Street Art Saarbrücker Graffiti begeistern junge Deutsche und Franzosen

Saarbrücken · Wer ist hier Franzose, wer Deutscher? Das lässt sich angesichts der zehn jungen Frauen und Männer, die an diesem Nachmittag im Saarbrücker KuBa am langen Tisch sitzen und ihre Köpfe über Zeichenblöcke beugen, gar nicht ausmachen.

 Die Stimmung war prima beim Graffiti-Workshop im KuBa.

Die Stimmung war prima beim Graffiti-Workshop im KuBa.

Foto: Silvia Buss

Die Liebe zu Graffiti und Street Art hat diese jungen Leute aus Saarbrücken und Nantes zusammengeführt. Genau das war der Plan von Bettina Sorel. Zum Abschluss ihres Jahres als Junge Botschafterin von Nantes in Saarbrücken wollte sie junge Leute aus beiden Partnerstädten in einem Projekt zusammenbringen.

„Mir ist aufgefallen, dass Graffiti hier in Saarbrücken sehr präsent sind“, sagt sie und nennt nur als Beispiel den Artwalk und die Graffiti-Flächen am Staden. Und da kaum ein Thema so wie dieses junge Menschen anspricht, hat Sorel es zum Aufhänger eines einwöchigen Begegnungsprogramms gewählt, das den Teilnehmern auf mehreren Ebenen etwas bietet: zum einen die Möglichkeit, Gleichaltrige aus der Partnerstadt kennenzulernen, zum anderen „einen möglichst authentischen Eindruck von der Stadt zu bekommen“, etwas mehr über die Kunstform Street Art zu erfahren und sich selbst künstlerisch weiterzuentwickeln.

Für Letzteres sorgen die beiden HBK-Absolventen Jan Sahner und Edem Dippel, die die Nanteser und Saarbrücker in einem Graffiti-Workshop unterrichten. „Gestern haben wir eine Einführung bekommen, und heute sollte jeder ein Bildmotiv zeichnen,“ sagt Louis Gendron (19). Er legt einen Kunstband zur Seite und zeigt sein Werk, das einen Embryo in einer Blase darstellt. Er habe früher viel gezeichnet, aber das sei schon lange her, ergänzt der junge Mann, der in Nantes derzeit ein Zivildienstjahr in der Jugendorganisation „Parcours le Monde“ ableistet.

Die Nanteserin Léa Bernardon (20), die ein sehr gekonntes Clownsgesicht in einer Raute zeichnete, hat schon etliche Graffiti-Erfahrung und gerade ihr Studienfach gewechselt von Kunst zu Literatur. Wie alle vier Teilnehmer aus Nantes ist sie zum ersten Mal in Deutschland. Alle vier finden Saarbrücken, das bei ihrer Ankunft am Samstagabend gerade das Saar-Spektakel feierte, „beeindruckend“. Brahim Messeguer (21) gefällt die Vielfalt von neuer und alter Architektur. „Hinter jeder Straßenecke ist es wieder anders, immer überraschend“, sagt der Gärtner. Léa Bernardon hat es vor allem die Street Art angetan. Besonders mag sie die blau-grünen Wellen unter der Berliner Promenade und die filigrane Schwarz-Weiß-Zeichnung von Cone the Weird in der Futterstraße. Neben einer Stadtführung und einer Führung zu den Artwalk-Werken stand auch ein Besuch bei der Urban Art Biennale in der Völklinger Hütte auf dem Programm. Die Hütte als solche und die Biennale habe die jungen Leute erst recht begeistert, sogar von den Saarbrücker Teilnehmern seien einige erstaunlicherweise zum ersten Mal dort gewesen, sagt Bettina Sorel, die beim Betreuen und Dolmetschen vom FSJler Matthias Baden vom Dekanat unterstützt wird.

Was die Junge Botschafterin noch überrascht hat: „Die Nanteser interessieren sich total für Geschichte, sie wollen alle unbedingt auch das Historische Museum besuchen.“ Nicht genug bekommen können die jungen Leute auch von Street Art und Graffiti. Noch bis Freitag geht ihr Workshop, bei dem es nun heißt, die Bildmotive mit der Sprühdose auf einen 20 Meter langen Fries aus Holzplatten zu übertragen. Und weil ihnen das nicht reichte, hat Sorel kurzerhand noch einen Nachschlag organisiert. Unter Anleitung von HBK-Absolvent Pascal Herth besprüht die Gruppe zum Abschluss auch noch die Graffiti-Wand am Staden. Auch für Bettina Sorel heißt es dann am Samstag als Junge Botschafterin Abschied von Saarbrücken zu nehmen. Aber einen Wunsch hat sie noch: „Vielleicht kann meine Nachfolgerin ja ein Gegenbesuch in Nantes zum Thema Street Art organisieren?“

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