Senioren sollen nicht durchs Raster fallen

Kirkel. Eine Kommune, die sich um ihre jüngsten Mitglieder sorgt, muss sich auch um die älteren Mitbürger kümmern. Das betonte Bürgermeister Frank John anlässlich der Vorstellung eines neuen Projektes in der Seniorenarbeit, an dem das Kuratorium Deutsche Altershilfe beteiligt ist

 Geselligkeit im Alter trägt zu einem zufriedenen Leben bei. Die Gemeinde Kirkel wurde ausgewählt, um in einem Projekt noch mehr ältere Menschen als bisher anzusprechen. Foto: Carolin Grell

Geselligkeit im Alter trägt zu einem zufriedenen Leben bei. Die Gemeinde Kirkel wurde ausgewählt, um in einem Projekt noch mehr ältere Menschen als bisher anzusprechen. Foto: Carolin Grell

Kirkel. Eine Kommune, die sich um ihre jüngsten Mitglieder sorgt, muss sich auch um die älteren Mitbürger kümmern. Das betonte Bürgermeister Frank John anlässlich der Vorstellung eines neuen Projektes in der Seniorenarbeit, an dem das Kuratorium Deutsche Altershilfe beteiligt ist.Wolfgang Steiner vom Sozialamt der Gemeinde sieht es als Anerkennung der bisherigen Sozialarbeit an, dass Kirkel deutschlandweit zu der kleinen Gruppe von nur vier Orten gehört, die vom Kuratorium für dieses Projekt ausgewählt worden sind - neben Kirkel sind es Mühlheim (Ruhr), Dortmund und Schwäbisch Gmünd.

Gestern war Heiko Rutenkröger zu Gast in Kirkel. Der gelernte Altenpfleger, der die Probleme älterer Menschen kennt, ist beim Kuratorium Deutsche Altershilfe für dieses Projekt zuständig.

Worum geht es nun genau? "Es gibt in jeder Gemeinschaft Menschen, die riskieren, durchs Raster zu fallen, weil sie nicht wahrgenommen werden", erklärt Rutenkröger, "das sind im Falle älterer Menschen solche, die wenig soziale Kontakte pflegen, die schlecht hören und sehen, die inkontinent sind oder die Verwahrlosungstendenzen aufweisen."

In einer Gemeinschaft sei es wichtig, gerade diese Mitbürger aufzusuchen, um ihnen Hilfe anzubieten, betonte Walter Nägle, Sozialbeigeordneter der Gemeinde Kirkel. Denn die Auflösung der Großfamilien, die Vereinzelung der Menschen, gerade auch im Alter, mache es schwer, diejenigen zu erreichen, die Hilfe nötig bräuchten.

Rund 2500 bis 2700 Senioren leben in der Gemeinde Kirkel, erklärt Wolfgang Steiner. Viele davon kennt er persönlich, denn Steiner ist eine Institution. Er kümmert sich seit über 20 Jahren um die sozialen Belange innerhalb der Gemeinde und ist eine Vertrauensperson. Deshalb funktionieren auch die bisher aufgebauten sozialen Strukturen, denn die Bürger kommen zu Wolfgang Steiner ins Sozialbüro und erfahren dort, wer weiterhelfen kann.

"Unser Netzwerk besteht aus den Kirchen, den Ärzten, der Sozialstation, den Pflegediensten, den Wohlfahrtsverbänden oder der Einrichtung Leibs Heisje", zählt Steiner auf, "auf diese Weise bekommen wir schon einen recht guten Überblick über die soziale Situation im Ort". Dieser Überblick mitsamt dem funktionierenden Netzwerk sei ausschlaggebend für die Gemeinde Kirkel gewesen, den Zuschlag für das Kuratoriumsprojekt zu bekommen, betont Rutenkröger, "denn man kann dieses Projekt nur durchführen, wenn bereits auf ein funktionierendes Netzwerk zurückgreifen kann." Dass man diejenigen Senioren auf Anhieb erreicht, die ohnehin selten in Erscheinung treten, ist eher unwahrscheinlich. "Deshalb lässt sich nur an einer bereits bestehenden Struktur etwas verbessern."

Ums Verbessern geht es auch in Kirkel, denn diejenigen Institutionen, die mit alten Menschen zu tun haben, sind am Mittwochabend im Ratssaal zusammengekommen, um zu beraten, wie man die Arbeit auf jene älteren Menschen ausdehnen könne, die sich nicht von sich aus melden. Das Ziel, sagt Walter Nägle, sei "eine sorgende Gemeinschaft", ein soziales Umfeld, in dem die Mitmenschen wahrnehmen, wo Hilfe benötigt wird. "Auch wenn man nicht selbst helfen kann, ist es doch schon ein großer Vorteil, wenn man weiß, wo man sich hinwenden kann", betont der Sozialexperte.

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