„Ich danke Euch für Eure Liebe“

Saarlouis · Zwar sei Deutschland noch immer nicht ihre Heimat, sagte Esther Bejarano im Rahmen des Festakts, über die Ehrenbürgerschaft der Stadt freue sie sich aber sehr. Denn sie sei glücklich, in Saarlouis zu sein.

 Saarlouis Oberbürgermeister Roland Henz und Bürgermeisterin Marion Jost waren die ersten Gratulanten für Esther Bejarano. Die freute sich über die Ehre, die ihr zuteil wurde. Foto: Carolin Merkel

Saarlouis Oberbürgermeister Roland Henz und Bürgermeisterin Marion Jost waren die ersten Gratulanten für Esther Bejarano. Die freute sich über die Ehre, die ihr zuteil wurde. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

"Du meine Güte", war Esther Bejaranos erste Reaktion, als am Samstagabend Saarlouis Oberbürgermeister Roland Henz gemeinsam mit Bürgermeisterin Marion Jost die gerahmte Urkunde zur Ehrenbürgerschaft der Stadt Saarlouis enthüllte. Eigentlich wollte Bejarano, die am 15. Dezember 1924 in Saarlouis das Licht der Welt erblickte, selbst am Abend keine Rede halten. Überwältigt von der Ehrung ergriff sie schließlich doch das Wort.

"Du hast gesagt, vielleicht hätte ich Sentiment zu Saarlouis - das stimmt", richtete sie das Wort zunächst an Henz, der die Laudatio auf die neue Ehrenbürgerin gehalten hatte. "Ich überlege immer, was könnte deine Heimat sein. Allein schon das Wort ist bei meiner Lebensgeschichte ziemlich schwierig", erklärte Bejarano. Noch, sagte sie, könne Deutschland nicht ihre Heimat sein, "da laufen noch viel zu viele Nazis rum. Dass sie aufmarschieren dürfen, kann ich nicht ertragen, das müsst ihr mir verzeihen. Für alle, die den Schrecken damals überlebt haben, stellen sie eine große Gefahr dar".

Esther Bejarano zog bereits nach ihrem ersten Lebensjahr mit ihren Eltern nach Saarbrücken, wo der Vater die Stelle als Oberkantor antrat. Ihre Kindheit endete jäh, als im Saarland die ersten Anzeichen des Hasses deutlich wurden. Ihre Lebensgeschichte hat sie in ihrem Buch "Esther Bejarano - Erinnerungen" im Jahr 2013 festgehalten. Nach dem Krieg lebte Bejarano 15 Jahre in Israel, kehrte, weil sie das Klima nicht vertrug, nach Deutschland zurück, "in das Land, dessen Sprache ich mächtig war". Während es anfangs sehr schwierig für sie gewesen sei, hat sie mittlerweile viele gute Freunde gefunden, darunter auch Roland Henz, dessen Buch sie mit "meinem lieben Freund Roland" signierte. "Nach dem Vorschlag durch den Frauenbeirat habe ich erst einmal bei Esther nachgefragt, was sie denn von einer Ehrenbürgerschaft halten würde", erzählte er. Esther Bejarano sei, wie er sagt, glücklich gewesen, auch über den einstimmigen Beschluss des Stadtrats. "Sie setzt sich für Toleranz und Menschlichkeit ein, steht auf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, allesamt Tugenden, die für die Europastadt Saarlouis stehen. Somit geben Sie unserem Handeln, unserer Stadt ein Gesicht", erklärte der Oberbürgermeister.

Ins Goldene Buch der Stadt hat Esther Bejarano geschrieben: "Meine lieben Saarlouiser! Ich bin so glücklich, bei Euch zu sein. Ich danke Euch für Eure Liebe . Eure Esther Bejarano."

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HintergrundDas Ehrenbürgerrecht von Saarlouis wurden folgenden Personen verliehen (in Klammer das Jahr der Verleihung):Nikolaus Adolph de Galhau (1880), Alexander Subtil (1925), Paul von Hindenburg (1933), Adolf Hitler (1933), Dr. Wilhelm Frick (1937), Gilbert Grandval (1950), Johannes Hoffmann (1950), Dr. Kurt Neugebauer (1950), Dr. Jakob Hector (1950), Dechant Heinrich Unkel (1952), Dechant Josef Spengler (1953), Pfarrer Karl Roderich Maria Richter (1953), Rektor Mathias Prümm (1953), General Paul von Lettow-Vorbeck (1956), 1. Beigeordneter Johannes Peter Hafner (1961), Hubert Linster (1973), Hans Welsch (1995), Rolf Weber (1995), Joel Batteux (Bürgermeister von Saint-Nazaire, 2009), Erich Pohl (2013), Esther Bejarano (2014).Von Rechts wegen erlischt die Ehrenbürgerschaft automatisch mit dem Tod (heute geregelt nach dem Kommunalselbstverwaltungsgesetz KSVG).Formell aberkannt wurde das Ehrenbürgerrecht dem damaligen Reichsminister des Inneren, Dr. Wilhelm Frick, da dieser unter die Gesetzgebung der Kontrollratsdirektive fällt, nach dem verurteilte Kriegsverbrecher "alle Approbationen Konzessionen und Vorrechte (...)" verlieren. red

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