Lobbyistin des Glaubens: Vortrag zu EU und Kirche

Saarbrücken. Die Europäische Union und die Kirche: Da mag einem zunächst wenig Gemeinsames in den Sinn kommen. Dennoch unterhält die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) seit Anfang der 90er Jahre in Brüssel ein Büro. Seit 2008 leitet Oberkirchenrätin Katrin Hatzinger das sechsköpfige Team

Saarbrücken. Die Europäische Union und die Kirche: Da mag einem zunächst wenig Gemeinsames in den Sinn kommen. Dennoch unterhält die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) seit Anfang der 90er Jahre in Brüssel ein Büro. Seit 2008 leitet Oberkirchenrätin Katrin Hatzinger das sechsköpfige Team. Am Mittwoch kommt die Juristin auf Einladung von "Europe Direct" nach Saarbrücken zu einem Vortrag, wie Kirchen-Themen Eingang in die Europapolitik finden.Doch Augenblick mal: eine Juristin als Leiterin des Kirchenbüros bei der EU? "Wir sind ja nicht die evangelische Gemeinde", klärt Hatzinger auf. Vielmehr gehe es darum, den Öffentlichkeitsauftrag der evangelischen Kirche bei der EU deutlich zu machen, dort, wo sie etwa gesellschaftspolitische Positionen bezieht. Mithin oft Fragestellungen, die eine Juristin ob der juristisch geprägten Institutionensprache leichter durchdringt als etwa eine Theologin.

Die Themen, zu denen sich die EKD über ihr Brüsseler Büro zu Wort meldet, reichen von der Ausrichtung der Forschungspolitik, etwa in puncto Präimplantationsdiagnostik, über den Afghanistan-Einsatz bis zu einer gemeinsamen europäischen Asylpolitik, erläutert Hatzinger. Bei all diesen Fragen stehen die Kirchenvertreter den EU-Parlamentariern und Mitarbeitern als Ansprechpartner zur Verfügung, sie organisieren auch Tagungen, Treffen mit Fachleuten. Im Grunde wie ein klassischer Lobbyist. Doch "ohne Scheckbuch und teure Abendessen", entgegnet Hatzinger. Einmal im Monat aber lade man die Abgeordneten zum Frühstück mit Andacht ein, so die 35-jährige Nordrhein-Westfälin. Mit regem Zuspruch, ist ihre Erfahrung. Grundsätzlich spiele die Religion in der EU keine allzu große Rolle, sagt Hatzinger, doch bei Sachthemen fände man durchaus Gehör. Seit dem 2009 in Kraft getretenen Lissabon-Vertrag der EU quasi auch mit Brief und Siegel. Der schreibt nämlich auch den regelmäßigen Dialog der Kirchen mit den EU-Institutionen fest. oli

Vortrag: Mittwoch, 16.30 Uhr, im Saarbrücker Rathausfestsaal.

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