Schon seit zehn Jahren richtet ein bekanntes schwedisches Möbelhaus ebenfalls einen Wettkampf im Weihnachtsbaumwurf aus. Dort hat Klein-Raber gemeinsam mit ihrer Trainingspartnerin Patrizia Metzger die richtigen Bewegungsabläufe entwickelt, verfeinert, perfektioniert: „Jetzt können wir’s einfach.“

Die Weihnachtsfeiertage und Silvester haben der Vorbereitung keinen Abbruch getan. „Da wurde durchtrainiert. Aber nicht mit Baum, so früh wird der ja nicht abgeschmückt,“ erzählt Klein-Raber. Stattdessen habe sie sich aufs Krafttraining konzentriert, also auf Rumpfstabilität sowie Bein- und Armkraft.

Trotz großer Erfahrung und emsiger Vorbereitung: Sicher ist die Titelverteidigung noch nicht. Denn viel hängt von den Sportgeräten – den Weihnachtsbäumen ab. Diese bringen die Athletinnen und Athleten nicht selbst mit, sondern sie werden vom Veranstalter gestellt. Anders als etwa bei Speer oder Diskus ist jede Fichte einzigartig. „Schon ein halbes Kilo mehr oder weniger kann entscheidend sein“, erklärt Klein-Raber. Auch wie die Äste gewachsen sind, sei wichtig. Zudem gebe es während des Wettkampfes wegen der vielen Teilnehmer keine Probeversuche. Die zwei regulären Würfe pro Disziplin müssen also sitzen, der beste zählt. Nicht zuletzt sei auch die Konkurrenz nicht zu unterschätzen.

Selbst wenn es nicht wieder zum WM-Titel reichen sollte, lohnt sich die sportliche Betätigung: „Bewegungsmangel ist heutzutage ein großes Problem“, weiß die Physiotherapeutin. „Dem entgegenzuwirken ist wichtig. Warum also nicht einen außergewöhnlichen Wettkampf zum Anlass nehmen, um fit zu bleiben?“ Außerdem geht es in Weidenthal ja auch um den Spaß. Und den wird die Baumwerferin zweifellos haben.

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