Ein Gegenmittel gegen Baustellen-Einbußen?

Püttlingen · Stadt Püttlingen unterstützt eine Anzeigenaktion der Gewerbetreibenden mit 37 500 Euro, doch das „Wie“ sorgte für Debatten im Rat.

 Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk, das weiß nicht nur Marktschreier Wurst-Achim. Der Verkehrsverein Püttlingen wird allerdings, mit finanzieller Unterstützung aus der Stadtkasse, mit deutlich weniger Getöse vorgehen: Eine Anzeigenkampagne soll den durch die kommende Sanierung der Köllertalstraße drohenden Umsatzeinbußen entgegenwirken. Aus der Stadtkasse wurden 37 500 Euro bewilligt. Symbolfoto: Becker & Bredel

Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk, das weiß nicht nur Marktschreier Wurst-Achim. Der Verkehrsverein Püttlingen wird allerdings, mit finanzieller Unterstützung aus der Stadtkasse, mit deutlich weniger Getöse vorgehen: Eine Anzeigenkampagne soll den durch die kommende Sanierung der Köllertalstraße drohenden Umsatzeinbußen entgegenwirken. Aus der Stadtkasse wurden 37 500 Euro bewilligt. Symbolfoto: Becker & Bredel

Der Stadtrat hat den Weg frei gemacht, dass die Stadt den Verkehrsverein bei einer speziellen Werbekampagne finanziell unterstützen kann: Durch die im Juli beginnenden umfangreichen Sanierungsarbeiten in der Köllertalstraße (wir berichteten) befürchten die Kaufleute deutliche Umsatzeinbußen, die Anzeigenkampagne soll die negativen Auswirkungen zumindest abmildern.

Über die grundsätzliche Unterstützung der Kampagne war man sich am Mittwochabend eigentlich einig, doch über das "Wie" wurde erbittert gerungen - auch wenn sich später zeigen sollte, dass man sich diese Ringen hätte sparen können. Insbesondere Vera Jockers-Kaltz (CDU), auch im Vorstand des Verkehrsvereins, machte sich vehement für die Interessen des Vereins stark. Denn obwohl ihre eigene Fraktion die stärkste im Stadtrat ist und andere Fraktionen angekündigt hatten, mit der CDU zu stimmen, war die Mehrheit zeitweilig doch wackelig. Auch weil Jockers-Kaltz und neben ihr ebenso das unabhängige Ratsmitglied Marc Oehlenschläger als Vorstandsmitglieder des Verkehrsvereins nicht mitstimmen durften.

Hintergrund zum umstrittenen Punkt: Wegen der bevorstehende Sperrung der Hauptdurchfahrtsstraße drohten den Püttlinger Geschäftsleuten enorme Umsatzeinbußen. Die ortsansässigen Kunden würden wohl treu bleiben, Auswärtige aber würden Püttlingen in dieser Zeit meiden. Der Verkehrsverein hat deshalb ein Werbekonzept unter dem Motto "Umsatz trotz Baustelle" aufgelegt, an dessen Kosten sich die Stadt beteiligen will - mit maximal 37 500 Euro. Ab dem laufenden Wirtschaftsjahr sollen bis 2019 jeweils 12 500 Euro jährlich bereit gestellt werden. Und zwar dafür, die Umleitungen in den Amts- und Mitteilungsblättern in Heusweiler und Riegelsberg bekannt zu machen und um Werbeanzeigen für Einzelhandelsunternehmen und Gastronomie in Püttlingen und Köllerbach zu schalten. Des Weiteren sollen mehrseitige Broschüren in Püttlingen, Riegelsberg und Schwalbach verteilt werden. Der Verkehrsverein selbst beteilige sich mit 7500 Euro an dem dann insgesamt 45 000 Euro schweren Programm.

Streitpunkt wurde die Laufzeit der Kampagne: Sich auf die einstimmige Empfehlung aus dem Hauptausschuss des Rates berufend, beharrte die SPD darauf, das Geld nicht auf einmal, sondern nur jahresweise freizugeben. So könne man die Auswirkungen der Kampagne nach einem Jahr analysieren und haben gegebenenfalls noch die Möglichkeit, für das nächste Jahr nachzusteuern. "Nicht, dass sich das alles schon nach einem Jahr als Schuss in den Ofen erweist", so der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhold Schmitt.

Die CDU-Fraktion, im Hauptausschuss noch gleicher Meinung wie die SPD, hatte sich jedoch umentschieden. Denn inzwischen, so Gosbert Hubertus für die CDU-Fraktion, gebe es gesicherte Erkenntnisse, dass die Kosten für die Kampagne bei einer Drittelung unterm Strich um 20 Prozent höher liegen würden, als bei einer Komplettzusage über alle drei Jahre und dadurch günstigerem Preis.

Wie Vera Jockers-Kaltz mehrfach vehement einwarf, benötigten die verbliebenen Gewerbetreibenden die Komplett-Kampagne und die volle signalisierte Unterstützung. Kerstin Bremm (FDP) ergänzte: "Und nicht zuletzt hängen da ja auch noch Arbeitsplätze und vieles mehr dran."

Sigurd Gilcher (Die Linken) sah sich zwischenzeitlich genötigt, die Schärfe aus der Diskussion zu nehmen: "Schließlich will, wie ich meine, jeder hier im Saal die Gewerbetreibenden unterstützen - es geht nur um die Form."

Nach einigem Hin und Her kam dann Kämmerer Hans-Günter Kramp zu Wort, der sich an die Ratsmitglieder wandte: "Es wäre tatsächlich ein fatales Zeichen für die Kaufmannschaft, wenn Sie heute nicht in Gänze beschließen würden."

Es sei auch wichtig, dass die Förderung in den jeweiligen Haushalten verankert sei. Außerdem sei vereinbart, dass der Verkehrsverein dem Stadtrat regelmäßig über die Maßnahmen und deren Wirkung berichten werde. Das sei aber erst in einem kurzfristigen Treffen mit ihm als Verwaltungsvertreter und dem Verkehrsverein vereinbart worden, weshalb davon in der Vorlage zur Ratssitzung noch nichts zu lesen war. Was dann auch die SPD-Fraktion überzeugte, die Meinung zu ändern. Schmitt: "Mit diesem Wissen hätten wir uns vieles an der Debatte ersparen können."

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