Zeitenwende an der Weiche: Mechanik hat ausgedient

Einen Zeitsprung von gut einem Jahrhundert hat zum Monatswechsel die Technik auf der Bahnstrecke von Lebach über Eppelborn nach Wemmetsweiler gemacht. Mit einem Kostenaufwand von 4,6 Millionen Euro stellt die Bahn ihre über 100 Jahre alte mechanische Stellwerkstechnik auf modernen elektronischen Betrieb um

Einen Zeitsprung von gut einem Jahrhundert hat zum Monatswechsel die Technik auf der Bahnstrecke von Lebach über Eppelborn nach Wemmetsweiler gemacht. Mit einem Kostenaufwand von 4,6 Millionen Euro stellt die Bahn ihre über 100 Jahre alte mechanische Stellwerkstechnik auf modernen elektronischen Betrieb um. Damit werden die beiden ältesten in Deutschland von der Bahn noch für den Fahrbetrieb genutzten mechanischen Hebelstellwerke der Bauart "Jüdel" im Bahnhof Lebach und Eppelborn stillgelegt. Die auf der Theel- und Illtalstrecke werktags verkehrenden 42 Reisezüge steuert fortan ein elektronisches Stellwerk in Wemmetsweiler per Mausklick am Computer. "Der dortige Fahrdienstleiter überwacht den Zugverkehr künftig auf acht Monitoren", erläutert Alexander Gros, Bezirksleiter Betrieb bei der DB Netz AG Saarbrücken. Einige der bisher in Lebach tätigen Fahrdienstleiter werden auf die elektronische Stellwerkstechnik umgeschult, andere finden neue Beschäftigungen bei ihrem Arbeitgeber im Raum Völklingen-Saarbrücken-Neunkirchen. Mit dem Ende der Ära des mechanischen Stellwerks in Lebach verschwinden auch die per Hebelkraft über lange Drahtseile manuell in Position gebrachten legendären rotweißen Flügelsignale. Sie werden ersetzt durch aus der Ferne geschaltete elektrische Lichtsignale. Dabei hatte die manuelle Stellwerkstechnik unserer Urgroßväter mehr als 108 Jahre bestens funktioniert und dies trotz erforderlicher großer menschlicher Kraftanstrengung. Noch Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden werktags im Lebacher Stellwerk und dessen "Schwesterstellwerk Lw", die Weichen und Signale für 80 Zug- und Lokomotivfahrten manuell gestellt. Nach Schließung der Bahnstrecke zwischen Lebach und Primsweiler vor über 20 Jahren ging das Wärterstellwerk Lw außer Betrieb. Wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Geschichte der Eisenbahn im Saarland stellte der Landeskonservator beide Stellwerke schon Anfang der 90er Jahre unter Denkmalschutz. Fahrdienstleiterin Isabel Milbradt ist seit zwölf Jahren auf dem Lebacher Stellwerk tätig. "Der Umgang mit dieser nostalgischen Technik war eine interessante Erfahrung in meinem bisherigen Berufsleben, jetzt freue ich mich auf das neue elektronische Stellwerk", sagt die Bahn-Mitarbeiterin zur Zeitenwende.

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