„Das durfte ja auch Spaß machen”

Saarlouis · Drei Frauen und ein Mann wollen OB in Saarlouis werden: Ein Besuch bei Kandidatin Claudia Beck (Grüne).

Unverkennbar wohnt hier auch ein kleines Mädchen, das vierjährige Töchterchen von Claudia und Holger Beck. Ziemlich viel Rosa im Wohnzimmer, ein Kindertischchen mit drei weißen Kinderstühlen in einer Ecke. Die Becks wohnen in Ensdorf, in einer kleinen Siedlung aus den 80ern, alles sehr behaglich. Das Haus haben sie gekauft, als sich die Tochter ankündigte. Sie zogen damals von Saarlouis nach Ensdorf, weil sich in Saarlouis keine geeignete Immobilie fand, erzählt Claudia Beck. Nicht zufällig ist "Saarlouis zur familienfreundlichsten Stadt im Saarland machen" der erste Punkt des Programms, das sie als Kandidatin für die Wahl zum Oberbürgermeister (oder Oberbürgermeisterin) von Saarlouis vertritt. Beck tritt zur OB-Wahl am 26.März für die Grünen an.

Auf ihrem Lebensplan habe die Kandidatur nicht gestanden, sagt sie im Wohnzimmer des Hauses. Heiser, denn sie ist bei zwei großen Fastnachtsumzügen in Saarlouis mitgegangen. Als "Claudi McFly" in Anlehnung an den Science-Fiction-Film "Back To The Future". Woran erinnert das? Ah! Genau! Da sind doch diese Wahlplakate "Beck to Saarlouis"! Richtig sinnhaft erschließt sich der halb englische Slogan ja nicht. "Aber er funktioniert. Man redet darüber. Und er hat mich bekannter gemacht als bisher." Dafür gebe es schließlich Wahlplakate, und die Aktion "durfte ja auch Spaß machen", mit Blick auf Fastnacht.

Claudia Beck, 43, ist Juristin, zurzeit Geschäftsführerin der grünen Landtagsfraktion. Angefangen hat sie dort als Justiziarin. Der Landtag hatte sich 2004 konstituiert, die FDP war drin und suchte einen Justiziar per Zeitungsinserat. "Das habe ich gelesen und dachte mir: Die Grünen brauchen so was sicher auch, und ich habe mich beworben", erinnert sich Beck. Die Grünen wussten noch gar nicht, dass sie so was brauchten, schrieben dann aber die Stelle aus und nahmen Beck. "In die Partei bin ich erst viel später eingetreten." Gewählt habe sie auch vorher schon grün. "Auslöser war Tschernobyl 1986. Da war ich Gymnasiastin, und ich habe wirklich Angst gehabt. Da habe ich zum ersten Mal die Grünen wahrgenommen." Im Saarpfalz-Kreis war das, und sie wuchs dort als einziges Mädchen mit vier Brüdern auf. "Da lernt man, sich durchzusetzen." Aus allen Kindern sei "etwas geworden", erzählt sie. "Damals konnte mein Vater, ein Busfahrer, die Familie noch als Alleinverdiener durchbringen." Und: "Meine Eltern sind mir ein absolutes Vorbild."

Als erste ihrer Familie ging sie zur Universität. Ihr Jurastudium habe sie weitgehend selbst finanziert, erzählt sie "bei Edeka an der Kasse, in einer Wäscherei und als Bedienung".

Beck hat, als sie in Dillingen lebte, dort den grünen Ortsverband neu aufgebaut. Sie saß dann, 2009 bis 2012, als stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Stadtrat von Saarlouis, gehört dem Gemeinderat Ensdorf an, ist seit 2010 stellvertretende Landesvorsitzende der Grünen, seit 2013 stellvertretende Kreisvorsitzende. Ganz besonders geprägt aber habe sie die Geburt ihrer Tochter, sagt sie."Danach sah alles anders aus."

Ihr eigenes Töchterchen kriegt den OB-Wahlkampf trotz ihrer erst vier Jahre mit, berichtet Claudia Beck. Das Kind ist übrigens jetzt Sprecherin ihrer Kindergartengruppe und hat sogar schon eine Stellvertreterin.

 Hier müsse dringend etwas passieren, sagt Claudia Beck: Rad fahren an der Wallerfanger Straße ist gefährlich. Foto: Thomas Seeber

Hier müsse dringend etwas passieren, sagt Claudia Beck: Rad fahren an der Wallerfanger Straße ist gefährlich. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die drei Kandidatinnen und der Kandidat treffen am Mittwoch, 8. März, 19 Uhr, in einer Podiumsdiskussion aufeinander. Im Vereinshaus Fraulautern moderieren Mathias Winters (SZ) und Thomas Gerber (SR).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort