Brand bringt Zeit für neue Ideen

Saarlouis. Das Video vom Brand seines Hauses steht auf You Tube. Valentin Hoffmann hat es gesehen, erinnert sich aber auch ohne Hilfe an diesen 25. März 2012. Ein Jahr nach dem Brand in seinem Geschäftshaus in der Lisdorfer Straße ist noch immer nicht wieder alles beim Alten. Weiter ging es trotzdem

 Valentin Hoffmann in seinem Geschäft. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Valentin Hoffmann in seinem Geschäft. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Saarlouis. Das Video vom Brand seines Hauses steht auf You Tube. Valentin Hoffmann hat es gesehen, erinnert sich aber auch ohne Hilfe an diesen 25. März 2012. Ein Jahr nach dem Brand in seinem Geschäftshaus in der Lisdorfer Straße ist noch immer nicht wieder alles beim Alten.

Weiter ging es trotzdem. Seine Kunden gehen seit einem Jahr durch die Tür ein bisschen weiter links, in der Lisdorfer Straße 15 statt 17. Der Dachstuhlbrand hatte zwei Wohnungen im Gebäude zerstört, das Löschwasser der Feuerwehr die Möbel im Laden darunter. Das Kriminalamt stellte sofort fest: Ein technischer Defekt im Dachgeschoss war Ursache des Feuers. "In solchen Situationen sieht man, wer einem zur Seite steht", sagt Ehefrau und Geschäftspartnerin Elisabeth Hoffmann. Das Paar entschied sich für eine Komplettsanierung der Geschäftsräume - und einen Neuanfang.

Nur zwei Wochen war das Geschäft geschlossen, gleich neben dem Geschäft stand ein Ladenlokal leer, das die Hoffmanns für den Übergang gemietet haben. Einschränken mussten sie sich, aus 300 Quadratmetern wurden plötzlich 100. "Aber wo wir uns platzmäßig einschränken mussten, beraten wir nun eben mehr", sagt Valentin Hoffmann.

Zudem können die Kunden die Ware in der Ausstellfläche nebenan - den hinteren Teil der alten Ladenfläche haben sie provisorisch als Ausstellungsraum hergerichtet - und auch im Internet begutachten.

Der Rest des alten Ladens wird noch immer saniert. "Wir wollten keinen Schnellschuss", sagt Valentin Hoffmann, "sondern Zeit zum Nachdenken über neue Ideen. So ein Haus baut man nicht wieder auf, wie es gewesen ist. Wir haben diese Sache einfach als Chance gesehen, alles anders und besser zu machen, alles Gewesene zu überdenken und neu zu gestalten. Im laufenden Betrieb wäre für so etwas gar keine Zeit gewesen."

Die Kunden haben unterschiedlich auf das Unglück reagiert. "Einige wussten nicht, wie sie uns ansprechen sollten, viele waren sehr zurückhaltend", sagt Elisabeth Hoffmann. Um zu zeigen, dass sie weiter arbeiten, ist das Geschäftspaar viel offensiver geworden. "Wir haben angefangen, auf Leute zuzugehen", sagt Valentin Hoffmann: mehr Werbeanzeigen, ein neuer Internetauftritt, Teilnahme an öffentlichen Events. Damit alle sehen: Es gibt sie immer noch, sie sind noch da. "Ich hätte auch alles liquidieren können", sagt Valentin Hoffmann. Er ist der vierte in seiner Familie mit diesem Vor- und Nachnamen. Seit Generationen führt seine Familie das Möbelhaus in Saarlouis. Das Gebäude ist seit 1957 im Besitz der Familie Hoffmann; 1894 hatte sie das Geschäft in derselben Straße gegründet. Die Aufgabe des Geschäfts wäre auch das Ende einer Tradition gewesen.

"Die Unterstützung ging über enge Kreise weit hinaus", sagt Elisabeth Hoffmann. "Und genau das hat uns die Kraft gegeben, uns nicht niederschlagen zu lassen." Bis Anfang des nächsten Jahres will das Paar wieder in die neuen alten Geschäftsräume nebenan zurück gezogen sein.

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