Was Willi Graf anders machte

Saarbrücken · Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten stand unter dem Thema „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte.“ Für eine Arbeit über Willi Graf erhält Philipp Coen vom Gymnasium am Rotenbühl einen der Förderpreise auf Landesebene.

 Philipp Coen am Willi-Graf-Ufer in Saarbrücken. Foto: Becker & Bredel

Philipp Coen am Willi-Graf-Ufer in Saarbrücken. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Für Geschichte habe er sich schon immer interessiert, sagt Philipp Coen. Der Saarbrücker Widerstandskämpfer Willi Graf aber war dem 17-Jährigen, der das Saarbrücker Gymnasium am Rotenbühl besucht, bis zum Herbst kaum ein Begriff. "Der Name sagte mir was, ich konnte ihn auch einem Zeitraum zuordnen, und dass er was mit dem Widerstand zu tun hatte, aber Näheres wusste ich nicht", gesteht der Gymnasiast.
Eins plus für die Arbeit

Inzwischen weiß er über Willi Graf sehr viel mehr. Fast zwei Monate lang hat er sich intensiv mit dem Leben Grafs beschäftigt und eine Seminararbeit von 28 Seiten unter dem Thema "Willi Graf - Anders sein im Dritten Reich" geschrieben. Die Anstrengung hat sich doppelt gelohnt: Coens Lehrerin honorierte die Arbeit im Seminarfach "Großes entsteht immer im Kleinen" mit einer Eins plus. Und wenn die Landessieger im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten geeehrt werden, bekommt er einen der drei Förderpreise.

Der Geschichtswettbewerb, den die Körber-Stiftung alle zwei Jahre für junge Menschen ausruft, stand diesmal unter dem Motto "Anders sein. Außenseiter in der Geschichte". Der Anstoß, sich zu beteiligen, sei von seiner Lehrerin gekommen, erzählt Coen. Anja Pattar, bei der er das Seminarfach "Großes entsteht im Kleinen" belegt, habe ihre Schüler dazu ermuntert und ihn auch auf die Idee mit Willi Graf gebracht. Für die Recherchen hat sich der Schüler an der Universitäts-Bibliothek eingeschrieben und dort Literatur besorgt. Gern hätte er auch Zeitzeugen befragt, erzählt Coen, doch da er keine mehr fand, habe er den Homburger Graf-Biografen Peter Görgen interviewt.

Viel riskiert und verloren

"Inwieweit war Graf anders als die Menschen, die um ihn herum lebten", war Coens Leitfrage. Die Antworten, die er darauf fand: "Er hat sehr früh schon seine Vorstellung von einer richtigen Welt gehabt, und er war sehr gläubig", sagt Coen. Graf habe es in Kauf genommen, sehr einsam zu sein, da er nur wenige Menschen in sein Denken einweihen konnte.

Die Tatsache, dass Willi Graf sein Leben riskiert und verloren habe, ohne damit letztlich viel ändern zu können, macht sein Handeln für den Schüler um so bewundernswerter. Weil es ja viel einfacher sei, sich gegen ein System zu wenden, wenn man viele Gleichgesinnte um sich habe. Willi Graf konfrontiere einen mit der Frage, welches Risiko man selbst auf sich nehmen würde, deshalb sei es wichtig, sich mit Menschen wie ihm zu beschäftigen, erklärt der Förderpreis-Träger.

Ob er nach dem Abi Geschichte studieren soll oder doch lieber Jura oder Betriebswirtschaft, weiß Philipp Coen noch nicht. "Aber ich hab ja noch ein Jahr Zeit", sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort