Leuchtende Laternen und leuchtende Kinderaugen

Riegelsberg. Es gibt im Leben eines Menschen Situationen oder Termine, die vergisst (M)man(n) einfach nicht. Bei mir war es, neben anderen, die erste Fackel. Damit ich mir nicht die Hände mit dem heißen Wachs der Fackel verbrannte, waren am Griff vier Bierdeckel der Schloss-Brauerei befestigt. Das ist jetzt 40 Jahre her - es war der Martinstag 1969

Riegelsberg. Es gibt im Leben eines Menschen Situationen oder Termine, die vergisst (M)man(n) einfach nicht. Bei mir war es, neben anderen, die erste Fackel. Damit ich mir nicht die Hände mit dem heißen Wachs der Fackel verbrannte, waren am Griff vier Bierdeckel der Schloss-Brauerei befestigt. Das ist jetzt 40 Jahre her - es war der Martinstag 1969. Aber ich sehe die Fackel vor mir als wäre es gestern gewesen - ich war damals stolz wie Oskar! Mit mindestens dem gleichen Stolz trugen am Mittwoch über einhundert Kinder in Riegelsberg ihre Laternen und Fackeln vor sich her. Da sah man etwa den traditionellen Vollmond, der nach dem Martinstag, in diversen Kellerbars über eine Glühbirne gestülpt, sein Leben als Partybeleuchtung fristen muss, oder Lampion-Spongebobs (eine bekannte Zeichentrick-Figur) - die Bandbreite der selbstgebastelten und gekauften Laternen lies keinen stilistischen Wunsch offen.

Mit Eltern, Großeltern und erwachsenen Geschwistern dürfte die Zahl der Teilnehmer am traditionellen Martinsumzug rund um die Pfarrkirche St. Josef weit über 300 gelegen haben. Begonnen hat die "Martinsfeier" aber mit einem Wortgottesdienst (gehalten von Gemeindereferent Hans Krechan) und einer Besonderheit, die in Riegelsberg allerdings zu einem festen Ritual geworden ist: Vor der Messe konnten Kinder und Erwachsene Geschenke in der Kirche abgeben, die während der Weihnachtszeit an Bedürftige verteilt werden. Und mit Schlag 18 Uhr der Kirchturmglocke gab es dann noch eine Überraschung - allerdings nicht geplant: Das Pferd von St. Martin trat in den Streik. Vielleicht war es ja der Ansicht, dass das Blaulicht der Riegelsberger Feuerwehrautos, die den Zug sicherten, zu hell sei, vielleicht waren ihm auch die vielen Laternen und Fackeln nicht geheuer - jedenfalls ließ es sich auch nach dem Abschalten der Blaulichter nicht dazu bewegen, gesittet dem Zuge voranzuschreiten. So gab es in Riegelsberg einen Martinsumzug ohne St. Martin. Doch den Kindern ist es nicht weiter aufgefallen, die Erwachsenen hatten was zu "schwätze", und das Pferd stand mittlerweile wieder in seinem warmen, dunklen Stall - alle waren zufrieden.

Nachdem dann die wohlige Wärme des Martinsfeuers neben dem Pfarrheim einer frostigen Kälte gewichen war, sorgten Martinsbrezeln, Glühwein und Rostwürste für die entsprechende innere Wärme von Kindern und Erwachsenen. Viele Helfer rund um den Pfarrgemeinderat und das Pfarrhaus hatten für eine gelungene Martinsfeier gesorgt, was von den Kindern mit leuchtenden Augen gedankt wurde.

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