Ernte Obstbauern beklagen hohe Ernteausfälle

Die Obsternte fällt in diesem Jahr deutlich geringer aus. Die Saarbrücker Zeitung hat sich auf dem Saarlouiser Markt umgehört.

 Hilde Kruse (links) und Katharina Weiler

Hilde Kruse (links) und Katharina Weiler

Foto: Axel Künkeler

Kreis Saarlouis „Mancherorts liegen die Ausfälle bei fünfzig bis neunzig Prozent“, schätzt Peter Metzdorf die diesjährige Apfelernte ein. Der Kreisvorsitzende der Obst- und Gartenbauvereine betont aber, das Ergebnis falle nach Sorte und Region sehr unterschiedlich aus. Betroffen seien vor allem die frühen Sorten, deren Blüte durch den Frost im April erfroren ist. Hohe Ausfälle verzeichneten vor allem die Tallagen, Orte wie Lisdorf und Saarwellingen, in denen Kälte und Nässe zusammenkommen. Auf den Höhenlagen um Gisingen oder Lebach herrsche jedoch mehr trocken-kalte Luft, was weniger schädlich für die Obstbäume gewesen sei.

Der Ertrag bei Birnen sei „gut durchschnittlich“ wegen der späten Blüte, während Metzdorf bei Kirschen, Mirabellen und Zwetschgen „fast Totalausfälle“ registriert. „Insgesamt haben wir so viel Ausfall wie seit zwanzig Jahren nicht mehr“, sagt der Vorsitzende der Obstbauern im Kreis Saarlouis. Deren natürliche Feinde seien zudem Vögel und Obst-Diebe. „Das geht weit über den üblichen Mundraub hinaus“, beklagt er. Die Folge der geringen Ernte sei ein deutlich gestiegenes Preisniveau. Beispielweise bringe der Zentner „Viez-Äpfel“ in den Mostereien aktuell fünfzehn Euro gegenüber zehn im Vorjahr.

Auch das Tafelobst an den Marktständen ist deutlich teurer: ein Kilogramm Äpfel etwa zwei Euro gegenüber 1,50 bis 1,80 Euro noch 2016. Die Kunden auf dem Markt scheinen es aber kaum zu merken. „Ich achte mehr auf die Qualität als auf den Preis“, sagt Gabi Himbert aus Wallerfangen. „Wir geben generell viel Geld für Obst und Gemüse aus, weil es uns für die Gesundheit unserer Familie wichtig ist“, betonen auch Christina und Christopher Tuillier. Im eigenen Garten haben die jungen Leute aus Bous es schon gemerkt („der Mirabellen-Baum hat nix getragen“), aber auf dem Wochenmarkt sei die Auswahl die gleiche wie immer.

Allerdings beziehen die Händler beim Wochenmarkt ihre Ware meist aus dem Großhandel. Der Lisdorfer Wolfgang Scholly hat keinen eigenen Obstanbau, die Äpfel kommen aus der Pfalz, gelegentlich aus dem Saarland. Ansonsten verkaufen die „beiden Perlen“ Hilde Kruse und Katharina Weiler an seinem Stand Importware, meist aus Südeuropa. Die geringe Ernte sei aber merkbar und die Preise „dementsprechend teurer“.

Eine eigene Streuobstwiese bewirtschaftet das Bioland Denis in Lisdorf und Beaumarais. „Wir haben einen guten Ertrag“, sagt Birgit Frenzer, „aber noch keine Erfahrungswerte, da wir 2017 erst damit angefangen haben.“ Die Äpfel und Birnen beziehen sie sonst vom Bio-Betrieb Latz aus Saarwellingen. „Wegen der hohen Ausfälle mussten wir diesmal vom Alten Land und vom Bodensee zukaufen“, klagt Birgit Frenzer. Insgesamt seien die Preise dadurch „ziemlich hoch“, während sowohl die Menge wie auch die Qualität geringer seien als 2016.

„Wenn es geht, kaufe ich saarländische Erzeugnisse“, betont Elisabeth Meyer. Die Marktfrau aus Wallerfangen bezieht ebenfalls vom Großmarkt, wo es dieses Jahr aber wenig heimische Produkte gab. „Kaum Zwetschgen, wenig Äpfel“, berichtet sie. „Viel kommt vom Bodensee.“

 Elisabeth Meyer

Elisabeth Meyer

Foto: Axel Künkeler
 Hardy Balge

Hardy Balge

Foto: Axel Künkeler
 Christina und Christopher Tuillier

Christina und Christopher Tuillier

Foto: Axel Künkeler
 Birgit Frenzer

Birgit Frenzer

Foto: Axel Künkeler
 Herbert Scheier (links) und Peter Metzdorf begutachten Äpfel. 

Herbert Scheier (links) und Peter Metzdorf begutachten Äpfel. 

Foto: Axel Künkeler
 Anja Stolz kann trotz geringer Ernte eine Auswahl anbieten.

Anja Stolz kann trotz geringer Ernte eine Auswahl anbieten.

Foto: Axel Künkeler

Wegen der geringen Mengen bei anhaltender Nachfrage der Kunden ziehen die Preise auch bei den Importen an, erklären Elisabeth Meyer wie auch Hardy Balge aus St. Barbara. Er ist selbst kein Obstbauer, weiß aber als Markthändler natürlich, dass die Ernte schlecht war, weil „die Bäume unter der Kälte gelitten haben.“ Trotzdem sind „Qualität und Preis okay.“ Jedenfalls bei Äpfeln, meint Balge, während vor allem die geringe Ernte bei Mirabellen und Zwetschgen zu deutlich gestiegenen Preisen geführt habe.

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