Weltkulturerbe Völklinger Hütte Der Sieger hat schon verloren

Berlin/Saarbrücken/Völklingen · Berliner Architekten gewinnen ersten Preis bei Wettbewerb um Eingangsplattform des Völklinger Weltkulturerbes.

 Der Entwurf der Stadler Prenn Architekten bekommt zwar den ersten Preis, wird aber nicht gebaut. Die Jury bezeichnet ihn als zurückhaltend, elegant, wohl überlegt und dosiert.

Der Entwurf der Stadler Prenn Architekten bekommt zwar den ersten Preis, wird aber nicht gebaut. Die Jury bezeichnet ihn als zurückhaltend, elegant, wohl überlegt und dosiert.

Foto: Stadler Prenn Architekten, Berlin

Die Berliner Stadler Prenn Architekten haben im Wettbewerb um eine neue zentrale Eingangsplattform des Weltkulturerbes Völklinger Hütte den ersten Preis errungen. Sie dürfen den neuen Eingang aber nicht bauen. Denn die Architekten haben den Auftragszuschlag nicht erhalten. Dieser ging an den zweiten Preisträger: das Büro Duncan McCauley, ebenfalls mit Sitz in der Bundeshauptstadt.

Das geht aus der Internetplattform Tenders Electronic Daily hervor, die EU-Bekanntmachungen öffentlicher Auftraggeber ausweist. Eine Rüge an dem Verfahren oder der Vergabeentscheidung, heißt es da weiter, sei von niemandem vorgetragen worden, insofern sei die Beauftragung des Büros Duncan McCauley mit Vertrag vom 25. September 2017 erfolgt. Das bestätigte gestern auch das Wirtschaftsministerium von Anke Rehlinger (SPD), die noch an der Spitze des Aufsichtsrates des Weltkultur­erbes steht: „Die Geschäftsführung des Weltkultur­erbes hat das Büro Duncan gebeten, die Planungen voranzutreiben.“ Nichtsdestotrotz sei aber die Wirtschaftlichkeitsprüfung zu dem Gesamt-Vorhaben Eingangsplattform im Wasserhochbehälter abzuwarten. Die Frage also, ob der Nutzen des Ausbaus des Wasserhochbehälters die Kosten rechtfertigt. „Vor Abschluss dieser Prüfung ist auch keine Entscheidung über den Bau möglich“, so das Ministerium.

Das Büro Duncan McCauley gab gestern keine Auskunft zu dem Wettbewerb und war auch nicht bereit, unserer Zeitung den Abdruck seines Entwurfes zu genehmigen. Obwohl auf „competitionline“, einem Online-Magazin für Architekten, Ingenieure und Bauherren, zeitgleich zu unserer Recherche Fotos und Pläne der beiden Sieger-Entwürfe aufgetaucht sind.

Auch Thomas Stadler von den Stadler Prenn Architekten hielt sich sehr bedeckt, was Interna des Wettbewerbs anbelangt, bestätigte aber, dass sein Büro nicht den Auftragszuschlag bekommen hat. Aus Architekten-Kreisen kommt derweil Kritik an der Reihenfolge des Vorgehens. Es sei in der Branche unüblich, zuerst einen Wettbewerb auszuschreiben und dann eine Wirtschaftlichkeitsprüfung anzustellen. Der umgekehrte Weg sei die Regel und auch sehr viel fairer den Teilnehmern gegenüber.

Der ehemalige Leiter der Bau- und Kunstdenkmalpflege im Saarland, Norbert Mendgen, hatte kritisiert, dass der Architektur-Wettbewerb zur Eingangsplattform außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung stattfinde. Weltkulturerbe-Chef Meinrad Maria Grewenig hatte darauf verwiesen, dass die Ergebnisse erst nach einer Aufsichtsratssitzung des Weltkulturerbes Ende dieses Jahres vorgestellt werden sollen. Grewenig argumentierte weiter, die neue Eingangsplattform im Wasserhochbehälter sei notwendig geworden, da der Wasserhochbehälter an einem großen Parkplatz liegt und ein vor neun Jahren entstandener Haupteingang (Kosten: mehr als 2, 6 Millionen Euro, davon trug ein Drittel die Stadt) nicht so funktioniere, wie er ihn brauche.

 Der ehemalige Wasserhochbehälter der Völklinger Hütte soll nach dem Wunsch des Welterbe-Chefs Meinrad Maria Grewenig die neue zentrale Eingangsplattform des Weltkulturerbes werden.

Der ehemalige Wasserhochbehälter der Völklinger Hütte soll nach dem Wunsch des Welterbe-Chefs Meinrad Maria Grewenig die neue zentrale Eingangsplattform des Weltkulturerbes werden.

Foto: Iris Maria Maurer

Dieser Haupteingang liegt am Völklinger Platz und damit auf städtischem Gelände. Die Stadt, so der Welterbe-Chef, habe „Grundlagen der Planungsabmachungen“ nicht eingehalten und ein anfangs versprochenes Parkplatz-Konzept vom Völklinger Platz bis über das derzeitige Globus-Gelände nicht umgesetzt. Unsere Zeitung wollte gestern von der Stadt Völklingen wissen, warum diese im Rahmenplan vorgesehenen Parkplätze bis dato nicht entstanden sind. Und warum Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) in der Jury des Wettbewerbs zur neuen Eingangsplattform im Wasserhochbehälter saß. Warum er damit quasi einen neuen Eingang unterstützt, der aufgrund seiner Lage keine Verbindung zur Stadt hat, anstatt den von Völklingen teuer bezahlten Haupteingang am Völklinger Platz besser zu gestalten. Und wir wollten wissen, ob die Stadt den Haupteingang am Völklinger Platz als Fehlinvestition einschätzt und wenn ja, wer diese zu verantworten hat. Eine Stellungnahme, hieß es aus dem Rathaus, sei derzeit nicht möglich, da OB Lorig und Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU) nicht im Hause seien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort