Einmal Deutschland und zurück

Lebach · Mit dem Fahrrad Deutschland auf Fernradwegen umrunden und gucken, wo es schön ist – eine charmante Prüfung für den Lebacher Ruheständler Paul Sträßer. Der erfahrene Reiseradler sammelte in zwei Durchgängen grandiose Eindrücke - nicht zuletzt wegen des Verzichtes auf strikte Planung.

 Paul Sträßer machte auf seiner 40-Tages-Tour durch Deutschland auch in Zittau Station. Fotos: Sträßer

Paul Sträßer machte auf seiner 40-Tages-Tour durch Deutschland auch in Zittau Station. Fotos: Sträßer

 Die Streckenführung seiner Route.

Die Streckenführung seiner Route.

 Königssee.

Königssee.

 Heringsdorf.

Heringsdorf.

Als Oberstudienrat Paul Sträßer aus Lebach im vergangenen Jahr in Ruhestand ging, war die Zeit gekommen für ein großes Erlebnis: die Deutschland-Umrundung mit dem Reiserad, 4000 Kilometer in etwa 40 Tagen. So verlockend eine Begleitung auch gewesen sein mochte, der 65-jährige Berufsschullehrer in Ruhe entschied sich für die Alleinfahrt - "um mehr Antennen zu haben" und mehr spontan entscheiden zu können.

Worauf andere Abenteurer seines Kalibers wert legen, kam für Sträßer nicht in Frage: Planwirtschaft, die alle Eventualitäten einbezieht. Zwar legte er bei der Abreise am 8. Juli 2013 eine grobe Route möglichst nah an der Außengrenze fest und orientierte sich mit Navigationssystem durch die Landschaften. Doch entschied er Tag für Tag spontan über die genaue Wegführung und auch die Übernachtungsorte.

Die Reise führte im Uhrzeigersinn nach Norden. Mal ging Sträßer nach 80 Kilometern in Jugendherbergen oder Pensionen zur Ruhe, mal riss er 130 Kilometer herunter. Bei einem Tempo von 15 bis 20 Kilometern je Stunde war für den trainierten Sportsmann ausreichend Luft und Muße, um große bis grandiose Eindrücke zu sammeln: Flussläufe, die Nordsee, die Ostsee, Kirchen, Burgen, Altstädte, Alleen, Landschaften, auch solche mit Braunkohletagebau.

Der Mut zur Spontaneität hatte allerdings auch eine drastische Konsequenz: Nach 2100 Kilometern, in Dresden angekommen, brach er die Unternehmung am 25. Juli kurzerhand ab und fuhr mit dem Zug in zwölf Stunden nach Dillingen zurück. "Der Speicher war voll, meine Aufnahmefähigkeit erschöpft", erinnert er sich an das Übermaß von Schönheit.

In diesem Sommer nun holte er den zweiten Teil der anstrengenden Umrundung nach, diesmal gegen den Uhrzeigersinn, 1900 Kilometer, diesmal mit viel Regen, aber erneut ohne eine einzige Panne. War 2014 noch betörender als das Jahr zuvor? Paul Sträßer will sich nicht festlegen. "Es war ja schon etwas Routine dabei, andererseits wäre es ungeheuer vermessen zu behaupten, das Allgäu sei nichts Besonderes."

Die Frage nach den Höhepunkten an der 4000 Kilometer langen Strecke wird mit einer Liste beantwortet, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: Eifel, Vennbahnradweg, Papenburg, Ems-Jade-Kanal, Wilhelmshaven, Lübeck, Greifswald, Usedom, Oder-Neiße-Radweg, Görlitz ("die schönste Stadt"), Königssee, Burghausen, Arberpass . . .

Beim Gesamturteil gibt es kein Vertun: "Für den Urlaub muss man Deutschland nicht verlassen, meine Reise war eine einzige Abfolge wunderschöner Urlaubsorte."

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