„Wir haben eine kleine Chance“

Fürstenhausen · Die Fresh Völklingen GmbH investiert in die Völklinger Fischzuchtanlage – um sie auf lange Sicht in die Gewinnzone zu führen. Wie, das hat Geschäftsführer Peter Zeller im SZ-Gespräch erklärt.

 Silbriges Glitzern: Fische in einem der Völklinger Aufzuchtbecken. Foto: Becker & Bredel

Silbriges Glitzern: Fische in einem der Völklinger Aufzuchtbecken. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Unübersehbar schon von ferne, dass sich an der Völklinger Meeresfischzuchtanlage etwas tut: Ein Kran steht vor der Halle. Besucher werden freundlich auf den rechten Teil des Parkplatzes komplimentiert: Die linke Seite hat das Kran-Team mit Beschlag belegt, bugsiert Material aufs Hallendach - dort wird eine große Solaranlage gebaut.

Ungewohnt lebhaft geht es auch in der ersten Etage des kleinen Verwaltungsbaus neben der Halle zu. Gelächter und Geschirrklappern dringt aus der offenen Tür der Küche. Am Morgen, erklärt Betriebsleiterin Verena Hanke den Gästen von der Zeitung, hat ein Profikoch den Fischzucht-Mitarbeitern gezeigt, wie man Dorade, Wolfsbarsch und Kingfish - die Fischarten, die in der Anlage gezogen werden - filetiert und zubereitet. Gerade hat die Gruppe ihr Menü beendet, man sitzt bei einem Glas Weißwein beisammen; übrig gebliebene Fisch-Portionen - appetitlich angerichtet - wandern für den Folgetag in den Kühlschrank. Solche Kurse werde es künftig öfter geben, sagt Hanke. Alle Mitarbeiter sollen alle Aspekte des Fürstenhausener Produkts möglichst gut kennen.

Ein paar Türen weiter hat Peter Zeller, der neue Geschäftsführer , noch keine Zeit fürs Gespräch. Zellers Assistentin bittet um Geduld, es gebe just ein Problem. Ein paar Minuten später kommt Zeller lächelnd über den Flur. Problem gelöst, sagt er. Ein Kühlwagen, der Fisch in die Schweiz bringen sollte, sei an der Grenze aufgehalten worden: "Jemand hatte sich vertan beim Ausfüllen eines Zoll-Formulars." Von Völklingen aus habe sich der Fehler aber beheben lassen, der Transport dürfe nun ins Land.

Seit dem 6. August gehört die Fischzuchtanlage der Fresh GmbH, seitdem ist Zeller der Chef. Einiges, was er im August angekündigt hatte, ist bereits im Gange. Der Filetier- und Kochkurs gehöre übrigens dazu: Unter dem Namen "Fresh Academy" soll es künftig Aus- und Fortbildung auch für Externe geben. "Ich zeige Ihnen mal, was wir gemacht haben", sagt er und führt uns ins Dachgeschoss. Im Raum neben der Hallen-Galerie hat der Ausbau begonnen, "das wird unser Seminarraum".

Die Galerie selbst, von der aus man auf die Fischbecken schaut, hat ein solides Geländer bekommen: Zeller will neben Fach-Besuchern auch Schulklassen einladen.

Zwei der vier Becken liegen derzeit still. Nicht nur zur Revision, größere Umbauten und technische Verbesserungen seien geplant (die SZ berichtete bereits); sie sollen Energieverbrauch und Kosten senken. Ebenso die Groß-Solaranlage auf dem Dach - die verbessere zudem die Isolation, so dass das Beckenwasser sich im Sommer weniger aufheize: bessere Lebensbedingungen für die Fische . "Ich gebe nur Geld aus, wenn ich dadurch sparen kann", sagt Zeller, "das habe ich bei Swissair gelernt": Für die Airline hat er lange als Marketing-Profi gearbeitet.

"Marketing, das machen wir nebenbei", sagt Zeller, "so haben wir den Kopf frei für Unternehmerisches." Fürs Rechnen, die Fixkosten sollen runter. Fürs Strategische, es gelte, einen Markt aufzubauen für das, was die "Fischfarm" zu bieten hat: "Know-how" - und natürlich Fisch. "Es geht um Essen, um Genuss", sagt Zeller, "Fisch ist ein Lifestyle-Produkt, mit viel Emotion drin." Mit einer Jahresproduktion von 450 bis 500 Tonnen - vor allem Kingfish - könne die Anlage profitabel werden, meint Zeller. Mehr Fisch soll es nicht sein, auch wenn das technisch ginge: "Maximalauslastung ist nicht kontrollierbar. Ich muss nicht alles betreiben, was ich könnte."

Auf diesem Weg, sagt Zeller vorsichtig, "haben wir eine kleine Chance". Und sollte es in ein paar Jahren doch nicht gelungen sein, die Anlage wirtschaftlich zu machen, dann sei auch das kein Drama, fügt er hinzu. Den Investoren gehe es nicht um kurzfristigen Profit, sondern um die Sache. "Diese Anlage ist einfach zu gut, um sie kampflos aufzugeben", sagt Zeller. Und lacht.

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Auf einen BlickEinen Werksverkauf werde es bei der Völklinger Fischzucht wieder geben, hatte Geschäftsführer Peter Zeller im August versprochen. Jetzt ist dieser Werksverkauf eingerichtet - als Online-Shop (gastro.lovefresh.de ). Auch Privatleute können dort einkaufen, sagt Betriebsleiterin Verena Hanke auf SZ-Nachfrage. Man bestellt und bezahlt online und holt am Folgetag seine Fische in Fürstenhausen ab. dd

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