Ab Januar wird Operieren sicherer

Völklingen · Die Völklinger SHG-Kliniken haben ein 1,6 Millionen Euro teures Gerät angeschafft, das es im Saarland bisher nur in Homburg gibt. Der Roboter soll Risiken bei Prostata-Operationen mindern. Jetzt wurde er vorgestellt.

 Chefarzt Dr. Frank-Uwe Alles (rechts) erklärte die neue Maschine, die ab Januar für Prostata-Operationen eingesetzt wird. Horst Kipp und Petra Threm schauten sich alles interessiert an – Kipp als Betroffener, der bereits eine OP hinter sich hat. Foto: Jenal

Chefarzt Dr. Frank-Uwe Alles (rechts) erklärte die neue Maschine, die ab Januar für Prostata-Operationen eingesetzt wird. Horst Kipp und Petra Threm schauten sich alles interessiert an – Kipp als Betroffener, der bereits eine OP hinter sich hat. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Häufigkeit von Prostatakrebs nimmt seit fast drei Jahrzehnten stetig zu. Das ist überwiegend auf den Einsatz neuer Methoden zur Früherkennung zurückzuführen, durch die mehr Prostatakarzinome, vor allem im Frühstadium, entdeckt werden. Die Urologische Klinik der Völklinger SHG-Kliniken informierte am Samstag beim "Prostata-Tag" über zwei neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die sie ab Januar einsetzen wird: Eine verbesserte Diagnose des Prostatakarzinoms wird durch die so genannte MRT-fusionierte, ultraschallbasierte Biopsie erreicht. Und das "da-Vinci"-Verfahren ermöglicht computerunterstützte, hochpräzise Operationen.

Rund 80 Zuhörer waren in den Vortragssaal gekommen, überwiegend ältere Männer, also jene Altersgruppe, die besonders von Prostata-Beschwerden betroffen ist. Das "da-Vinci"-System (Kosten: rund 1,6 Millionen Euro) war aufgebaut, so dass jeder einmal den Platz des Operateurs einnehmen konnte.

Chefarzt Dr. Frank-Uwe Alles und sein Team erläuterten, warum Vorsorgeuntersuchungen notwendig sind: "Der Prostatakrebs verläuft zunächst völlig ohne Symptome, und wenn er erst einmal die Kapselhülle überschritten hat, werden Metastasen in andere Organe verstreut." Bei den herkömmlichen Biopsien (Gewebeentnahmen) war es oft dem Zufall überlassen, ob das verdächtige Gewebe "getroffen" wurde - dann musste man den Vorgang wiederholen. Mit der neuen Methode steigt die Trefferquote auf 50 Prozent. Dabei wird eine MRT-Aufnahme (Magnetresonanz-Tomographie) mit den aktuellen Ultraschallbildern abgeglichen, und mit der Biopsie kann man dann die auffälligen Areale der Prostata exakt ansteuern.

Das "da-Vinci"-Operationsverfahren besteht aus zwei Komponenten: einer Steuerkonsole, an der der Chirurg sitzt, und einer Robotereinheit beim Patienten. Dem Operateur wird ein dreidimensionales Bild übertragen, so dass er die Mikro-Instrumente an den Roboterarmen im Operationsfeld präzise mit Hand- und Fingerbewegungen führen kann. "Die Bewegungen sind zitterfrei, sie laufen 1300 Mal pro Sekunde ab, und Komplikationen wie Impotenz oder Inkontinenz durch Verletzung von Nervenbahnen sind minimiert", erläuterte Dr. Alles.

Und noch einmal wurde auf die Dringlichkeit der Früherkennung hingewiesen: Die Diagnose Prostatakrebs wird in 80 Prozent der Fälle erst bei über 60-Jährigen gestellt, oft zu spät für eine erfolgreiche Therapie. Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 60 000 Männer an diesem Krebs, 12 000 sterben daran. Als Risikofaktoren für Prostatakrebs gelten unter anderem fortgeschrittenes Alter, genetische Veranlagung und Ernährung.

Zum Thema:

HintergrundDie Prostata ist eine Drüse in unmittelbarer Nähe der männlichen Harnblase. Sie ist etwa kastaniengroß und produziert verschiedene Bestandteile der Samenflüssigkeit. Ab dem 50. Lebensjahr treten bei fast jedem zweiten Mann Veränderungen der Prostata auf. Dabei kann es sich um eine gutartige Vergrößerung der Drüse handeln, die so genannte Benigne Prostatahyperplasie (BPH). Sie tritt in jenem Teil der Prostata auf, der die Harnröhre umschließt. Dadurch wird die Harnröhre eingeengt, so dass es zu Beschwerden kommen kann: Der Harnstrahl wird schwächer und der Harndrang häufiger.Prostatakrebs hingegen entsteht meistens weit entfernt von der Harnröhre und bleibt deshalb oft lange Zeit unbemerkt. Er ist mit etwa 26 Prozent die häufigste Krebserkrankung von Männern in Deutschland. Mit einem Anteil von rund elf Prozent steht das Prostatakarzinom hinter Lungen- und Darmkrebs an dritter Stelle bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen. kük

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort