Die Tücken einer neuen Staatsform

Über zwei Jahre nach Ende der Monarchie sieht sich der Landrat von Saarlouis 1921 zu folgender Verfügung veranlasst: "Aus gegebener Veranlassung ordne ich hiermit an, dass an allen Schildern und Aufschriften, besonders an Bürgermeisterämtern, Wohnungen von Gemeindevorstehern und Schiedsmännern, der Adler und die Bezeichnung "Königlich Preußisch" zu entfernen ist

Über zwei Jahre nach Ende der Monarchie sieht sich der Landrat von Saarlouis 1921 zu folgender Verfügung veranlasst: "Aus gegebener Veranlassung ordne ich hiermit an, dass an allen Schildern und Aufschriften, besonders an Bürgermeisterämtern, Wohnungen von Gemeindevorstehern und Schiedsmännern, der Adler und die Bezeichnung "Königlich Preußisch" zu entfernen ist. Über das Veranlasste wolle mir berichtet werden."Diese Situation ist unbegreiflich, wenn man nicht voraussieht, dass die Republik ungewollt war. Die epochale politische Wandlung zur neuen Staatsform wurde von der Landbevölkerung nicht verinnerlicht, selbst im Dienst des Staates stehende Ehrenbeamte waren nach Jahren eigens darauf hinzuweisen, dass das "alte System" sein Ende gefunden hatte. In Lebach meldete der Polizeiwachtmeister Horbach dem Bürgermeister schon nach drei Tagen Vollzug. Man sah wohl die Beschränktheit ein und handelte schnell. Immerhin! Aufgewecktes Bewusstsein einer völlig unpolitischen Gesellschaft, zumindest auf dem Lande.

Im Lebacher Stadtarchiv schlummern unendlich viele Geschichten, die nur darauf warten, ausgegraben zu werden. Seit Jahren ordnet und durchforstet Albert Wagner die Bände des Archivs. In einer Serie "Akten erzählen Geschichte(n)" stellt er seine Entdeckungen vor.

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