ARD-Fernsehgottesdienst morgen aus Wadgassen

Wadgassen. Gegen seine Gewohnheit wird Dechant Volker Teklik während des Gottesdienstes in der Pfarrkirche Maria Heimsuchung in Wadgassen an Allerheiligen eine Armbanduhr tragen. Und gegen seine Gewohnheit hat er die Predigt schon mal gehalten, nachts im Pfarrhaus. Um zu sehen, wie lange sie, auf die Sekunde, dauern wird. Alles in diesem Gottesdienst ist auf die Sekunde berechnet

 Aufnahmeleiterin Ute Marx und Kameraleiter Claus Peter suchen die besten Positionen für Kamera und Licht. Foto: Hartmann Jenal

Aufnahmeleiterin Ute Marx und Kameraleiter Claus Peter suchen die besten Positionen für Kamera und Licht. Foto: Hartmann Jenal

Wadgassen. Gegen seine Gewohnheit wird Dechant Volker Teklik während des Gottesdienstes in der Pfarrkirche Maria Heimsuchung in Wadgassen an Allerheiligen eine Armbanduhr tragen. Und gegen seine Gewohnheit hat er die Predigt schon mal gehalten, nachts im Pfarrhaus. Um zu sehen, wie lange sie, auf die Sekunde, dauern wird. Alles in diesem Gottesdienst ist auf die Sekunde berechnet. Er wird um zehn Uhr beginnen, und er muss Punkt 10.59 beendet sein. Denn der Saarländische Rundfuink (SR) wird den Gottesdienst in ganz Deutschland übertragen.Einmal im Jahr zeigt der SR einen Gottesdienst aus dem Saarland für die ARD, abwechselnd katholisch und evangelisch. Es sind immer die Festtagsgottesdienste, meist aus prominenten Kirchen. Die Sonntagsgottesdienste dagegen werden immer vom ZDF ausgestrahlt.

Fünf große SR-Lkw, viele weitere Autos, zwei eigene Stromaggregate, rund 30 Mitarbeiter, meist studentische Helfer: Der Aufwand für die SR-Übertragung aus Wadgassen ist groß. Zwei Kameras werden vor dem Altar stehen, eine im Gang, zwei weitere auf der Empore, erklärt Aufnahmeleiterin Ute Marx. Die SR-Lichtkünstler modellierten am Samstag den Raum probeweise mit Scheinwerfern - so hat man den Raum noch nie gesehen. 1881/82 wurde er vom Luxemburger Architekten Karl Arendt gebaut, neuromanisch, einschiffig, weit. Kaum Bauzier, denn damals, sagt Pfarrer Teklik, nach dem preußischen Kulturkampf gegen die Kirche, habe man nicht viel Geld gehabt.

Ein ganzes Set muss passen, um eine Kirche für eine Übertragung auszuwählen, erklärt Wolfgang Drießen, Bischöflicher Rundfunkbeauftragter beim SR: Der Raum, Pfarrer und Gemeinde müssen es auch wollen, die Kirchenmusik muss gut sein, Platz für die Technik-Autos, und die Botschaft des Feiertages muss sich auch an Ort und Stelle optisch umsetzen lassen.

In Maria Himmelfahrt in Wadgassen bieten sich zum Kirchenfest Allerheiligen die 2010 komplettierten Fenster an: Unter den zehn Fenstern im Schiff zeigen vier zeitgenössische Heilige, die Zusammenstellung ist eine Seltenheit. Mutter Rosa Flesch (1826 bis 1906), Schwester Edith Stein (1891 bis 1942), Pater Pio (1887 bis 1968) und Papst Johannes XXIII (1881 bis 1963). Diese Motive des Kölner Künstlers Clemens Hillebrand werden in Tekliks Predigt ("Dem Himmel ein Gesicht geben") und im Fernsehbild auftauchen. Denn beim Fest Allerheiligen gedenkt die Kirche ihrer Heiligen, wie Teklik sagt, die heiliggeprochenen genauso wie die anderen, "die ihr Ziel erreicht haben".

110 Sänger, drei Chöre

110 Sängerinnen und Sänger der Kirchenchöre Wadgassen und Differten sowie vom MGV Wadgassen singen unter dem Dirigat von Gerd Rech auf der Empore. Auf der Orgel wird Wolfgang Münchow die fis-moll-Messe von Charles-Marie Widor (1844 bis 1937) spielen; französische Kirchenmusik, denn die Orgel wurde 1961 von Haerper in Boulay gebaut, Typ französische Romatik.

An der Messe in Wadgassen wirken auch Diakon Josef Britz, Seminarist Florian Trampisch, als Lektoren Waltraud Malter und Monika Obertin mit; an einer zusätzlichen kleinen Orgel spielt Jürgen Fischer.

Drießen will einen Gottesdienst übertragen, wie er wirklich ist, "nichts inszenieren, keine Show". Aber natürlich brachte die Gemeinde das Gebäude auf Hochglanz. Ein paar Bänke machten den Kameras Platz.

Lilafarbenes Regiebuch

 Brigitte Peifer, Hans Peifer und Gertrud Horn (von links) polieren einen Leuchter auf. Er ist handgeschliffen und wurde von früheren Wadgasser Glasschleifern gestiftet. Foto: Heribert Pfeiffer

Brigitte Peifer, Hans Peifer und Gertrud Horn (von links) polieren einen Leuchter auf. Er ist handgeschliffen und wurde von früheren Wadgasser Glasschleifern gestiftet. Foto: Heribert Pfeiffer

 Aufnahmeleiterin Ute Marx und Kameraleiter Claus Peter suchen die besten Positionen für Kamera und Licht. Foto: Hartmann Jenal

Aufnahmeleiterin Ute Marx und Kameraleiter Claus Peter suchen die besten Positionen für Kamera und Licht. Foto: Hartmann Jenal

 Brigitte Peifer, Hans Peifer und Gertrud Horn (von links) polieren einen Leuchter auf. Er ist handgeschliffen und wurde von früheren Wadgasser Glasschleifern gestiftet. Foto: Heribert Pfeiffer

Brigitte Peifer, Hans Peifer und Gertrud Horn (von links) polieren einen Leuchter auf. Er ist handgeschliffen und wurde von früheren Wadgasser Glasschleifern gestiftet. Foto: Heribert Pfeiffer

Sonst, sagt Teklik, sei alles wie üblich. Außer einem DIN-A-4-Buch, lilafarben, mit goldenen Evangelistensymbolen drauf. Gelegentlich wird es während der Übertragung zu sehen sein. Es ist, liturgisch diskret kaschiert, der Ablaufplan, an den sich Teklik halten muss, sekundengenau.

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