„Der Rote Stern von Püttlingen“ leuchtet

Püttlingen · „Bericht über eine Zeit, in der man über vieles nicht reden konnte“: Mit diesem Kapitel beginnt der langjährige Püttlinger Kommunalpolitiker Franz Hertel sein neues Buch „60 Jahre seit dem Verbot der KP Saarland“. Das zeitgeschichtliche Werk ist im Blattlaus-Verlag erschienen.

Franz Hertel war für die DKP lange Jahre Mitglied des Püttlinger Stadtrates. In seinem gerade erschienenen Buch befasst er sich mit dem Verbot der Partei vor 60 Jahren. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Franz Hertel ist ein Mensch, " . . . der in der Nachkriegszeit im Saarland die Unterdrückung und Bestrafung von politisch unerwünschter Meinung hautnah erlebt hat". Das schreibt der Saarbrücker Blattlaus-Verlag im Vorspann zu einem neuen Buch. "60 Jahre seit dem Verbot der Kommunisischen Partei Saarland - Vor dem Vergessen bewahren!" Eben jener Franz Hertel hat es geschrieben.

Die Menschen im Köllertal haben Hertel über 40 Jahre als Fraktionschef der Deutschen Kommunistischen Partei im Püttlinger Stadtrat erlebt, als aufrechten, stets streitbaren Geist, der aus seiner kommunistischen Grundeinstellung nie ein Hehl gemacht hat.

Die Schreiber-Kollegen der bekannten "Tageszeitung-TAZ" haben über ihn vor Jahren getitelt: "Der Rote Stern von Püttlingen". In den vergangenen Jahren hat sich dieser rote Stern vom politischen Tagesgeschäft zurückgezogen, der Gesundheit wegen, Hertel ist Jahrgang 1934.

Sein Rückzug aus der Püttlinger Kommunalpolitik und der von ihm und seiner Frau vollzogene Umzug in eine seniorengerechtere Wohnumgebung in Saarbrücken hat jedoch nicht zum Erlahmen seiner politischen Interessen geführt. Erst kürzlich, beim Barbaratag des Bergmanns- und Unterstützungsvereines Köllerbach (die SZ berichtete), zog Hertel die erwähnte druckfrische Dokumentation aus der Aktentasche. "Das Verfassungsgericht hat am 9. April 1957 das Verbot der KP verfügt. Eine Entscheidung mit Folgen, mit vielen Verhaftungen und Berufsverboten, für mich nach wie vor ein schwerwiegender Eingriff in die Grundwerte unserer Verfassung", sagt Hertel.

Überzeugungen, die ihn persönlich zeitlebens geprägt haben. Erlebte er doch das bis heute gültige KP-Verbot als aktives Mitglied. Gründe genug, sich mit diesem, aus seiner Sicht traurigen Jahrestag, aus Historiker- und aus kommunistischer Perspektive auseinanderzusetzen.

Auf beinahe 100 Seiten versetzt der Autor den Leser in die Zeit der Fünfziger Jahre zurück: "Noch prägten Trümmer und Ruinen das Gesicht der Städte, doch die alten Volksverderber wollten schon wieder an die Schalthebel der Macht", heißt es im Buch.

Um die Durchsetzung des Verbotes geht es, um Reaktionen und Widerstände insbesondere in den Betrieben (besonders in Bergwerken), auch um persönliche Schicksale. Der Autor blickt nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Er fordert eine gründliche staatliche Aufarbeitung und insbesondere die endgültige Aufhebung des KPD-Verbotes: "Es dient quasi immer noch zur Einschüchterung der linken Bewegungen. Damit muss aber Schluss gemacht werden." Es dürfe nicht sein, dass aus dem KPD-Verbot ein "Ewigkeitsgesetz" gemacht werde, so Hertel: "Vielmehr wird es Zeit, dass das vor rund 60 Jahren in Karlsruhe politisch motivierte Urteil endlich in der Versenkung verschwindet", so seine Ansicht. Und Hertel hofft, " dass Tausende Menschen, die aufgrund des Urteils verfolgt oder bestraft worden sind, endlich rehabilitiert und entschädigt werden. Staatliche Willkür darf nicht länger ungesühnt bleiben."

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Auf einen Blick Das Buch "60 Jahre seit dem Verbot der KP Saarland" von Franz Hertel ist im Blattlaus-Verlag Saarbrücken unter der ISBN-Nummer 978-3-945996-10-2 erschienen und kostet 9,80 Euro. et