Stress fürs Bodenpersonal Gottes

Köllertal · Wie bewältigt das Bodenpersonal Gottes vier Festtage hintereinander? Die SZ hat sich bei Kirchenleuten im Köllertal umgehört und erfahren: Gute Organisation ist die halbe Miete.

 Im Köllertal gibt es in diesem Jahr noch einen zusätzlichen aufwändigen Weihnachtstermin: Die Fernseh-Christmette der ARD aus dem „Köllertaler Dom“, der Püttlinger Pfarrkirche St. Sebastian. Hier Mitarbeiter des Saarländischen Rundfunks am Dienstagnachmittag beim Besprechen des Ablaufs, von links: Dion Mieske, Ute Marx, Thomas Geller und Michael Becker. Foto: Becker & Bredel

Im Köllertal gibt es in diesem Jahr noch einen zusätzlichen aufwändigen Weihnachtstermin: Die Fernseh-Christmette der ARD aus dem „Köllertaler Dom“, der Püttlinger Pfarrkirche St. Sebastian. Hier Mitarbeiter des Saarländischen Rundfunks am Dienstagnachmittag beim Besprechen des Ablaufs, von links: Dion Mieske, Ute Marx, Thomas Geller und Michael Becker. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen", wusste Goethe. In unseren Kirchen herrscht an Weihnachten Hochbetrieb mit vier Tagen im Dauereinsatz.

Matthias Scheer, Kooperator in der Heusweiler Pfarreiengemeinschaft, hat uns sein positives Fazit im Umgang mit Weihnachten geschildert: An seinen unterschiedlichen Arbeitsstellen als Diakon, Kaplan und Kooperator feierte er bis zu drei Christmetten, Hochämter, Jugendgottesdienste, Vespern. Hinzu kamen Besuche im Seniorenheim oder Krankenhaus. Das Üben mit den Kindern fürs Krippenspiel durfte nicht vernachlässigt werden, ebensowenig die Vorbereitung der Gottesdienste, etwa für Predigten, Liedpläne, Fürbitten. Nicht zu vergessen die Seelsorge: "Rund um Weihnachten melden sich öfter Menschen, die seelischen Beistand brauchen, in Gesprächen, die auch schon mal mehrere Stunden dauern können. Durch Beerdigungen kann zusätzlich alles auf den Kopf gestellt werden. Dann hängt vieles an einer guten Vorbereitung und einer guten Verteilung der Aufgaben im gesamten Pastoralteam."

Auch die Familie wird mit eingeplant: "Meine Eltern, meine Oma und mein Bruder feierten meist eine der beiden Metten mit und sorgten dazwischen für das Abendessen." Er schildert: "Mit dem Gesang des Gloria in der Christmette, wenn das Jesuskind in die Krippe gelegt wird, kommt bei mir Weihnachtsstimmung auf. Mit dem Lied ‚Stille Nacht' am Ende der Christmette in großer Gemeinde, da kribbelt es schon. Und alle Anspannung fällt nach der Mette von mir ab, wenn ich in meiner eigenen Wohnung den Tannenbaum entzünde, das Krippchen betrachte, bete und spüre: Jesus ist da - und die Predigt für den nächsten Tag hoffentlich schon fertig."

Ein Gefühl, das Pastor Hans Maria Thul von der Püttlinger Pfarreiengemeinschaft ebenfalls kennt: "Wir haben dieses Jahr in Püttlingen ja die besondere Situation mit der Fernsehübertragung der Christmette aus dem Köllertaler Dom und der Tatsache, dass wir bis Sonntag vier Tage im Dauereinsatz sind", sagt Thul, der bei insgesamt sieben Gottesdiensten von Prälat Dr. Peter Prassl unterstützt wird. "Ohne eine gründliche Vorbereitung kann das alles nicht bewältigt werden", so Thul, der als erfahrener Geistlicher aber auch gelernt hat, zwischendurch zur Ruhe zu kommen, "in der Familie, oder mit Stündchen, die ich mit Lesen oder dem Hören von Musik verbringe."

Heidelinde Bauer, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Riegelsberg, schildert: "Als Gemeindereferentin bin ich an den Feiertagen nicht übermäßig gefordert. Lediglich der Heiligabend will gut geplant sein: Deshalb ist am 24. Dezember bei mir daheim immer schon alles in trockenen Tüchern. Die Wohnung ist weihnachtlich dekoriert, der Einkauf erledigt, die Geschenke besorgt." Einen großen Einsatz gibt es am Weihnachtsnachmittag um 15 Uhr doch: "Dann leite ich die Kinderkrippenfeier in Herz Jesu in Köllerbach." Ist die Kirche gegen 17 Uhr wieder hergerichtet, kann sie die Feiertage im Kreise der Familie, etwa bei Gottesdienstbesuchen und Spaziergängen, genießen. "Manchmal", so Heidelinde Bauer, "bedauere ich die Priester in meinem Pastoralteam, die auch an den beiden weiteren Feiertagen im Großeinsatz sind und in der Regel erst nach den Weihnachtstagen mit ihren Familien zusammenkommen können."

Hat auch ein Organist Weihnachtsstress? "Kann man wohl sagen", bestätigt Claus Bär, viel beschäftigter Organist und Chorleiter in Püttlingen. Zunächst ist er an Heiligabend für Organisation und musikalische Leitung der Fernseh-Christmette im Köllertaler Dom von 23.15 bis 0.30 Uhr verantwortlich. Dann kommen die Weihnachtsgottesdienste in den Püttlinger Pfarrkirchen St. Sebastian, Liebfrauen und St. Bonifatius. Bär leitet die Chöre und spielt die Orgel. Schon am Sonntag, 27. Dezember, gibt es im Köllertaler Dom ein weiteres Chorkonzert mit musikalischer Begleitung durch die "Sinfonietta Saarbrücken". "Entspannen tue ich erst nach dem 10. Januar", verrät Bär. Denn an diesem Tag leitet er in der Basilika in St. Wendel seinen Polizeichor des Saarlandes in einem weiteren Konzert, und in den Tagen davor zeigt er als Organist bei den Neujahrsempfängen der Pfarreiengemeinschaft Püttlingen Präsenz. Bär: "Nach dem 10. Januar setze ich mich dann in den Skiurlaub ab."

Der evangelische Pfarrer der Gemeinde Kölln in Köllerbach, Professor Dr. Joachim Conrad, sagt: "Ich finde die Feiertage nicht als Belastung, obwohl ich, alleine am Heiligen Abend, vier Gottesdienste leite. Ich freue mich darauf, ganz viele Leute zu sehen, die ich das ganze Jahr kaum sehe." Das sei ihm Entspannung genug, "und nach dem Mitternachtsgottesdienst bin ich in der Regel mit meinen Mitarbeitern in der Jugendarbeit zusammen. Das macht wieder Lust auf die Feiertagsgottesdienste."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort