Zuversicht gibt's schwarz auf weiß

Völklingen. Kommt ein Mann zur Bank, genau gesagt am Freitag in Völklingen, und fragt: "Was wär' do loss, wenn jeder tät 5000 Euro abhewe?" "Tjaaaa", sagt die Kundenberaterin, vielleicht um etwas Zeit zu gewinnen. Dann die Idee: "Das macht ja keiner, warum auch?" Wegen der Krise, sagt der Mann. Da werde viel Panik gemacht, entgegnet die Frau

 Sparkassen und Genossenschaftsbanken genießen offenbar Vertrauen: Ihre Kunden in der Region bringen eher Geld, als dass sie - wie auf dem Foto - welches abheben. Foto: SZ

Sparkassen und Genossenschaftsbanken genießen offenbar Vertrauen: Ihre Kunden in der Region bringen eher Geld, als dass sie - wie auf dem Foto - welches abheben. Foto: SZ

Völklingen. Kommt ein Mann zur Bank, genau gesagt am Freitag in Völklingen, und fragt: "Was wär' do loss, wenn jeder tät 5000 Euro abhewe?" "Tjaaaa", sagt die Kundenberaterin, vielleicht um etwas Zeit zu gewinnen. Dann die Idee: "Das macht ja keiner, warum auch?" Wegen der Krise, sagt der Mann. Da werde viel Panik gemacht, entgegnet die Frau. Jürgen Wolf, Marktbereichsleiter der Stadtsparkasse Völklingen, hat sogar eine noch überzeugendere Antwort: "Kein Problem, unsere Organisation ist flüssig." Wer diese Versicherung der Krisenfestigkeit aus dem Mund des Abteilungsdirektors noch nicht glauben mag, der bekommt es sogar schriftlich. Aus aktuellem Anlass hat die Sparkassen-Finanzgruppe ein Faltblatt herausgebracht, in dem die häufigsten Fragen zur Finanzmarktkrise beantwortet werden. Bei der Sparda-Bank tut es ein einzelnes großes Blatt. Da wird die risikoarme Geschäftspolitik in Erinnerung gerufen und die Verunsicherung der Leute nicht auf die Krise selbst, sondern auf "Medienberichte" über die Krise zurückgeführt. Laut einer Forsa-Umfrage haben 75 Prozent der Deutschen keine Angst um ihr Geld, 25 Prozent aber sehr wohl. Und die schlagen dieser Tage mit drängenden Fragen zur Sicherheit ihrer Einlagen und Anlagen verstärkt in den Filialen vor Ort auf. Feinfühlige werden die Atmosphäre in den Schalterhallen als verändert erleben. Die Mitarbeiter der Geldhäuser sind "irgendwie wacher, sprungbereiter" als sonst, so ein Kunde, der nicht genannt sein will. Wohl auch geschult, um ganz kritische Fragen souverän zu meistern. Die Stimmung zeugt zwar nicht von Nervosität, aber "es prickelt irgendwie", sagt der Berater einer großen Geschäftsbank. "Ein Mitarbeiter hat im Scherz gesagt, er bekomme vom vielen Telefonieren Blumenkohl-Ohren wie die Ringer", berichtet Jürgen Wolf von der Sparkasse und freut sich, dass seine Berater so stark in Anspruch genommen werden: "Diese Zeit ist gut investiert, denn wir vermitteln unseren Kunden ein gutes Gefühl." Wie eine kleine Trophäe liegt auf dem Tisch des Chefs ein "Handelsblatt"-Artikel: "Kunden flüchten zur Sparkasse", ist er überschrieben. Das tut gut. Auch Knut Lissmann, Filialleiter der Bank 1 Saar, gibt sich entspannt: Die oft als "altbacken" bezeichneten Sparkassen und Genossenschaftsbanken erwiesen sich in der Krise als besonders kundennah und vertrauenswürdig. Und die Menschen brächten eher Geld, als dass sie welches abzögen. Die Rettungsmaßnahmen des Bundes würden sehr gut aufgenommen. Hans Agostini, Völklinger Kaufmann, Wirtschaftskreis-Vorsitzender und bekennender Optimist, tut die Finanzkrise lachend ab: "Die Vernunft wird siegen", und Rezession gebe es auch keine."Ich bin besorgt um mein Geld", die Krise werde von Politik und Banken eher klein geredet, meint hingegen der Großrosseler Gewerbevereins-Vorsitzende Alois Schmitt, Finanzmakler und zuvor in leitenden Ämtern bei verschiedenen Banken tätig. "Vieles ist am Kippen", sagt er und beklagt "zügellosen Kapitalismus".

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