Zwischen Wut und Resignation
Schwarzenholz. Die Bürgerfragestunde wurde zum Hauptteil der Ortsratssitzung am Mittwochabend im noch bestehenden Feuerwehrgerätehaus in Schwarzenholz. Unter diesem Punkt bat nämlich Ortsvorsteher Josef Werth das Thema Kastanie an der Schulze-Kathrin-Halle zu besprechen (wir berichteten).Besser gesagt: gefällte Kastanie. Zur Verärgerung der gut 60 Gäste dieser Sitzung waren ab 7
Schwarzenholz. Die Bürgerfragestunde wurde zum Hauptteil der Ortsratssitzung am Mittwochabend im noch bestehenden Feuerwehrgerätehaus in Schwarzenholz. Unter diesem Punkt bat nämlich Ortsvorsteher Josef Werth das Thema Kastanie an der Schulze-Kathrin-Halle zu besprechen (wir berichteten).Besser gesagt: gefällte Kastanie. Zur Verärgerung der gut 60 Gäste dieser Sitzung waren ab 7.45 Uhr am Morgen des selben Tages nämlich Fakten geschaffen worden. Saarwellingens Bürgermeister Michael Philippi hatte das Fällen des Baumes veranlasst. Seine Begründung ist bekannt: Der Baum war kein Naturdenkmal und die Pläne für das neue Feuerwehrgerätehaus ließen nicht zu, ihn stehen zu lassen. Außerdem sagte Philippi der SZ, sei es an der Zeit gewesen, das Konzept für den Bau umzusetzen.
Bekannte Argumente zwar, aber Schwarzenholz' Ortsvorsteher hatte nicht nur gegenüber der Saarbrücker Zeitung erklärt, es werde in der Sitzung am Mittwochabend informiert, welche Möglichkeiten oder auch Notwendigkeiten es gibt. Das war so verstanden worden, dass vorher der Kastanie nichts passieren würde.
Werth mühte sich, die Diskussion in sachliche Bahnen zu lenken. Er verurteilte erneut feuerwehrfeindliche anonyme Plakate. Seine Ausführungen schloss er aber mit harten Worten an Philippis Adresse: "Das ist für uns alle ein Schlag ins Gesicht. Das war einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Ortsrat und Gemeinde nicht förderlich." Besucher und Ortsratskollegen stießen ins gleiche Horn. "Zwischen Wut und Resignation" fühlten sich viele.
Bürger prangerten an, dass Schwarzenholz gegenüber Saarwellingen nichts gelte. Ortsratsmitglieder fühlten sich missachtet, sahen im Handeln des Bürgermeisters einen "Affront".
Saarwellingens Bauamtsleiter Siegbert Molitor erläuterte zwar erneut die Auffassung der Verwaltung, dass es keine Möglichkeit gegeben habe, die Kastanie zu retten. Den Unmut der Besucher vermochte er damit nicht zu besänftigen. Auch Werth sah sich heftigen Attacken bis hin zur Rücktrittsforderung ausgesetzt - er müsse doch vorher von der Fällung der Kastanie gewusst haben.
Eine Stunde lang verschafften sich verärgerte Bürger und auch erschütterte Ortsratsmitglieder Luft. Ein Ergebnis gab es nicht. Das lag schon seit dem Morgen hinter Baumstümpfen in zersägten Teilen auf der künftigen Baustelle.
Meinung
Mehr kaputt
als die Kastanie
Von SZ-RedakteurMathias Winters
Dass irgendwelche Leute anonym die Feuerwehr angegriffen haben, sie wolle ein Naturdenkmal platt machen, haben Bürgermeister und Ortsvorsteher zu Recht angeprangert. So geht man nicht miteinander um im Dorf. Aber rechtfertigt das, allen Kritikern gegenüber Regeln des fairen Umgangs zu missachten?
Wer wann was gewusst und gesagt hat vom Anrücken der Männer mit den Motorsägen, ist nicht die entscheidende Frage. Es sieht nämlich ganz danach aus, dass durch die Nacht- und Nebel(fäll)aktion am Mittwochmorgen mehr kaputt gemacht worden ist als eine Kastanie. "Warum überhaupt in den Ortsrat gehen?", fragen sich dessen Mitglieder und Bürger - wahrscheinlich nicht nur in Schwarzenholz.
