Hoffen auf einen festen Job

Saarlouis · Die Nachfrage nach dem Saarlouiser Sozialkaufhaus ist ungebrochen. Doch wegen des Wegfalls der Bürgerarbeit mussten bereits die Öffnungszeiten verkürzt werden. Für viele hat dieser Wegfall schwere Folgen.

 Die früheren Bürgerarbeiterinnen Ulrike Dräger (links) und Gabriele Weisgerber sind jetzt „Bufdis“ im Saarlouiser Sozialkaufhaus. Foto: Carolin Merkel

Die früheren Bürgerarbeiterinnen Ulrike Dräger (links) und Gabriele Weisgerber sind jetzt „Bufdis“ im Saarlouiser Sozialkaufhaus. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Vor einem Jahr sorgte sich Heike Goebel, Leiterin des Sozialkaufhauses Saarlouis , nicht nur um die Zukunft der zwölf Bürgerarbeiter, sondern auch um die Öffnungszeiten der Einrichtung. Schon 2014 musste das Kaufhaus in Trägerschaft des Diakonischen Werkes (DW) donnerstags geschlossen bleiben - daran hat sich bis heute nichts geändert. Doch die Nachfrage nach Bekleidung und Möbeln ist ungebrochen. "Die Leute, die sonst am Donnerstag kamen, haben sich auf die anderen Tage verteilt - ganz im Gegenteil, die Kundenzahl steigt weiter an", erzählt Martin Kalkoffen, Sozialarbeiter beim DW und derzeit zuständig für das Kaufhaus.

Insgesamt sind im Saarlouiser Kaufhaus mit Wäscherei und Möbelaufarbeitung 45 Menschen beschäftigt. Doch die, betont Kalkoffen, und das sei der Knackpunkt, sind nach dem Auslauf des Projekts Bürgerarbeit alle in Hartz IV. Sie werden für sechs Monate mit der Option auf Verlängerung vom Jobcenter dem Kaufhaus zugewiesen, haben eine "Arbeitsgelegenheit gegen Mehraufwand", wie die Maßnahme heißt, bei der die Teilnehmer 1,50 Euro pro Stunde, in der sie im Kaufhaus tätig sind, erhalten. "Statt Arbeitsverträgen mit Sozialversicherung, wie das bei der Bürgerarbeit war, haben sie jetzt wieder den klassischen Ein-Euro-Job, der bei uns mit 1,50 Euro honoriert ist", erklärt der Sozialarbeiter .

Kalkoffen macht keinen Hehl daraus, dass der Wegfall der Bürgerarbeit für viele Langzeitarbeitslose eine Katastrophe ist. "Der Arbeitsmarkt hat sich zwar entspannt, aber gerade ältere Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sind nur schwer zu vermitteln", weiß er aus Erfahrung.

So ergeht es Ulrike Dräger, die als Bürgerarbeiterin im Kaufhaus tätig war, insgesamt schon seit fünf Jahren dort arbeitet. Ihr Vertrag lief im Februar des vergangenen Jahres aus, "danach habe ich als ehrenamtliche Helferin weiter gemacht, mir hat vor allem der Kundenkontakt, die Aufgabe gefehlt", erzählt sie. Als schließlich beim DW zwei Plätze zum Bundesfreiwilligendienst ausgeschrieben wurden, hat sie sich beworben und ist nun seit September 2014 als "Bufdi" im Sozialkaufhaus. "Klar, ich bewerbe mich weiterhin, würde gerne etwas in der Betreuung mit Behinderten machen. Doch das Kaufhaus ist mir sehr wichtig, das gibt mir Lebensinhalt", sagt sie.

Joachim Böckler, ehemals "die Stimme des Kaufhauses" an der Telefonzentrale, hat mit 58 Jahren noch einmal Glück gehabt und eine Anstellung gefunden. Dieses Glück wünscht Kalkoffen allen, die in den Maßnahmen auf einen Arbeitsplatz warten.

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