Sporthandel „Sportleader“ ersetzen nun die Verkäufer

Saarlouis · Vor genau 20 Jahren kam Decathlon nach Saarlouis. Jetzt ist Saarlouis unter den deutschen Filialen des Sportartiklers ganz vorn darin, die Herausforderung des Online-Handels sportlich anzunehmen.

 Anlaufstelle für die Bewegungshungrigen: Vor genau 20 Jahren wurde in Saarlouis-Lisdorf die Filiale des Sportausrüsters Decathlon eröffnet. Nun probiert sie ein neues Verkaufskonzept aus.

Anlaufstelle für die Bewegungshungrigen: Vor genau 20 Jahren wurde in Saarlouis-Lisdorf die Filiale des Sportausrüsters Decathlon eröffnet. Nun probiert sie ein neues Verkaufskonzept aus.

Foto: Michelle Henkel/Decathlon/Michelle Henkel

Mit einem weit reichenden Konzept, das vor allem das Leben der Mitarbeiter verändert, tritt der Sportartikel-Händler Decathlon in Saarlouis gegen den Einzelhandels-Schreck Online an. Die Decathlon-Führung nahe dem französischen Lille antwortet anders darauf als der Einzelhandel es gemeinhin gern tut: meist mit „Sie können bei uns auch online bestellen“ oder gleich mit einem Abgesang auf Geschäfte vor Ort.

Online-Bestellung und Angebot im Geschäft werden bei Decathlon harmonisiert. Alle Bestellvorgänge können dann auf verschiedenen Wegen laufen („Multichannel“). Doch der Punkt ist ein anderer: „Unser Mehrwert sind unsere Mitarbeiter“, formuliert Michael Wolf, seit einem Jahr Filialleiter in Saarlouis. „Die kann keiner kopieren und versenden, wie man es mit Produkten machen kann.“ Das ist das Konzept. Bislang gab es bei Decathlon Teamleiter und Verkäufer, die eher zufällig Ausrüstung etwa für Reiten, Fußball oder Boule verkauften.

 Jetzt, sagt Wolf, werden daraus „Sportleader“. Sie verkaufen Artikel des Sports, den sie selbst ausüben. Die Sportleader sind selbst auf dem Sportplatz, im Sattel oder auf der Laufstrecke anzutreffen. Das ermögliche eine Vernetzung mit den Vereinen vor Ort, unterstreicht Wolf. Die Sportleader seien dazu mit Tablets ausgerüstet. Ein Sportleader Reiten könnte zum Beispiel eine neue Reithose anziehen und in der Szene, in der er ja über die sozialen Netzwerke vernetzt sein soll, posten.

Gleichzeitig agieren die Sportleader fast wie eigene Unternehmer, also fast wie lauter kleine Fachgeschäfte für die einzelnen Sportbereiche unter einem Dach. Wolf: „Die Sportleader haben weitestgehende Freiheit in der Bestellung und in der Präsentation.“ So erklären sich zum Beispiel die Geweihe an der Wand der Koje mit Jagdausrüstung. Vor allem: Sie können mitreden.

Decathlon Saarlouis, mit 3900 Quadratmetern eine der großen Filialen in Deutschland, ist mit der Umsetzung dieses Konzeptes bundesweit „ganz vorn“, wie Wolf sagt. Der Wechsel zu den Sportleadern, meist in Teilzeit, laufe reibungslos.

Immerhin müssen 70 Sportarten bedacht werden. Manche werden noch gesucht, etwa für Handball oder Wandern.

Der Kundenbindung vor Ort dient, dass auch weiterhin Reparaturen angenommen, manche auch gleich vor Ort ausgeführt werden. Decathlon setze auf Nachhaltigkeit, sagt Wolf. Beispiel: Die „Seconde Vie“, das zweite Leben für gut erhaltene gebrauchte Artikel aus dem Sortiment. Gebrauchte Laufbänder, Fahrräder etwa, oder Zelte sollen bald angeboten werden. Und jeden Samstag soll vor dem Haus ein kindertaugliches Event stattfinden. „Nicht produktorientiert, ohne große Bewerbung, es soll ein Selbstläufer werden“, sagt PR-Frau Michelle Henkel. 105 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat der Sportausrüster in Saarlouis-Lisdorf.

Die Filiale öffnete vor exakt 20 Jahren, das Unternehmen selbst besteht seit gut 40 Jahren. Der Einzugsbereich liege bei etwa 20 Minuten Fahrtzeit, 260 000 Menschen, erklärt Wolf. Im Saarland gibt es einen weiteren Decathlon in Neunkirchen. Ein dritter könnte in Saarbrücken hinzukommen.

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