Die wenigsten wollen nur Urlaub machen
Fraulautern. Arbeit und ein chaotisches Familienleben unter einen Hut zu bringen ist für Frauen nicht immer einfach. Annina Dessauer und Claudia Nellen kennen auch die Schattenseiten der Mutterschaft: Die beiden haben als Kurberaterinnen täglich mit Müttern zu tun, die an ihre Grenzen kommen
Fraulautern. Arbeit und ein chaotisches Familienleben unter einen Hut zu bringen ist für Frauen nicht immer einfach. Annina Dessauer und Claudia Nellen kennen auch die Schattenseiten der Mutterschaft: Die beiden haben als Kurberaterinnen täglich mit Müttern zu tun, die an ihre Grenzen kommen."Viele Eltern wissen gar nicht, dass Kuren Pflichtleistungen der Krankenkassen sind", erklärt Dessauer. Denn alle vier Jahre haben erziehungsberechtigte Mütter und auch Väter das Recht, eine Kur zu beantragen - wenn sie durch eine Mehrfachbelastung an ihre Grenzen kommen. Erschöpfungszustände, traumatische Erlebnisse oder Schicksalsschläge wie der Tod eines Kindes oder des Partners sind häufige Gründe für einen Kurantrag. Auch massive Erziehungsprobleme sind ein Grund, ebenso hohe Belastungen bei Alleinerziehenden, in kinderreichen Familien oder bei AHDS-Kindern.
Zunächst waren die Kurberaterinnen auf eigene Faust in Fraulautern tätig, seit 1. August gehören sie dem Landesverband Saar-Pfalz des gemeinnützigen Vereins "Pro Mutter & Kind e.V." an. Die Experten beraten ausführlich zu Indikationen und zur Attestierung; sie helfen auch beim Ausfüllen der Unterlagen und besprechen mit den Müttern, welche Kurkliniken passen. Der Verein wickelt den Antrag mit der Krankenkasse ab und legt, wenn nötig, auch Widerspruch ein - über den Kooperationsanwalt Mirko Koch.
Für Eltern ist die Beratung kostenlos. Die Mütter kommen aus dem ganzen Saarland. Die Arbeit des Vereins wird über Spenden finanziert, vieles zahlen die beiden Frauen aus eigener Tasche. So wie die 3000 Kilometer Autofahrt durch ganz Deutschland, bei der sie sich selbst ein Bild von Kurkliniken machen wollten, die sie vermitteln.
Was den Saarlouiserinnen besonders wichtig ist: Sie betreuen die Mütter auch nach einer Kur und sorgen dafür, dass die Erholung und das Gelernte auch länger im Alltag umgesetzt werden können. Bei ihrer "Nachsorge" kooperieren sie mit den Frauenbeauftragten oder Gemeinden und fragen auch mal konkret nach, wer sich kümmert. Demnächst soll auch ein Stammtisch eingerichtet werden, an dem sich Mütter nach oder vor einer Kur austauschen können.
Seit August hat die Geschäftsstelle in Fraulautern schon über 30 Mütter beraten, der Bedarf ist hoch. Doch wann ist eine Mutter reif für eine Kur? "Wenn man beginnt, sich mit dem Alltag überlastet zu fühlen", fasst Nellen zusammen. Im Regelfall dauert die Bewilligung vier bis sechs Wochen; in akuten Fällen kann es durch einen Eilantrag auch schneller gehen. "Die wenigsten wollen einfach nur Urlaub machen", betont Nellen. "Die Mamas, die zu uns kommen, sind wirklich am Ende."
Kontakt: Annina Dessauer und Claudia Nellen, Geschäftsstellenleitung Landesverband Saar-Pfalz, Pro Mutter & Kind e.V., Jahnstraße 176, Fraulautern. Tel. (0 68 31) 4 57 51 29
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8.30 bis zwölf Uhr, Dienstag 14 bis 16 Uhr sowie nach Absprache.
kurhilfe-suedwest.de
Auf einen Blick
Der Landesverband Saar-Pfalz von Pro Mutter & Kind e.V. führt am Freitag, 4. November, in Zusammenarbeit mit der Frauenbeauftragten der Stadt Saarlouis, Sigrid Gehl, einen Informationsabend zum Thema: "Mutter-Vater-Kind-Kuren und die Nachhaltigkeit" durch. Dazu sind alle Eltern, aber auch Fachpersonal wie Ärzte eingeladen.
Referieren werden unter anderem Annina Dessauer, Geschäftsstellenleitung Pro Mutter & Kind e.V, der Kooperationsanwalt Mirko Koch sowie Vertreter der deutschen Fachkliniken Ursee, Bromerhof, dem Gesundheitszentrum an der Höhle und dem Miramar.
Der Vortrag ist kostenlos und beginnt um 18 Uhr im Haus Koch in der Grüne-Baum-Straße 2, Saarlouis. Anmeldungen per E-Mail unter kontakt@kurhilfe-suedwest.de. nic