Herr Müller, wie kommt es dazu, dass Menschen sich überschulden, also nicht mehr in der Lage sind, alle ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen?

Roland Müller: Meist sind es krisenhafte Ereignisse oder auch besondere Bedarfslagen, die die Situation aus dem Ruder laufen lassen. In erster Linie ist dies eine Einkommensreduzierung, ausgelöst durch eine Arbeitslosigkeit oder auch durch den Verlust eines Partners - sei es durch Trennung oder Tod.

Im Schuldneratlas 2014 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Schuldnerquote, betrachtet man die einzelnen Saarbrücker Stadtteile, besonders in Malstatt hoch, es folgen Alt-Saarbrücken und Burbach. Woran liegt dies?

Müller: Es ist schwierig, daraus Schlüsse zu ziehen. Es könnte am Zuzug liegen: Da in diesen Stadtteilen die Mieten meist günstiger sind, wohnen hier auch vielfach Menschen mit geringerem Einkommen. Und hat man weniger Geld zur Verfügung, braucht nur mal ein Kühlschrank kaputtzugehen, und schon funktioniert alles nicht mehr gut.

Wer kommt zu Ihnen?

Müller: Nicht selten sind dies Alleinerziehende, deren Einkommen insgesamt eher niedriger ist. Auch der Anteil Älterer über 60 Jahre hat zugenommen, das liegt zum Teil am Rentenniveau, zum anderen auch daran, dass vermehrt Menschen auch in diesem Alter noch schuldenfrei werden wollen. Das Gros der Menschen, die uns aufsuchen, ist zwischen 25 und 55 Jahre alt.

Wann sollte man sich in einer Beratungsstelle melden?

Müller: Immer dann, wenn man selbst keine Lösung mehr findet, oder auch vorsorglich, wenn man weiß, dass man zukünftige Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Spätestens aber, wenn die Überschuldung eingetreten ist, wenn also die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können. Wir versuchen immer zuerst, eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen, bereiten aber auch Verbraucherinsolvenzverfahren vor und begleiten diese.