Die Botschaft der Weißen Rose

Saarbrücken. Sie berührte die Herzen ihrer Zuhörer, die respektvoll und andächtig lauschten, wo immer sie auftrat und über das Grauen der Nazi-Zeit berichtete: Anneliese Knoop-Graf, die seit 1945 unermüdlich gegen das Vergessen kämpfte und junge Menschen dazu motivieren wollte, die Freiheit zu schützen. Sie starb am Donnerstag, 27

Saarbrücken. Sie berührte die Herzen ihrer Zuhörer, die respektvoll und andächtig lauschten, wo immer sie auftrat und über das Grauen der Nazi-Zeit berichtete: Anneliese Knoop-Graf, die seit 1945 unermüdlich gegen das Vergessen kämpfte und junge Menschen dazu motivieren wollte, die Freiheit zu schützen.

Sie starb am Donnerstag, 27. August, mit 88 Jahren in Bühl in Baden (die SZ berichtete). Aufgewachsen war sie mit ihren älteren Geschwistern Mathilde und Willi Graf in Saarbrücken. Ihr Bruder gehörte zur Widerstandsgruppe Weiße Rose und wurde am 12. Oktober 1943 von den Nazis enthauptet. Er war 25 Jahre alt. Sie selbst saß vier Monate in Gestapo-Haft - obwohl sie nichts über die Weiße Rose wusste. Willi hatte seine Schwestern konsequent herausgehalten.

Nach 1945 machten die Frauen es sich zur Lebensaufgabe, das Vermächtnis ihres Bruders unermüdlich "weiterzutragen". Mathilde Baez-Graf starb mit 85 Jahren im November 2001. Anneliese Knoop-Graf sprach noch im Mai 2009 mit jungen Leuten an der Waldorfschule in Bexbach. Vor allem dank ihrer zahlreichen Besuche an saarländischen Schulen wird sie im Saarland unvergessen bleiben. Die Reaktionen der Schüler zeigen, was Anneliese Knoop-Graf anstieß.

Drei Zitate aus dem Homburger Mannlich-Gymnasium vom Februar 2006: "Ich könnte stundenlang zuhören. Es ist so authentisch, so echt. Ganz anders als ein Lehrer es erzählen würde." "Diese Geschichte ist so bewegend, so mitreißend. Dieser Vormittag hilft uns allen, darauf zu achten, dass so etwas nie wieder passiert." "Es ist unglaublich, dass jemand vor uns steht, der das alles miterlebt hat. Sie kannte ja sogar Hans und Sophie Scholl. Das kann man gar nicht glauben. Das ist eine ganz andere Art von Geschichtsunterricht."

Als Willi Graf am 12. Oktober 2003 zum Saarbrücker Ehrenbürger ernannt wurde, nahm Anneliese Knoop-Graf die Urkunde entgegen und hielt eine ergreifende Gedenkrede. Das Manuskript überließ sie damals der SZ.

In dieser Rede heißt es: "Willi Graf starb einen einsamen, lang erwarteten Tod. Acht Monate, 250 Tage lang, Kampf gegen die Angst . . . in der Todeszelle. Willi gab keine Namen preis und viele der saarländischen Freunde blieben dadurch vor dem Zugriff der Gestapo bewahrt. Er hat öffentlich bekundet, was er fühlte und dachte. Dafür musste er im Alter von 25 Jahren sterben. In Saarbrücken hat Willi den größten Teil seines kurzen Lebens verbracht. Der Kampf gegen das Dritte Reich war für Willi die zwangsläufige Folgerung aus einer Maxime, die er am 6. Juni 1941 formuliert hatte - und die auf der Gedenktafel am Saarbrücker Johannishof zu lesen ist: ,Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung!'

Was mein Bruder in den Stunden vor seinem Tod fühlte und dachte, verdeutlichen einige Worte aus seinem letzten Brief an mich: ,Die Gespräche unserer letzten Wochen sollen Dir Hilfe und Inhalt für Dein zukünftiges Leben sein.

Ich werde bei Dir sein, auch wenn ich nicht mehr im Leben an Deiner Seite stehen kann . . . Du weißt, dass ich nicht leichtsinnig gehandelt habe, sondern aus tiefster Sorge.'"

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