Pfarrer der Region zollen Ex-Bischöfin Respekt

St. Wendel/Wolfersweiler/Dirmingen. Trotz des gravierenden Fehlers, den Ex-Bischöfin Margot Käßmann (51) einräumt, stehen evangelische Pfarrer in der Region hinter ihr. Das hat eine Umfrage der Saarbrücker Zeitung ergeben

 Ex-Bischöfin Margot Käßmann verabschiedet sich auch von der EKD-Spitze. Foto: dpa

Ex-Bischöfin Margot Käßmann verabschiedet sich auch von der EKD-Spitze. Foto: dpa

St. Wendel/Wolfersweiler/Dirmingen. Trotz des gravierenden Fehlers, den Ex-Bischöfin Margot Käßmann (51) einräumt, stehen evangelische Pfarrer in der Region hinter ihr. Das hat eine Umfrage der Saarbrücker Zeitung ergeben. Doch war ihr Rücktritt wirklich notwendig, gar konsequent oder doch eher bedauerlich?"Ich glaube, beides ist der Fall: Sicherlich ist es konsequent und zugleich bedauerlich." Pfarrer Wilhelm Gerritsmann von der Evangelischen Kirchengemeinde in Wolfersweiler schätzt an Käßmann ihre Konsequenz, die ihre Arbeit innerhalb der evangelischen Kirche geprägt habe. Das werde auch durch ihren Fehler nicht getrübt, sich betrunken ans Steuer gesetzt zu haben. Mit ihrem Entschluss, wegen des gravierenden Fehltritts von allen Kirchenämtern zurückzutreten, habe sie diese Konsequenz wieder einmal bewiesen. "Auf der anderen Seite bedaure ich ihren Schritt, weil diese Frau schon einiges hat bewegen können." Schon als Landesbischöfin in Hannover habe sie sich gegenüber orthodoxen Kirchen für Erneuerung stark gemacht. Gerritsmann: "Ihr Rücktritt ist ein Rückschlag, aber kein Rückschritt." Denn er gehe davon aus, dass Käßmanns bisheriger Stellvertreter an der EKD-Spitze und Präses der auch für Teile des Saarlands zuständigen Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, ihre Arbeit fortführen werde. Pfarrer Siegfried Ameth aus Dirmingen, dessen Kirchengemeinde unter anderem auch für Berschweiler und Urexweiler zuständig ist, wünscht sich, dass sich auch andere Menschen im öffentlichen Leben ein Beispiel an Käßmanns Entscheidung nehmen. "Kein Politiker in heutigen Tagen hinterfragt sein Handeln und zieht daraus die Konsequenz." Dass die ehemalige Bischöfin dies für sich aber so tat, habe ihre Achtung steigen lassen. Ameth: "Alle bedauern den Weggang sehr. Aber überrascht waren wir nicht, weil wir sie kennen."Käßmanns Argumentation, dass durch ihre Trunkenheitsfahrt die Autorität des Amtes sehr beschädigt worden sei und sie deshalb ihre Aufgaben niederlegt, kann die St. Wendeler Krankenhaus-Pfarrerin Astrid Hiob sehr gut nachvollziehen. Aber eine dadurch resultierende Gefahr für die Kontinuität in der EKD-Arbeit kann Hiob darin nicht erkennen. Die evangelische Kirche sei durch Team-Arbeit geprägt. "Das ist das evangelische Prinzip, dass Leute da sind, die zusammenarbeiten." So werde Käßmanns Aufgabe von anderen fortgeführt.

Zur PersonMargot Käßmann, geb. Schulze, ist am 3. Juni 1958 in Marburg/Hessen geboren. Seit 1999 war sie bis zum jetzigen Rücktritt Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Vier Monate stand sie an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Von Oktober 2009 bis Februar 2010 hatte Käßmann das Amt der Ratsvorsitzenden inne. Beide Positionen gab sie wegen einer Alkoholfahrt auf. Polizisten hatten sie mit 1,54 Promille am Steuer ihres Dienstwagens gestoppt. Käßmann ist geschieden, lebt mit ihrer jüngsten von vier Töchtern in Hannover. hgn

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