Mit schwarzem Humor, Augenzwinkern und viel Spiellust

St Johann · Von den berühmten „letzten Worten“ handelt eine neue szenische Lesung der Theatergruppe „Theater Taxi“. Wer denkt, dabei handle es sich um eine tieftraurige Veranstaltung, irrt.

Nach fünf Jahren Abstinenz hat die Off-Theatergruppe "TheaterTaxi" den Betrieb wieder aufgenommen. Dass das als Studententruppe gestartete Ensemble so lange pausierte, lag an der Berufstätigkeit der einzelnen Mitglieder, die regelmäßiges Proben erschwerte. Als letzte Produktion der Taxis war die szenische Lesung "Auf die Knie, Mama" im alten Theater im Viertel zu sehen. Erst Sex, dann Tod: Dem gleichen Muster folgt nun in fast identischer Besetzung die szenische Lesung "Legt mir mein Schwanenkostüm zurecht! - auf ein letztes Wort", die am Samstag im kühlen Gewölbekeller des kleinen Theaters im Rathaus Premiere feierte. Doch nicht jedes der hier gesprochenen letzten Worte hat mit körperlichem Ableben zu tun. Es geht vielmehr um verschiedene Arten von Endlichkeiten, sei es im Leben, in Beziehungen oder in Filmen.

Die Idee kam den Taxis bei einer feuchtfröhlichen Runde, in der man sich larmoyante Gedanken machte: Werde ich irgendwann mal einen Abschiedsbrief schreiben? Was soll auf meinem Grabstein stehen? Und so begann die Gruppe zu sammeln: Assoziationen von Freunden und Bekannten, die hier eingangs als Off-Stimmen eingespielt werden; Briefwechsel quer durch die Jahrhunderte, Lyrik und Prosa von Goethe über Wilhelm Busch , Max Frisch , Kurt Tucholsky oder Mascha Kaleko bis Roger Willemsen , Grabinschriften , Blogeinträge, berühmte letzte Worte (echte und solche, die eher ins Reich der Legenden gehören) und Anekdoten vom Totenbett.

Denn natürlich brechen die Taxis düstere Andächtigkeit mit schwarzem Humor und Augenzwinkern . So gibt es ein Quiz mit improvisativem Charakter nach der Devise "Sag mir, wie Du stirbst, und ich sage Dir, wer du bist!", und einen Toten (Alik Dawson), der es sich im paradiesischen Jenseits gut gehen lässt, derweil sich die Trauergemeinde (Isabelle Groß de García, Frank Busch, Andreas Braun, Carl Rolshoven) um den Sarg (Ausstattung: Alexandra Lesch) mit seinen sterblichen Überresten versammelt. Dass der Tote zudem als fideler Conférencier durch den Abend führt (und so einen roten Faden spinnt), eröffnet eine tröstliche Perspektive.

Auch die Musik (Andreas Braun: E-Piano, Percussion, Gesang; Ariane Kläs: Geige) sorgt mit einer Bandbreite von Chopin über New Orleans Blues bis zu Songs von Bands wie Nirvana oder Kettcar für Schmunzelmomente. Nur das Etikett szenische Lesung will nicht recht kleben: Alles ist so inszeniert, dass man von einer Lesung kaum noch sprechen mag. Das wiederum ist der überbordenden Spiellust von "TheaterTaxi" geschuldet. Bleibt zu hoffen, dass die nicht so schnell stirbt!

Wieder: 10., 11. und 17. Juli,

je 19.30 Uhr, Kleines Theater im Rathaus. Karten, Infos:

Tel. (06 81) 3 90 46 02.

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