"Für einen Euro an die Stadt verkaufen"
Saarlouis/Lebach. Gestern gingen die zum Teil heftigen Reaktionen auf die Auswirkungen des neuen Stationierungskonzepts der Bundeswehr auf das Saarland weiter
Saarlouis/Lebach. Gestern gingen die zum Teil heftigen Reaktionen auf die Auswirkungen des neuen Stationierungskonzepts der Bundeswehr auf das Saarland weiter. SPD-Kreisvorsitzender Reinhold Jost warf der Jamaika-Landesregierung und dem Saarlouiser CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Altmaier angesichts der Reduzierung fast der Hälfte aller Bundeswehrdienstposten und des Rückzuges der Saarlandbrigade aus Saarlouis "Versagen auf der ganzen Linie" vor.FDP-Ehrenvorsitzender Udo Konstroffer forderte die Bundesregierung auf, die Immobilie Graf-Werder-Kaserne "und das gesamte Anwesen zu einem symbolischen Preis von einem Euro an die Stadt Saarlouis für die entgangene Wertschöpfung zu verkaufen."
Lebachs Bürgermeister Arno Schmidt hingegen verschickte Dankesbriefe an Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière und den CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Altmaier sowie den Chef der Staatskanzlei, Andreas Storm. Lebachs Garnison wird nur halbiert, bekommt aber den Stab der Saarlandbrigade.
Schmidt bedankte sich bei Storm "für den permanenten Kontakt sowie die stets enge, zeitnahe und gute Kommunikation in dieser Krise." Soldaten sagten, mit der Graf-Werder-Kaserne habe sich die alte Soldatenweisheit bestätigt: "Wird in einer Kaserne die Küche neu gebaut, wird die Kaserne bald geschlossen."
Neuausrichtung
Erst Mitte August war der Sportplatz der Kaserne nach Sanierung für 1,1 Millionen Euro eingeweiht worden. Seit 2008 hat der Bund über 40 Millionen Euro in die Gebäude gesteckt. Staatssekretär Gerd Wack sagte im August, weitere 20 Millionen seien eingeplant. Es ist aber davon auszugehen, dass begonnene Maßnahmen beendet, aber keine der weiteren geplanten angefangen werden. Geschlossen wird die Kaserne, weil die Saarlandbrigade im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr umgebaut wird. Die Führung mit dem General zieht nach Lebach. 1200 Bundeswehr-Dienstposten im Kreis Saarlouis gehen verloren. Der Prozess dauert laut Kommandeur General Eberhard Zorn sechs bis acht Jahre. Viele Zeitsoldaten haben ihren Dienst bis dahin ohnehin beendet, andere werden laut Zorn innerhalb des Saarlandes versetzt. "Da setzt sich nicht plötzlich eine ganze Einheit von hier nach da in Bewegung."
2013 wartet ein Einsatz auf die Brigade, welcher sei offen, und Veränderungen würden erst danach beginnen, sagte Zorn bei einer Pressekonferenz zum Stationierungskonzept.
Offen ist, wie das künftige "Karrierecenter" in Lebach aussehen soll. Es könnte eines von acht in Deutschland werden, denen ein "Assessment-Center" angeschlossen ist. In denen werden Bewerber auf medizinische, psychische und sportliche Eignung getestet. Das Center wird das bisherige Kreiswehrersatzamt (KWA) Saarlouis ablösen. Dort sind laut Leiter Hans-Peter Breit derzeit von 85 Dienstposten maximal 60 besetzt. Das KWA habe 2011 eine im bundesweiten Vergleich sehr hohe Zahl an Bewerbern gehabt: Von 1135 Interessenten seien 366 (darunter 42 Frauen) einberufen worden.