"Die Gummistiefel fand ich witzig"

Saarlouis. Mit Devid Striesow und Elisabeth Brück hat am Sonntag ein neues Ermittlerduo die Arbeit im saarländischen Tatort aufgenommen. Vorab erntete der erste Fall von Kommissar Jens Stellbrink und seiner Kollegin Lisa Marx teils vernichtende Kritiken im deutschen Feuilleton. Wellness-Krimi hieß es da, er sei statisch oder gar: eine Gesamtkatastrophe

Saarlouis. Mit Devid Striesow und Elisabeth Brück hat am Sonntag ein neues Ermittlerduo die Arbeit im saarländischen Tatort aufgenommen. Vorab erntete der erste Fall von Kommissar Jens Stellbrink und seiner Kollegin Lisa Marx teils vernichtende Kritiken im deutschen Feuilleton. Wellness-Krimi hieß es da, er sei statisch oder gar: eine Gesamtkatastrophe.Ausgewogener sehen das die Fernsehzuschauer und Tatort-Fans in Saarlouis.

"Stellenweise war der Tatort sehr lustig", urteilt Edeltrud Hilt aus Saarlouis, "mir hat er gut gefallen." Einzig der Bezug zum Saarland kam ihr zu kurz. "Wenn der Tatort schon im Saarland gedreht und produziert wird, würde ich auch mehr davon einfließen lassen", findet die 58-Jährige. "Wir brauchen uns ja nicht zu verstecken."

Zugleich sei aber "jedes saarländische Klischee bedient worden", kritisiert Christine Schiller, 51, aus Schwalbach. "Schwenker, Bademantel und französische Nachnamen. Ist das das Saarlandbild, das wir verbreiten wollen?", fragt sie nachdenklich. "Mir war das peinlich."

Indem solche Klischees aufgewärmt werden, "verkauft sich das Saarland unter Wert", meint die 38-jährige Bettina Ehl aus Saarwellingen. "So sind wir gar nicht mehr."

Auch Raimund Wegmann ärgert sich: "Das Lokalkolorit war völlig überzeichnet. Natürlich sollte auch die Grenzregion thematisiert werden", räumt der 63-Jährige ein, "aber nicht auf diese Weise. Es sollte lockerer sein und so, wie es wirklich ist."

Durchweg Lob gab es jedoch für die Hauptdarsteller. "Striesow ist ein guter Schauspieler", sagt Doris Augustin, 58, aus Fremersdorf, "aber er schien mir etwas unterfordert. Vielleicht, weil seine Rolle ein bisschen ins Lächerliche gezogen war."

Dietmar Karcher aus Eschringen sieht darin einen Vorteil. "Striesow ist nicht der Prototyp eines Polizisten. Das macht die Rolle interessant", findet der 53-Jährige. Auch das Wechselspiel des Ermittlerduos gefiel ihm - "Der Zarte und die Harte", sagt er und lacht.

"Weil es zwei vollkommen verschiedene Typen sind, entsteht ein spannender Konflikt", findet auch Karin Gräf aus Saarbrücken. "Die Mimik von Elisabeth Brück war sparsam, aber das passt zur Figur - sie ist tough und lässt nichts an sich heran", sagt die 54-Jährige.

Elisabeth Schumacher sieht das ähnlich. "Es passt einfach zu ihrem Typ Frau", sagt die Wadgasserin. Gefallen hat ihr der neue Tatort dennoch nicht. "Schrecklich", fand die 55-Jährige, dass der Kommissar in Gummistiefeln auftrat. "Das muss ich nicht haben", sagt sie.

"Die Gummistiefel fand ich witzig", sagt Dagmar Reinert, 47, aus Saarwellingen. "Die Figur wirkt dadurch unkompliziert." Insgesamt aber "war die Handlung viel zu konstruiert und die Spannung fehlte", findet sie. Auf den nächsten Fall der neuen Saar-Tatort-Ermittler freut sie sich trotzdem - auch in der Kombination aus Spannung und Humor. "Das schließt sich absolut nicht aus", glaubt sie.

Meinung

Eindrücke vom Unbekannten

Von SZ-RedakteurinMargret Schmitz

Was ist Saarland? Immer, wenn ein neuer Tatort kommt, schauen wir genau hin. Wenn der dann noch aus der vertrauten Ecke kommt, umso genauer. Und schon sehe ich etwas, was so nicht stimmt. Da fährt der Kommissar oder der Übeltäter an einer bekannten Stelle los und ist Sekunden später an einer anderen bekannten Stelle - weit entfernt. Und wenn dann noch einer Mundart spricht, hat er garantiert den falschen Zungenschlag für eben diesen Ort. Aber das alles fällt nur dem auf, der sich hier auskennt. Für alle anderen gibt es einen Eindruck - nicht mehr - einer ihnen unbekannten Gegend.

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