Luftschacht in den Bauch der Erde

Auersmacher. Der einfachste und sicherste Weg zum Grund des 50-Meter-Loches im Gemeindewald von Kleinblittersdorf ist rund sieben Kilometer lang und beginnt in der Auersmacher Kreisstraße - auf dem Betriebsgelände des Kalkstein-Bergwerkes Auersmacher. Dort führt ein Tor - ebenerdig und groß genug für Lkw - in den Bauch der Erde unter der Gemeinde Kleinblittersdorf

Auersmacher. Der einfachste und sicherste Weg zum Grund des 50-Meter-Loches im Gemeindewald von Kleinblittersdorf ist rund sieben Kilometer lang und beginnt in der Auersmacher Kreisstraße - auf dem Betriebsgelände des Kalkstein-Bergwerkes Auersmacher. Dort führt ein Tor - ebenerdig und groß genug für Lkw - in den Bauch der Erde unter der Gemeinde Kleinblittersdorf.Mit dem Geländewagen dauert die Fahrt von der Kreisstraße bis zum Loch etwa 12 Minuten. Die Strecke durch die Stollen des Bergwerkes - alle groß genug für Lkw - verläuft erst unter Auersmacher, dann unter Sitterswald, macht einen Schlenker unter den Feldern und endet schließlich 50 Meter unter dem Gemeindewald.

In den Stollen ist es stockdunkel. Der Blick reicht gerade so weit wie die Scheinwerfer des Geländewagens. In ihrem Licht schimmern ringsherum weiße Kalkfelsen. Dann türmt sich plötzlich am Rande eines Stollens ein ungefähr fünf Meter hoher Haufen Kalkstein, etwa 2000 Tonnen schwer, vor dem Geländewagen auf. Den Haufen haben die Bergleute aufgeschüttet, mit Metallpfeilern verstärkt und oben noch eine schwere schwarze Folie eingearbeitet - so haben sie das Loch von unten fast komplett zugestopft. Denn der Luftzug, der durch das Loch im Stollen entstand, brachte die ausgeklügelte Luft- und Sauerstoffversorgung im ganzen Bergwerk durcheinander.

Ralf Schmitt, seit 15 Jahren Leiter des Kalkstein-Bergwerkes, erläutert: "Wir haben am 1. März Wasser- und Lufteintritt unter Tage festgestellt. Dann kam flüssiger Lehm dazu. Und zwar 2000 Kubikmeter." Daraufhin suchte und fand Schmitt das Loch. Er informierte sofort das Bergamt, die Gemeinde, den Forst, die Jäger und die Saarstahl AG als Betreiber des Bergwerkes. Das Loch wurde weiträumig abgesperrt.

Schmitt hat folgende Erklärung für das Loch: Regen und Schmelzwasser haben eine rund 50 Meter hohe und etwa 2000 Kubikmeter starke Lehmsäule aufgelöst, in den Stollen geschwemmt und dort auf etwa 3000 Quadratmetern verteilt. (Das Bergwerk ist 75 Jahre alt - Gesamtlänge der Stollen: etwa 240 Kilometer.)

Löcher wie das im Gemeindewald nennt man "Tagebrüche". Seit 1935 sind im Kalkstein-Bergwerk 68 gemeldet. Für Schmitt ist es erst der zweite: "Als ich 1995 nach Auersmacher kam hatten Pilzsammler am Waldrand ein ähnliches, aber kleineres Loch entdeckt." Schmitt versichert, dass "Tagebrüche" aufgrund der extremen Sicherheitsstandards im Bergwerk sehr unwahrscheinlich sind.

Um das Loch wieder zu füllen, schlägt Schmitt vor, die Erdmassen, die beim Bau des Thermalbades ausgehoben werden, in den Wald zu transportieren. Bürgermeister Stephan Strichertz war gestern krank und konnte noch nichts zum Loch und zu Schmitts Vorschlag sagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort