Prostata-Krebs soll schneller erkannt werden

Homburg. In Deutschland ist Prostatakrebs bei Männern der häufigste Tumor, jährlich werden 31500 Fälle entdeckt. Wie bei allen Krebskrankheiten ist Früherkennung wichtig

Homburg. In Deutschland ist Prostatakrebs bei Männern der häufigste Tumor, jährlich werden 31500 Fälle entdeckt. Wie bei allen Krebskrankheiten ist Früherkennung wichtig. Doch der PSA-Test, die Blutuntersuchung hat ihren Namen vom "Prostataspezifischen Antigen", das auf Veränderungen an der Vorsteherdrüse hinweist, findet auch Geschwulste, die wahrscheinlich zu Lebzeiten eines Patienten nie oder erst sehr spät zu Beschwerden geführt hätten. Für eine Therapie ist es jedoch wichtig, die hoch gefährlichen, aggressiv wachsenden Krebsformen von den ungefährlicheren Varianten zu unterscheiden."Wahrscheinlich hätten bei entsprechender Untersuchung ein Drittel aller 80-Jährigen ein Prostatakarzinom. Bei den meisten wächst es aber so langsam, dass man am besten nichts dagegen tut. Bei der aggressiven Form ist die Prognose allerdings schlecht. Hier muss gehandelt werden und eine Therapie erfolgen", erklärt Professor Friedrich Grässer von der Uni-Klinik Homburg.

Er will gemeinsam mit Professor Bernd Wullich von der Urologischen Universitätsklinik in Erlangen mit molekularbiologischen Methoden eine genauere Früherkennungs-Möglichkeit entwickeln. Im Mittelpunkt der neuen Methode stehen die erst kürzlich entdeckten mikroRNAs. Die Ribonukleinsäure (RNA) spielt in unseren Körperzellen eine zentrale Rolle. Sie sorgt dort für den Aufbau von Eiweißstoffen nach den Baumustern der im Zellkern gespeicherten genetischen Information. MikroRNAs sind Genregulatoren, die in diesen Prozess eingreifen.

Krebs früh erkennen

"Die Idee dahinter ist, einen prostataspezifischen Biochip für die Diagnose herzustellen", so der Forscher. Auf einem solchen Chip werden typische mikroRNA-Muster von Krebspatienten gespeichert. Das erlaubt einen raschen Abgleich mit verdächtigen Gewebeproben. Mit Hilfe dieses Chips soll dann untersucht werden, ob ein Prostatakarzinom einen aggressiven Krankheitsverlauf zu nehmen droht. "Innerhalb der nächsten fünf Jahre könnte diese Methode ein verbessertes Werkzeug der Früherkennung sein", so der Wissenschaftler. "Dem Patienten wird Prostatagewebe entnommen, das innerhalb von zwei bis drei Tagen mit Hilfe eines Chips untersucht wird. Der Krebs kann so in einem sehr frühen Stadium erkannt werden." Darüber hinaus könnten die im Zuge der Untersuchung identifizierten mikroRNAs helfen, die Entstehung des Prostatakarzinoms besser zu verstehen.

Ob seine Arbeit als Basis einer Therapie dienen wird, kann der Molekularbiologe noch nicht beurteilen. Möglicherweise könnten die mikroRNAs mit Hilfe weiterer genetischer Werkzeuge blockiert und so das Tumorwachstum gestoppt werden. "Aber das ist noch Zukunftsmusik", fügt der Forscher hinzu. Die Wilhelm Sander-Stiftung zur Krebsbekämpfung fördert sein Projekt mit über einer viertel Million Euro.

Wissenschaftler vermuten, dass mikroRNAs auch an der Entstehung und dem Wachstum von Tumoren beteiligt sind, wobei die genauen Funktionen noch nicht geklärt sind. "Jeder Tumor hat ein gewisses mikro-RNA-Profil", erklärt Grässer. Gemeinsam mit seinem Erlanger Kollegen Bernd Wullich will er normales und Prostatakrebs-Gewebe von Patienten und die darin enthaltenen mikroRNAs analysieren und vergleichen.

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