Deutschen Radio Philharmonie bietet am Sonntag in Saarbrücken Vorgeschmack auf „Ring“-Aufführung in Bayreuth Inkinen erklimmt den grünen Hügel

Saarbrücken · Es ist der Olymp für Wagner-Dirigenten: Bayreuth. Wie dem Chefdirigenten der Deutschen Radio Philharmonie, Pietari Inkinen, die Ehre zuteil wurde, eine Neuproduktion des „Ring“-Zyklus auf dem grünen Hügel zu leiten.

 Chefdirigent Pietari Inkinen dirigiert die DRP in der Congresshalle (die Aufnahmen stammen vom Oktober 2020, Auftakt der DRP-Reihe "Hin und Hör").

Chefdirigent Pietari Inkinen dirigiert die DRP in der Congresshalle (die Aufnahmen stammen vom Oktober 2020, Auftakt der DRP-Reihe "Hin und Hör").

Foto: Kerstin Krämer/KERSTIN KRAEMER

Jetzt steigt Pietari Inkinen endgültig in den Olymp der Wagner-Dirigenten auf: Als erster Finne und einer der jüngsten Dirigenten wird der 42-Jährige in Bayreuth eine Neuproduktion von Richard Wagners „Ring“-Zyklus leiten. Doch damit nicht genug. Kurz bevor der Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) Ende Mai den grünen Hügel erklimmt, um drei Monate lang völlig absorbiert zu werden vom wagnerianischen Universum, gibt die DRP am Sonntag einen Vorgeschmack darauf mit Ausschnitten aus „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. Der Clou: Als hochkarätige Solisten konnten die schwedische Sopranistin Irène Theorin und der (kurzfristig für den erkrankten Stefan Vinke eingesprungene) deutsche Tenor Andreas Schager gewonnen werden, die tatsächlich auch als Brünnhilde und Siegfried auf der Festspiel-Bühne stehen werden – mehr Bayreuth in Saarbrücken geht nicht.

Wie kam der DRP-Chef zu der Ehre? Bewerben könne man sich für Bayreuth nicht, erzählt Inkinen, der außerdem Chefdirigent des Japan Philharmonic Orchestra ist und in diesem Jahr auch die Leitung des koreanischen Rundfunkorchesters KBS Seoul übernimmt. Man müsse sich eben international einen entsprechenden Namen schaffen (an dieser Stelle dem finnischen Ausbildungssystem ein Trullala), und werde dann angerufen. Ob's nun Katharina die Große persönlich war, die bei ihm angeklingelt hat, weiß er gar nicht mehr. In jedem Fall sei es „toll, dass dieser Schritt in meiner Karriere jetzt schon kommt“. Und er fühlt sich bestens gewappnet, schließlich hat er den Ring schon an der Opera Australia in Melbourne aufgeführt und wurde dafür 2014 und 2016 wiederholt als bester Operndirigent ausgezeichnet. Mit der DRP und den Vokalisten Lise Lindström und Stefan Vinke hat er zudem eine CD mit Auszügen aus „Siegfried“ eingespielt und als musikalischer Direktor des New Zealand Symphony Orchestra eine Wagner-CD mit dem Tenor Simon O‘Neill vorgelegt. Vor allem aber ist er mit den akustischen Besonderheiten in Bayreuth bereits bestens vertraut. Denn eigentlich hätte er den Ring schon 2020 dirigieren sollen, was der Pandemie zum Opfer fiel; aber er konnte im vergangen Jahr immerhin drei konzertante Aufführungen der „Walküre“ leiten.

„Die Situation ist so anders, das kann man nicht in der Metropolitan oder der Scala lernen“, sagt Inkinen über die klanglichen „Sonderturbulenzen“ des Hauses. Zwar hat er ein äußerst erfahrenes Orchester vor sich, in dem unter anderem DRP-Musikerin Ilka Emmert als erste Stimmführerin der Kontrabässe ein vertrautes Kontinuum garantiert. Doch allein durch die schiere Größe des Klangkörpers ergäben sich, in Kombination mit dem fehlenden offenen Graben, gewisse „Balanceprobleme“: Um zu wissen, wie die Musik im Saal klingt, ist Inkinen auf die Rückmeldung von Assistenten angewiesen. Dass wiederum das Orchester für das Publikum unsichtbar bleibt und die Musik wie aus dem Nichts beginnt, trage erheblich zur besonderen Magie des Ortes bei, betont Inkinen. Der übrigens nicht stehend, sondern im Sitzen dirigieren wird. Der Ring sei schließlich nicht nur eine mentale Herausforderung, bei der das Gehirn teilweise auf Autopilot schalte, sondern auch konditionell ein Gewaltmarsch: „Das ist wie ein Tennismatch in fünf Sätzen, da muss man seine Kräfte einteilen.“ Extra Sport treiben will Inkinen deswegen zwar nicht, aber bei den Aufführungen einige Liter isotonischer Getränke konsumieren.

Bei der Zusammenarbeit mit Regisseur Valentin Schwarz, der den Ring als hochaktuelle Story über die Mitglieder und ungebetenen Gäste einer Großfamilie in einer sich rapide verändernden Zeit inszenieren will, sei es von großem Vorteil, dass der ebenfalls Musiker ist: „Der kennt alle Schwierigkeiten“. Zur kommenden DRP-Saison verrät Inkinen nur so viel: Er freut sich wie Bolle, endlich wieder Orchester in voller Besetzung live vor Publikum dirigieren zu können. Nicht zuletzt für Spektakuläres wie die nun anstehende DRP-Matinée fordert er für Saarbrücken allerdings eine adäquatere Veranstaltungshalle und verweist auf touristische Synergieeffekte: „Einen solchen Magneten braucht das Saarland so schnell wie möglich!“ Ein Konzert in dieser einmaligen Besetzung dürfe jedenfalls niemand verpassen, meint Inkinen und verspricht ein Hörerlebnis, bei dem „das Dach der Congresshalle abhebt“.

8. Matinée der DRP: Sonntag, 15. Mai, 11 Uhr, Congresshalle. Maskenpflicht! Es gibt noch Karten: Tel. 0231-917 22 90, 0681-9 880 880 oder www.proticket.de. Live-Übertragung ab 11.04 Uhr auf SR 2 KulturRadio

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