Schuldneratlas: In Malstatt ist etwa jeder Dritte überschuldet

Saarbrücken · 31,43 Prozent der Menschen in Malstatt stecken tief in den roten Zahlen, sie sind überschuldet. Ein Negativ-Spitzenwert in der Stadt, laut Schuldneratlas 2014 von Creditreform. In Alt-Saarbrücken und Burbach kann etwa jeder Fünfte seine Schulden nicht mehr bezahlen.

Die Rechnungen stapeln sich, doch das Geld fehlt. Und die Verzweiflung darüber wird größer: Eine Situation, die vielen Menschen in Malstatt bekannt sein dürfte. Etwa jeder Dritte in dem Saarbrücker Stadtteil ist überschuldet, was bedeutet, dass die Einnahmen die Ausgaben nicht decken. "Und das nachhaltig", betont Carsten Uthoff, Geschäftsführer der Creditreform Saarbrücken .

Die Wirtschaftsauskunftei ermittelt mit dem Schuldneratlas alljährlich die Verschuldungssituation in Deutschland. Ein Blick auf die Statistik des Saarbrücker Stadtgebietes belegt klar, dass Malstatt, wie schon in den vergangenen Jahren, auf dem Negativ-Spitzenplatz steht. Die Schuldnerquote beträgt hier 31,43 Prozent. Mit einigem Abstand folgen auf Platz 2 Alt-Saarbrücken (21,21 Prozent) und auf Platz 3 Burbach mit 20,04 Prozent. Am geringsten ist die Schuldnerquote dagegen in Ensheim (8,0 Prozent), Jägersfreude (9,07 Prozent), Klarenthal (9,18 Prozent) und Bübingen (9,19 Prozent).

Woran liegt es? Uthoff verweist auf Faktoren, die, in ihrrem Zusammenspiel, entscheidend sind: die Arbeitslosenquote , die Kaufkraft , das Bildungsniveau und die Einkommenssituation. In Malstatt, das zeigten Statistiken, sei die Arbeitslosenquote hoch, die Kaufkraft gering, Bildungsniveau und Einkommenssituation niedrig.

Dafür, dass manche Menschen nicht mehr aus den roten Zahlen herauskommen, gibt es, so sagt er, generell mehrere Hauptursachen: allen voran Arbeitslosigkeit oder Scheidung. Weitere Ursachen könnten das Konsumverhalten, eine Krankheit oder auch eine gescheiterte Selbstständigkeit sein. Gerade Männer seien "überschuldungsaffin": "Sie sind oft etwas optimistischer, was die Einnahmen angeht, investieren eher in teurere Produkte."

Allerdings holten Frauen auf: "Der gesellschaftliche Wandel drückt sich hier aus. Immer mehr Frauen sind alleinerziehend, haben also einen höheren Anteil selbst zu tragen." Deutschlandweit betrage die Schuldnerquote bei Männern 12,61 Prozent, bei Frauen 7,35 Prozent. Der Creditreform-Geschäftsführer weist auch darauf hin, dass nach wie vor junge und ältere Menschen besonders gefährdet seien, in die Schuldenfalle zu geraten. Bei jungen Leuten könnten die diversen Konsumwünsche überhand nehmen. "Und bei älteren Menschen können zum Beispiel höhere Gesundheitskosten oder Mieten zum Problem werden."

> : Interview

Meinung:
Kurz mal innehalten

Von SZ-RedakteurinUlrike Paulmann

Je größer (und teurer), desto besser: Der alljährliche Geschenkewahnsinn geht ins Finale. "Reicht" das, was man da schon alles besorgt hat, auch wirklich?

Wer sich tatsächlich solche Gedanken macht, der sollte mal ganz schnell für einen Moment innehalten. Und sich bewusst machen, dass es - das zeigt der Schuldneratlas - ganz in unserer Nähe viele Menschen gibt, bei denen jedes noch so kleine Geschenk schon ein Luxus ist, weil einfach zu wenig Geld da ist.

Gut, dass in dieser Stadt immer wieder viele Initiativen daran erinnern und zum Helfen animieren - genannt seien da zum Beispiel die Wunschbaumaktionen der Caritas oder des Kinderschutzbundes. Schon mit kleinen Beträgen anderen, denen es weniger gut geht, eine große Freude zu machen - das ist ein Vorhaben, das viel sinnvoller ist als das Jagen nach dem x-ten Unnütz-Geschenk für die, "die sowieso schon alles haben".

Zum Thema:
Überschuldung liegt laut Creditreform dann vor, "wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverbindlichkeiten nicht in absehbarer Zeit begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen." Dem von Creditreform erstellten Schuldneratlas 2014 zufolge sind 9,9 Prozent der Menschen in Deutschland ab 18 Jahren (6,67 Millionen) überschuldet. up

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