Steag Jahresbilanz Stilllegung der Völklinger Kraftwerke könnte sich verzögern

Völklingen/Bexbach · Ursprünglich sollten das Modellkraftwerk und das Heizkraftwerk in Völklingen-Fenne am 31. Oktober endgültig stillgelegt werden. Doch sie könnten von der Bundesnetzagentur jetzt wieder für systemrelevant erklärt werden, glaubt der Betreiber Steag. Regulär an den Markt zurückkehren könnten womöglich auch die Stromfabriken der Steag in Quierschied und Bexbach.

 Das Heizkraftwerk in Völklingen-Fenne sollte eigentlich am 31. Oktober endgültig stillgelegt werden. Doch sie könnten von der Bundesnetzagentur jetzt womöglich wieder für systemrelevant erklärt werden.

Das Heizkraftwerk in Völklingen-Fenne sollte eigentlich am 31. Oktober endgültig stillgelegt werden. Doch sie könnten von der Bundesnetzagentur jetzt womöglich wieder für systemrelevant erklärt werden.

Foto: Robby Lorenz

Die endgültige Stilllegung der Völklinger Kraftwerke, die der Essener Energiekonzern Steag in der Hüttenstadt betreibt, könnte sich wegen der durch den Ukraine-Krieg hervorgerufenen Energiekrise verzögern. Das sagte der Vorsitzende der Steag-Geschäftsführung, Andreas Reichel, anlässlich der Präsentation der Steag-Geschäftszahlen 2021. Ursprünglich sollten das Modellkraftwerk und das Heizkraftwerk in Völklingen-Fenne am 31. Oktober endgültig stillgelegt werden. Jetzt sei es möglich, dass die beiden Kraftwerksblöcke, die über eine installierte Leistung von 466 Megawatt (MW) verfügen, von der Bundesnetzagentur wieder für systemrelevant erklärt werden. Dann müssen die 40 Jahre alten Kraftwerke betriebsbereit bleiben, damit sie bei Bedarf hochgefahren werden können. Allerdings „steht ein Votum der Politik noch aus, auch die Bundesnetzagentur hat sich zur Frage einer möglichen Systemrelevanz noch nicht abschließend geäußert“, sagt Reichel. Systemrelevant ist ein Kraftwerk, wenn die Elektrizitätsversorgung gefährdet wäre, falls es stillgelegt würde. Hierbei hat auch der im Saarland tätige Übertragungsnetzbetreiber Amprion ein Wörtchen mitzureden.

Die beiden anderen saarländischen Stromfabriken der Steag in Quierschied (Weiher 3) und Bexbach, für die der Konzern eine endgültige Stilllegungen Anfang 2021 angemeldet hatte, sind derzeit noch bis Frühjahr 2025 als systemrelevant eingestuft, so dass Amprion deren Leistung bei Bedarf abrufen kann. Das Vorhalten dieser Kraftwerke für einen möglichen Einsatz in der Energieversorgung zahlt der Stromkunde. Hier sei es angesichts der angespannten Lage an den Energiemärkten allerdings möglich, dass Weiher 3 (724 MW Leistung, seit 1976 in Betrieb) und Bexbach (780 MW, seit 1983 in Betrieb) wieder regulär an den Markt zurückkehren könnten, betonte Reichel. Dann ist allerdings die Steag wieder für Gewinn und Verlust der beiden Stromfabriken zuständig. Das Unternehmen werde sicherstellen, „dass die Kraftwerke technisch in der Lage sind, weiterhin zuverlässig Strom zu erzeugen, solange sie benötigt werden“, so der Steag-Chef.

Er kann sich jedoch auch vorstellen, die Kohlekraftwerke der Steag und anderer Stromkonzerne in eine Stiftung einzubringen. „Sie wäre eine Handlungsoption, die im Interesse der Versorgungssicherheit Kraftwerke am Markt bündelt, mittelfristig aber auch den Rückbau der Kohlekraftwerke und ihrer Mannschaften organisieren könnte.“ Die Steag würde eine solche Lösung begrüßen.

Der Konzern soll in einen grünen und einen schwarzen Bereich (mit den Kohlekraftwerken) aufgespalten werden. Diese Teilung soll Anfang 2023 vollzogen sein. Die Eigentümer der Steag, sechs Stadtwerke an Ruhr und Rhein, wollen das Unternehmen verkaufen und erhoffen sich von der Aufteilung einen besseren Verkaufspreis. Der Saarbrücker Tochter Steag New Energies (SNE) könnte dann im grünen Konzernbereich eine wachsende Bedeutung zukommen. SNE beschäftigt rund 400 Frauen und Männer. Insgesamt arbeiten 800 Menschen für die Steag an der Saar.

Insgesamt verlief das Jahr 2021 für die Steag erfolgreich. Der Konzernumsatz stieg um 37 Prozent auf 2,77 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 20 Prozent auf 234 Millionen Euro. Unter anderem haben steigende Strompreise für bessere Erträge gesorgt. Die Zahl der Mitarbeiter sank um sechs Prozent auf knapp 5760. Für das Jahr 2022 erwartet der Konzern „eine deutliche Verbesserung gegenüber den Jahreswerten von 2021“, teilte das Unternehmen mit.

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