Dem Nachbarn näher kommen

Völklingen · Gute Anregungen, gute Atmosphäre, gute Gespräche: Das ist das Fazit aus dem zweiten Bürgerdialog der Volkshochschule Völklingen. Die Teilnehmer tauschten sich über ein engeres Miteinander mit dem französischen Nachbarn aus.

 In Diskussionsrunden erarbeiteten die Teilnehmer des Bürgerdialogs interessante Anregungen. Kulturelle Angebote und Begegnungen nach Frankreich sollen intensiviert werden. Foto: VHS Völklingen

In Diskussionsrunden erarbeiteten die Teilnehmer des Bürgerdialogs interessante Anregungen. Kulturelle Angebote und Begegnungen nach Frankreich sollen intensiviert werden. Foto: VHS Völklingen

Foto: VHS Völklingen

Während des ersten Bürgerdialogs der Volkshochschule (VHS) Völklingen im Mai 2013 blieben die Politiker weitgehend unter sich. Bei der zweiten Auflage am Donnerstagabend stimmt die Mischung. "Wir haben schöne Gruppen", stellt VHS-Moderatorin Silke Eckel-Speicher mit Blick auf die sieben Debattiertische fest. Jung diskutiert mit Alt, Deutsche sprechen mit Franzosen, Experten treffen auf Laien. Kirchenmusiker Andreas Mehs ist im Alten Rathaus ebenso mit von der Partie wie Künstler Horst Reinsdorf und Bürgermeister Wolfgang Bintz. Volkshochschuldirektor Karl-Heinz Schäffner begrüßt auch Dozenten und Kursteilnehmer der VHS. Jacques Koenig, Direktor des Gemeindeverbandes Forbach, und die ehemalige Europaparlament-Abgeordnete Doris Pack bringen ihre Erfahrungen ein. Die Industrie- und Handelskammer, die SHG-Kliniken, der Fotoclub Völklingen und das Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium sind ebenfalls vertreten.

Vor dem Hintergrund der Frankreichstrategie der Landesregierung beschäftigen sich die rund 35 Teilnehmer mit dem Thema "Grenzüberschreitende Begegnungen in Bildung und Kultur". Während der Veranstaltung werden die Tische innerhalb der Themengruppen gewechselt, so kommt man mit vielen Leuten ins Gespräch. Es wird konzentriert gearbeitet, aber auch immer wieder gelacht. Ein Blick in die entspannten Gesichter zeigt: Der Gedankenaustausch macht Spaß. "Die Zeit ist aber schnell rum gegangen", staunt ein Teilnehmer nach der etwa 90-minütigen Diskussionsphase. Die Sprache und der Austausch über die Grenze hinweg spielt in vielen Gesprächen eine große Rolle. Die gemeinsam formulierten Vorschläge werden an Stelltafeln befestigt. Einige Beispiele: Zeitung, Rundfunk und Fernsehen sollten regelmäßig über die Nachbarregion berichten. Angeregt wird auch ein Industriekultur-Weekend mit kostenlosen Besichtigungen von Völklinger Hütte, Erlebnisbergwerk Velsen und Carreau Wendel. Und in den Kommunen könnten Beauftragte für Sprachförderung eingesetzt werden. Oder wie wäre es mit einem Comic, das einem gelandetem Außerirdischen die Grenzregion erklärt? Die Ergebnisse des Bürgerdialogs gehen nun an den VHS-Landesverband. Womöglich fließen einige Anregungen auch in die Frankreichstrategie ein. Anne Funk, Referatsleiterin im Europaministerium, spricht von "spannenden Ideen". Die Organisatoren sind ebenfalls zufrieden, Silke Eckel-Speicher lobt die "angenehme Gesprächskultur". Während des Imbisses in der Pause berichten vier Schülerinnen des Völklinger Kaschnitz-Gymnasiums von der Offenheit ihrer Diskussionspartner. "Wir wurden ernst genommen", betont Zehntklässlerin Lisa-Marie Jost. Bei dem harmonischen Treffen wird nicht nur zusammen diskutiert, am Ende singt man auch gemeinsam. Gitarrist und Sänger Laurent Kremer gibt den Takt vor, das gut gelaunte Publikum stimmt ein. "Aux Champs-Elysées", schallt es leise durch den Rathaus-Festsaal.

Zum Thema:

Auf einen Blick Der Bürgerdialog ist ein Beteiligungs- und Diskussionsformat, das von der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Volkshochschul-Verband 2012 entwickelt wurde. Er soll eine lebendige demokratische Kultur vor Ort fördern. Die Frankreichstrategie der Landesregierung verfolgt das Ziel, Französisch im Saarland innerhalb von 30 Jahren als zweite Verkehrssprache zu etablieren. tan

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