Das Hans-im-Glück-Lächeln

Saarbrücken. Früher, in der Schulzeit, "wenn die Mädchen nach den Größeren schauten", da hat es Ron Zimmering immer etwas geärgert, dass er jünger wirkt, als er ist. Seit er am Theater ist, hat sich das geändert. "Das bietet auch Chancen", hat der Schauspieler festgestellt

 Ron Zimmering am Saarbrücker Saarufer. Er findet es schade, "dass man hier am Fluss eine Autobahn hat". Foto: Oliver Dietze

Ron Zimmering am Saarbrücker Saarufer. Er findet es schade, "dass man hier am Fluss eine Autobahn hat". Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Früher, in der Schulzeit, "wenn die Mädchen nach den Größeren schauten", da hat es Ron Zimmering immer etwas geärgert, dass er jünger wirkt, als er ist. Seit er am Theater ist, hat sich das geändert. "Das bietet auch Chancen", hat der Schauspieler festgestellt. Denn mit seinen fast 25 Jahren nimmt man ihm die 16-, 17-Jährigen wie Christopher in "Am Strand der weiten Welt" und jetzt den Karl Roßmann in Kafkas "Amerika" problemlos ab. Zimmering ist ein echter Charmebolzen, ausgestattet mit jenem Hans-im-Glück-Lächeln, das die Sonne aufgehen lässt. Nicht nur bei Schwiegermüttern. Und doch wirkt er völlig uneitel dabei. Jemand, dem man sofort eine glückliche Kindheit unterstellt. In Dresden kam er zur Welt, fünf Jahre vor dem Mauerfall. "Mit Wende verbinde ich immer den Gabelstapler, der mich in Berlin auf die Bühne hievte, auf der Kanzler Kohl gesungen hatte. Meine Eltern sind sofort mit uns hingefahren, als die Nachricht kam, aber zu spät". Ja, Dresden sei eine schöne Stadt. Er habe die Elb-Auen genossen. "Deshalb finde ich es so schade, dass man hier am Fluss eine Autobahn hat." Kreativen Tatendrang hat Zimmering schon als Schüler an den Tag gelegt. Die Lektüre von "Faust" und "Mephisto" im Deutschunterricht hat ihn so fasziniert, dass er mit einem Freund ein Puppentheaterprojekt auf die Beine stellte. Dass er einen Beruf ergreifen wollte, auf jeden Fall irgendwas, das mit Geschichten erzählen zu tun hat, sei ihm bald klar gewesen, sagt der Enkel von Max Zimmering, ein im Osten bekannter Schriftsteller. Am liebsten Schauspieler, ja. "Aber dann kamen die Bedenken: Hab ich genug Talent? O Gott, ich spreche Dialekt!" Also machte Zimmering zwei Praktika in der Filmbranche, bewarb sich auch fürs Regiefach, bevor ihn die Leipziger Hochschule als Schauspielschüler aufnahm. Gut fand er, dass die Leipziger Studenten im dritten und vierten Jahr am Theater Chemnitz in die Praxis gehen. "Da wird man schon in richtigen Produktionen eingesetzt." "Sommernachtstraum", "Die weiße Rose", "Der kleine Muck" - man habe ein breites Spektrum abgedeckt. Gleich nach dem Diplom 2008 erhielt Zimmering in Saarbrücken sein erstes Engagement - und mit Kafkas Roßman seine erste große Hauptrolle. Zu Roßmann gebe es gleich mehrere biografische Anknüpfungspunkte, sagt Zimmering. Seine jüdische Oma sei mit 16 aus der Slowakei nach England emigriert, ihre Schwester nach Amerika. Deshalb hat er jüngst deren Briefwechsel hervorgekramt und studiert. Und auch er selbst hat nach dem Abi Erfahrungen in und mit der Fremde gemacht. Ein Jahr Frankreich, work and travel. "Ich hab Zwiebeln gesteckt in Montelimar und in Paris gekellnert." Aber jede Rolle habe mit der eigenen Biografie zu tun, relativiert er. Das Spannendste an Theater findet er, "dass man für Figuren um Sympathie kämpft, die auf Anhieb keiner mag". 19.30 Uhr, Staatstheater: "Amerika" mit Ron Zimmering in der Hauptrolle. Karten: (0681) 3092-486.

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