Israelische Ingenieure für das Saarland?

Saarbrücken · Mit einer elfköpfigen Delegation war Heiko Maas jetzt zu politischen und wirtschaftlichen Gesprächen in Israel. Zwar sind die Handelsbeziehungen mit Israel sehr überschaubar, aber sie entwickeln sich sehr gut.

Heiko Maas (Mitte) bei seinem Besuch in der Altstadt von Jerusalem. Foto: Wirtschaftsministerium

Heiko Maas (Mitte) bei seinem Besuch in der Altstadt von Jerusalem. Foto: Wirtschaftsministerium

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Die Rolle ist nicht seine gewohnte: Plötzlich findet sich der saarländische Wirtschaftsminister auf außenpolitischem Terrain wieder. Eine Reise eines deutschen Politikers nach Israel könne aber mit Blick auf die Geschichte "nie ohne politische Bedeutung sein", sagt Heiko Maas nach seiner Rückkehr aus Tel Aviv. Sechs Tage war der SPD-Politiker mit einer elfköpfigen Saar-Delegation in Israel; darunter Wirtschaftvertreter und Wissenschaftler. Neben Handelsterminen gehörte auch ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zum Programm (wir berichteten). Termine im palästinensischen Autonomiegebiet dienten dazu, sich ein Bild von der Lage im Nahen Osten zu verschaffen.

Mit seiner Gruppe war Maas auch just zu dem Zeitpunkt in Israel, als dort eine landesweite Zivilschutzübung stattfand: Man befürchtet Raketenangriffe aus Syrien und dem Gaza-Streifen. "Für uns war das beklemmender als für die Israelis selbst", sagt Maas. Nach dieser Reise sieht er die Lösung der Nahost-Frage aber äußerst skeptisch: "Die Chancen gehen wohl gegen Null." Zu tiefgreifend seien die Konflikte in Nahost.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel entwickelten sich hingegen höchst erfreulich, auch wenn der Anteil am Gesamtexport des Saarlandes 2011 nicht mal ein halbes Prozent betrug. Waren es 2010 noch Waren und Erzeugnisse im Wert von 29,02 Millionen Euro, die nach Israel ausgeführt wurden, summierte sich dies ein Jahr später bereits auf 67,92 Millionen Euro. Umgekehrt wurden 2011 Güter im Wert von 31,34 Millionen Euro aus Israel eingeführt, 33 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem Werkzeuge und Gemüse kommen aus Israel hierher. Der Löwenanteil der Exporte entfiel 2011 auf Fahrzeuge. Vor allem der Ford Focus aus Saarlouis schlägt da zu Buche.

Insgesamt 40 Firmen aus dem Saarland unterhalten Wirtschaftskontakte nach Israel. Darunter auch das in Homburg beheimatete Unternehmen RRCpower-solutions, das auf kabellose Akku-Ladetechnik spezialisiert ist. Die wird sowohl im Militär- als auch im Medizinbereich eingesetzt, erklärt RRC-Geschäftsführer Gerhard Ruffing. So liefert RRC mit seinen 80 Mitarbeitern für die Diagnose-Technik des israelischen Unternehmens given imaging die Energieversorgung. Dazu zählen etwa Kapseln - kleiner als die Kuppe eines kleines Fingers - die ein Patient runterschluckt und die dann Bilder aus Magen und Darm liefern können; deutlich angenehmer als übliche Endoskop-Untersuchungen.

Seine Firma, so Ruffing, arbeitet seit zwölf Jahren mit israelischen Partnern. Der High-Tech-Kontakt kommt nicht von ungefähr. Israel verfügt über viele Top-Ingenieure. Das hat Maas beeindruckt: "Wenn man aus einem Land mit Fachkräftemangel kommt, ist das mal eine völlig ungewohnte Situation." Er will nun ein Konzept entwickeln lassen, wie man israelischen Ingenieuren das Arbeiten im Saarland schmackhaft machen könnte.

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