Aufklärung Sexuelle Übergriffe thematisiert

Fraulautern · Ausstellung „Echt krass!“ machte an der Gemeinschaftsschule Martin-Luther King in Fraulautern Station.

 Die Schülerinnen fanden die Kabine mit den Händen am schlimmsten.

Die Schülerinnen fanden die Kabine mit den Händen am schlimmsten.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

„Ich hätte nicht mit Kabinen, eher mit Plakaten gerechnet. Ich fand es sehr interessant, aber die Beleidigungen in einer Kabine, das hat sich gar nicht gut angefühlt“, erzählt die 16 Jahre alte Anna. „Ich habe mich beobachtet gefühlt von all den Augen, die mich angestarrt haben“, berichtet die gleichaltrige Violetta, und für Didaktik-Leiterin Cornelia Nauhauser ist es vor allem die Kabine mit den vielen ausgestreckten Händen, „die mich doch sehr betroffen gemacht hat“.

Gerade vor dem Hintergrund der MeToo-Debatte, aber auch den erschreckenden Zahlen zu sexuellen Übergriffen, sagt Pädagogin Nauhauser, sei sie sehr froh, dass die Ausstellung „Echt krass“!“ vom Petze-Institut nun an der Gemeinschaftsschule Martin-Luther King in Fraulautern Station macht. Im Winter hat „Echt krass!“ mit den fünf interaktiven Kabinen erstmals im Saarland in der Leonardo-Da-Vinci- Gemeinschaftsschule in Riegelsberg für Aufsehen gesorgt. Nun haben einige Klassen in Fraulautern bereits ihre Erfahrungen mit der Ausstellung machen dürfen.

Aber nicht, das betont Nauhauser, ohne dass sich das Lehrpersonal gut auf einen Gang durch und entlang der fünf Kabinen vorbereitet hätte. „Eine gute Vorbereitung ist auch deshalb so wichtig, damit wir wissen, wie im Notfall zu handeln ist“, sagt sie. Vor allem das Begleitmaterial, lobt die Lehrerin, informiere umfassend und mache die Ausstellung ab Ende Klassenstufe sieben so empfehlenswert.

Am Morgen unseres Besuches haben sich einige Schülerinnen zwischen 14 und 16 Jahren eingefunden, die von ihren Eindrücken berichten möchten. Violetta erzählt ganz unverblümt, dass eine Kabine das Thema Sex aufgreift und die Betrachter aufgeklärt werden, „dass Sex nicht das Wichtigste in einer Beziehung ist“. Sicher, ergänzt Nauhauser, an manchen Stellen, etwa den kleinen Filmen und auch einigen Fotos, würde die Ausstellung schon ganz schön explizit, aber auch deshalb sei der Besuch mit einer geschulten Lehrkraft empfohlen.

„Bei uns haben die Jungs am Anfang alles lustig gefunden und Sprüche gemacht, nur manche haben sich wirklich interessiert. Doch irgendwann haben auch die anderen bemerkt, dass es gar nicht lustig ist, und man mit Sprüchen andere verletzten kann“, berichtet die 14 Jahre alte Julia.

Anmach-Sprüche, aufgerissene Augen, ausgestreckte Arme, Beleidigungen, aber auch das nicht gewollte Anfassen bis hin zur Vergewaltigung werden in der Ausstellung thematisiert. „Ich habe nicht gewusst, dass es strafbar ist, wenn mir jemand auf den Hintern haut“, sagt Evelyne, 15 Jahre. Sie fühle sich mit dem Wissen sicherer, könne im Notfall anders reagieren. Aber auch, wenn sie eine Situation beobachtet, in der sich ein Mädchen nicht wohl fühlt, erklärt Anna, würde sie sich nun eher einmischen.

Die 16-jährige Crescentia, glaubt, dass die Ausstellung auch helfen kann, wenn jemand schon Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gemacht hat. „Wenn der oder die sich bisher noch nicht getraut hat, könnte das Motivation sein“, sagt sie. Ob sich die Schüler nun Mitschülern, den Lehrern oder auch den Eltern anvertrauen, ist zweitrangig.

Wichtig ist, betont Nauhauser, dass geschultes Personal vor Ort ist. „Wir können in solchen Fällen ganz schnell einen Termin mit den Beratungsstellen Nele oder Phoenix vereinbaren, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeite“, erklärt sie.

Noch bis 13. Juni ist die Ausstellung „Echt krass!“ für Besuchergruppen in der gebundenen Ganztagsschule Martin-Luther King in Saarlouis-Fraulautern geöffnet. Nach telefonischer Anmeldung bietet die Schule die Möglichkeit, mit eigens geschulten Lehrkräften von montags bis einschließlich donnerstags bis nachmittags um 15.45 Uhr durch die Ausstellung zu gehen. Terminabsprache über Cornelia Nauhauser, Tel: (0 68431) 8 00 56. Info zur Ausstellung:

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