Aldona ist Hilfe von Frauen für Frauen

Saarlouis/Bous/Saarbrücken · Der Verein Aldona war ursprünglich nur eine Hurenselbsthilfe. Heute melden sich täglich Frauen, darunter inzwischen auch viele Migrantinnen und Opfer von Menschenhandel und Gewalt.

Etwa 17 Prostitutionsstätten gibt es im Kreis Saarlouis. Inklusive der Frauen, die in ihren privaten Wohnungen als Huren arbeiten, sind es sogar rund 40 im Landkreis. Darauf, dass die Frauen ihren Beruf freiwillig und unter guten Bedingungen ausüben können, achtet der Verein Aldona. Dieser bietet eine Beratungsstelle für Huren und inzwischen ebenfalls eine für Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsprostitution oder häuslicher Gewalt sind oder denen Zwangsheirat droht.

Aldona wurde 1990 unter dem Namen Hurenselbsthilfe in Saarbrücken gegründet. Finanziert wird der Verein anteilsmäßig vom Saarland, dem Regionalverband und der Stadt Saarbrücken und aus Eigenmitteln. Die beiden Beraterinnen, Sozialpädagogin Barbara Filipak und ihre Kollegin Sabrina Müller, sind für das gesamte Saarland zuständig.

Wer aussteigen möchte, erhält Hilfe bei Behördengängen und bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Wer als Hure arbeiten möchte, kann sich mit der Hilfe von Aldona gute Arbeitsbedingungen schaffen.

Filipak und Müller kontrollieren die Bordelle auch im Landkreis Saarlouis und gehen auf Huren auf dem Straßenstrich zu und bieten Beratungsgespräche an. Wenn die Frauen sich nicht melden, meldet Aldona sich. Ist das nicht gefährlich, wenn eine Frau gar keine Hilfe möchte? "Nun, ich kann Karate für den Notfall", sagt Müller.

Mehr und mehr kamen auch Frauen zu Aldona, die misshandelt wurden. 2002 kam die erste Frau wegen Zwangsverheiratung zu den Frauen des Vereines. 2012 hat die ehemalige Hurenselbsthilfe sich in Aldona umbenannt. Damit hat die Beratungsstelle auf ihr gewachsenes Aufgabenspektrum reagiert.

Umbenennung in Aldona

Aldona hieß die erste Frau, die sich 1997 an die Beratungsstelle für Migrantinnen wandte, eine junge Osteuropäerin, Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution.

Hunderte Frauen haben sich bislang an den Verein gemeldet. "Jeder neue Fall bringt einen neuen Fall mit", sagt Filipak. Neue Fälle bringt auch die Polizei oder die Frauen kommen selbst vorbei. So werden die Frauen von Aldona auch auf eventuelle Missstände an den Arbeitsplätzen der Huren hingewiesen: Mal meldet sich die Polizei, mal ein besorgter Freier. "Letzteres sind aber meist Männer, die sich in eine Hure verliebt haben und sie gerne aus dem Beruf befreien würden", sagt Filipak.

Spenden nach Film

Gemeinsam mit dem Kino Bous haben das Frauennetzwerk des Landkreises und der Kreisstadt Saarlouis und die Frauenbeauftragten von Saarlouis und Bous Spenden gesammelt für den Verein von und für Frauen. Zum Equal Pay Day hatte das Kino Bous den Spielfilm "Die Hebamme - auf Leben und Tod" ausgestrahlt. Der Film bildet mit einer Hebamme, die um bessere Bedingungen für ihre Patientinnen kämpft, eine wahre Begebenheit vor 200 Jahren ab. "Dieser Film war für diesen Zweck genau das Richtige", sagt die Frauenbeauftragte Sigrid Gehl. Der Eintritt an diesem Abend war frei, eine Spende erwünscht. 134 Menschen haben insgesamt 250 Euro gespendet. "Wir haben diesen ungeraden Betrag gerne auf 300 Euro aufgerundet", sagt Marion Martin, Inhaberin des Kinos. Das Geld geht direkt in den Notfonds des Vereines. "Die Frauenhäuser sind voll, ein Hotel müssten die Betroffenen selbst organisieren und zahlen", sagt Filipak.

Kontakt: Tel. (06 81) 37 36 31 oder beratung.migrantinnen@t-online.de.

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